Allein 400 Personen sollen laut Stuttgarter Stadtverwaltung in einer Nebenhalle der Porsche-Arena unterkommen. Dafür arbeiten Einsatzkräfte von Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz (DRK), Technischem Hilfswerk (THW), Johanniter Unfallhilfe, Malteser Hilfsdienst und Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) seit dem Wochenende zusammen. Feldbetten mit Schlafsäcken stehen bereit. Das DRK hat in der Halle ein Zelt für die medizinische Erstversorgung aufgebaut - Corona-Testmöglichkeiten inklusive. Auch Waschmöglichkeiten wurden geschaffen.
"Jetzt sind auch mehrere Wasch- und Toilettencontainer aus dem ganzen Stadtgebiet an der Porsche-Arena zusammengezogen worden."

Doch das wird auf Dauer nicht reichen. Im Interview mit dem SWR sagte Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) am Montag: "Es wird sehr ernsthaft geprüft, ob wir eine große Messe auf der Landesmesse für die Unterbringung für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine vorbereiten." Die Landesmesse teilte dazu mit: "Wir sind mit der Stadt Stuttgart bzw. den umliegenden Gemeinden in einer engen Abstimmung zu dem Thema und selbstverständlich helfen wir im Bedarfsfall."
OB Nopper: Möglichst keine Notunterkünfte in Sport- und Turnhallen
Schon 2015/16 musste die Stadt Stuttgart etliche Geflüchtete kurzfristig unterbringen. Eine Erfahrung für OB Nopper aus dieser Zeit: "Es ist schwierig, Sport- und Turnhallen zu belegen, weil es oft dann zu Konflikten führt. Das wollen wir, soweit es irgend geht, vermeiden." Ob man das allerdings ausschließen könne, werde sich erst in den nächsten Tagen und Wochen zeigen.

Vor der städtischen Erstanlaufstelle für Geflüchtete in der Jägerstraße kam es am Montag zu langen Schlangen. Geflüchtete warteten stundenlang auf einen Termin. Afina Albrecht arbeitet den achten Tag in Folge als Übersetzerin dort. Ihr Eindruck: "Jeden Tag kommen mehr. Die Menschen, die noch keine Bleibe haben, kommen schneller dran." OB Nopper ist die Situation bewusst. Im SWR-Interview sagte er: "Ich denke, dass bei einem derartigen Ansturm es gar nicht überraschend ist, dass wir überlastet sind." Er geht davon aus, dass sich die Situation in den nächsten Tagen einspielen werde.
Anmeldungen künftig auch per Internet und in größeren Unterkünften
Die Stuttgarter Stadtverwaltung will deswegen noch im Lauf der Woche eine Vor-Ort-Anmeldung in größeren anbieten. Außerdem sei eine unkomplizierte Beantragung eines Aufenthaltstitels per Internet in Arbeit. Die Leiterin des Sozialamts, Franziska Vogel, sagte am Montag: "Wir beherbergen aktuell über 1.200 Schutzsuchende aus der Ukraine. Die Entwicklung ist sehr dynamisch und wir sehen einen rasanten Zustrom. Unser Fokus liegt auf der Unterbringung und Erstversorgung." Als dringlich werde auch die Unterstützung durch Sozialleistungen sowie die Ausstellung von Krankenscheinen angesehen.
Wie viele Geflüchtete nach Stuttgart kommen, weiß niemand
Die Stadt Stuttgart bringt aktuell rund 800 Schutzsuchende in Hotels und Herbergen unter. Im Stadtteil Münster ist eine Notunterkunft in einer Sporthalle für mehrere hundert Personen hergerichtet worden. Wie viele Menschen privat beherbergt sind, ist bislang offenbar nicht erfasst. Eine belastbare Prognose, wie viele Schutzsuchende noch nach Stuttgart kommen, ist derzeit kaum möglich.
App soll Geflüchtete durch deutsche Bürokratie lotsen

Wer aus der Ukraine geflüchtet ist und Hilfe sucht, kann sie auch in seinem Handy finden. Die Stuttgarter Rechtsanwaltskanzlei Gleiss Lutz hat eine App entwickelt mit der Überschrift "Digitaler Wegweiser für Schutzsuchende aus der Ukraine". Auf Ukrainisch, Englisch und Deutsch werden aktuelle Informationen zu Transport, Einreise, Asylantrag, Krankenversicherung, Unterbringung und anderen wichtigen Themen gegeben.
"Außergewöhnliche Einsatzlage" seit Freitag in Stuttgart
Stuttgarts OB Frank Nopper (CDU) hatte bereits am vergangenen Freitag die "außergewöhnliche Einsatzlage" ausgerufen. Nun kommen auch Kräfte des Katastrophenschutzes bei der Lagebewältigung zum Einsatz. Die Branddirektion koordiniert den Einsatz von 80 Personen der Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, der Johanniter Unfall Hilfe sowie des Malteser Hilfsdienstes. Diese Kräfte unterstützen insbesondere bei der Ankunft und Registrierung von Schutzsuchenden am Hauptbahnhof Stuttgart, der medizinischen Versorgung und der Bereitstellung von Speisen und Getränken in den Unterkünften.