Bundesweit erstes klimaneutrales Orchester in Stuttgart

Wie eine Kreuzfahrt das Kammerorchester zum Klimaschutz führte

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AUTOR/IN
Sophie Rebmann

Mit dem Lastenrad zur Probe, keine Kreuzfahrten, eine gute Reiseplanung und ein Appell ans Publikum – das Kammerorchester Stuttgart zeigt: Klimaneutralität geht.

Die Cellistin transportiert ihr Cello im Lastenrad zur Probe, seine Dienstwagen hat das Kammerorchester Stuttgart durch Hybridfahrzeuge ersetzt und die Mitarbeitenden nehmen Bus und Bahn. Viele kleine Schritte, um als erstes Orchester in Deutschland sagen zu können: Wir spielen klimaneutral.

Gegen den Klimawandel: Lastenrad statt Kreuzfahrt

Die Idee kam ihnen, als das Orchester vor einem Jahr angefragt wurde, auf einer Kreuzfahrt zu spielen. Die Anfrage führte zu großen Diskussionen unter den Musikern und Musikerinnen des Kammerorchesters. Schließlich beschloss der Intendant Markus Korselt: "Wir machen Nägel mit Köpfen."

"Jetzt ziehen wir das durch."

Eine spezialisierte Unternehmensberatung hatte das Orchester seit November 2021 bei diesem Schritt beraten und C02-Emissionen des Orchesters, aber auch die des Publikums und aller eingekauften Dienstleistungen und Güter berechnet. Auch die Besucher und Besucherinnen werden nun aufgefordert, mit Bus und Bahn zu kommen. Und doch hat das Orchester nicht auf alles direkten Einfluss.

Ähnlich verhält es sich mit Auslandsreisen, die für den größten Teil der Emissionen verantwortlich sind. Auf sie will das Kammerorchester dennoch nicht verzichten. "Die internationale Konzert-Tätigkeit gehört zu unserer DNA. Das war schnell klar, dass das nicht wirklich verhandelbar ist", sagt Intendant Markus Korselt.

Wie internationale Konzerte und Klimaschutz zusammen gehen

Einzelne internationale Konzerte werden stattdessen miteinander verbunden, um die Zahl der Flüge und der Reisekilometer zu minimieren. Entstehende Emissionen kompensiert das Kammerorchester über Aufforstungsprojekte in Südamerika. Für jede Tonne CO2-Emissionen, die im Jahr 2022 bis 2024 entstehen werden, spendet es zudem Geld für einen Baum in Baden-Württemberg. Insgesamt 1260 Bäume, die sie in Herrenberg (Landkreis Böblingen) im Herbst 2022 pflanzen werden - ein kleiner Wald.

Gleichzeitig hatte das Orchester eine andere Veränderung vorbereitet: Die Digitalisierung der Notenbestände. Jedes Orchestermitglied liest seine Noten seitdem von einem iPad ab. Die hatte die Orchesterleitung ursprünglich angeschafft, um sich die Arbeit zu erleichtern. Wenn in der Vergangenheit Änderungen in den Partituren eingetragen mussten, habe das viel Zeit gekostet, bis alle ihren Bleistift herausgekramt und dieselbe Stelle gefunden hatten. Jetzt überträgt sich die Änderung auf einem Notenblatt automatisch auf die anderen. Und – ein schöner Nebeneffekt – das Orchester spart Papier!

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Sophie Rebmann