Am Montag gab es einen bundesweiten Warnstreik der Gewerkschaft ver.di an deutschen Flughäfen. In Baden-Württemberg wurden die Flughäfen in Stuttgart und Karlsruhe/Baden-Baden bestreikt. Während ver.di die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und der Bodenverkehrsdienste in Stuttgart und zehn anderen deutschen Flughäfen zum Streik aufrief, handelte es sich in Karlsruhe/Baden-Baden um einen anderen Tarifkonflikt.
Er richtete sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Luftsicherheitsbereich, die in der Fluggastkontrolle, der Personal-, Waren- und Frachtkontrolle sowie in Service-Bereichen tätig sind, wie ver.di mitteilte. Er galt ebenfalls zusätzlich für den Flughafen Stuttgart. So sollte der Druck auf die Arbeitgeber im Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) "in den zuletzt stockenden Manteltarifverhandlungen" erhöht werden, so ver.di.
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Probleme am Flughafen Stuttgart
In Stuttgart wurden über die Hälfte der Flüge - rund 100 von etwa 180 - nach Angaben einer Flughafensprecherin gestrichen, verschoben oder an andere Flughäfen verlegt. Aktuelle Informationen zu den Flügen gibt es auf der Abflug- und Ankunfts-Liste des Flughafens.
Nach Angaben der Stuttgarter Flughafensprecherin lief der Betrieb mit reduziertem Plan. Von ver.di hieß es: "Der Betrieb läuft mit Verzögerungen." Die Terminals waren demnach am Morgen noch ziemlich leer. "Die Lage ist relativ entspannt", so der ver.di-Sprecher. Auch die Flughafensprecherin sagte am Montag: "Es sieht soweit gut aus." Am frühen Morgen habe es nur Wartezeiten von etwa fünf Minuten gegeben.

Personal am Check-in oder beim Transport streikt
Am Flughafen Stuttgart waren mehrere Serviceunternehmen und Flugzeugabfertigungs-Gesellschaften zur Streikbeteiligung aufgerufen. Ihr Personal ist zum Beispiel beim Check-in oder beim Transport von Fluggästen und deren Gepäck eingesetzt. Am Sonntag hieß es von ver.di, dass auch Mitarbeitende an den Sicherheitskontrollen zur Beteiligung am Streik aufgefordert seien.
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Gestreikt werden soll laut der Gewerkschaft ver.di am Freitag unter anderem in der Region Stuttgart sowie in Ulm. Zudem beginnt die dritte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt.
Flüge für Tausende Passagiere fielen aus
Allein in Stuttgart waren von dem Ausstand rund 15.000 Passagiere betroffen. Dort konnten immerhin rund 80 Flüge abheben. "Der Betrieb im Terminal lief dabei vom frühen Morgen an normal", so der Flughafen. Es habe keine nennenswerten Wartezeiten gegeben. ver.di sprach von einer "entspannten Lage" bei verzögertem Betrieb.
Fast alle Flüge am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden gestrichen
Bis auf eine Eurowings-Verbindung um 11:40 Uhr nach Wien sind am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden am Montag alle anderen 16 Abflüge gestrichen worden. Ankommende Flüge finden laut Flughafen-Homepage wie geplant statt. Am Dienstag soll der Flugbetrieb wieder normal laufen.
Die meisten Fluggäste hatten sich auch am Baden-Airpark (Karlsruhe/Baden-Baden) auf den Ausstand eingestellt. Sie hatten umgebucht und waren gar nicht erst gekommen. Nur sieben Menschen, die die Streik-Info zu spät bekommen hatten, standen nach Angaben eines Flughafensprechers am frühen Morgen vergeblich am Schalter.
Am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden waren einem Sprecher zufolge etwa 3.000 Passagiere betroffen. Flieger konnten hier bis auf einen nach Wien nur leer abheben, ankommende Flugzeuge landeten am Baden-Airpark aber normal mit Fluggästen.
Warnstreiks auch an anderen Flughäfen in Deutschland
Auch andere deutsche Flughäfen waren betroffen. Dabei handelt es sich um die Flughäfen München, Frankfurt, Köln/Bonn, Düsseldorf, Dortmund, Hannover, Bremen, Hamburg, Berlin-Brandenburg und Leipzig-Halle.
Dem Flughafenverband ADV zufolge sind deutschlandweit mindestens 3.500 Flüge ausgefallen und 560.000 Passagiere nicht an ihr Ziel gekommen. Bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) wurde für Montag mit 3.900 Instrumentenflügen ein deutlicher Rückgang im Luftraum um rund 60 Prozent registriert, wie ein Sprecher in Langen berichtet. Die meisten verbliebenen Flugbewegungen waren Überflüge ohne Start oder Landung in Deutschland.
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Forderungen der Gewerkschaft
Die Gewerkschaft fordert in den Tarifverhandlungen von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr, sowie drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber haben bisher kein konkretes Angebot vorgelegt.
In der Luftsicherheit fordert Verdi unter anderem die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für Schichtarbeit.
Teure Folgen für die Luftverkehrsbranche
Während die Gewerkschaft sich über die Wirkung des Warnstreiks zufrieden zeigte, bedauerten die Flughafenbetreiber die Folgen für Passagiere, Airlines und den Flughafen: "Jeder Flug, der nicht stattfindet, schmerzt", so eine Sprecherin in Stuttgart.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind nach Einschätzung des Flughafens Karlsruhe/Baden-Baden für den Airport und die Dienstleister "signifikant", da es bei gleichbleibenden Kosten keine Erlöse wegen fehlender Passagiere gebe.
Die Luftverkehrsbranche spricht von einer "neuen Eskalationsstufe". Mit Warnstreik habe dies nichts mehr zu tun, meinte Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes BDL. "Der Schaden dieses Streiks tritt fast ausschließlich bei Unternehmen ein, die nicht am Verhandlungstisch sitzen. Sie sind nicht als Tarifpartner des öffentlichen Dienstes involviert."
Aus Sicht der Arbeitgeber im Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen zeigen die angekündigten Warnstreiks "die Maßlosigkeit seitens der Gewerkschaften".