Untersuchung: Abbruch des Bahndamms doch nicht notwendig

Gäubahn: Wird die Bahnstrecke Singen-Stuttgart doch erst später gekappt?

Stand
Autor/in
Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer
Onlinefassung
Deborah Kölz
Porträt Reporterin Deborah Kölz

Die Bahnstrecke von Singen nach Stuttgart soll im April 2026 gekappt werden. Das würde viele Reisende und Pendler treffen. Der Verkehrsclub Deutschland zeigt, dass das offenbar nicht sein muss.

Die Unterbrechung der Gäubahn im April 2026 ist nicht zwingend notwendig. Davon geht der Verkehrsclub Deutschland (VCD) aus und verweist auf eine Untersuchung, die er am Montag in Stuttgart vorgestellt hat. Darin geht es um ein Gleisstück der Gäubahn im Stuttgarter Norden, das wegen Bauarbeiten an der neuen Stuttgarter S-Bahn angeblich weg muss. Laut dem Untersuchungsergebnis ist das aber nicht unbedingt nötig. Solange der alte Kopfbahnhof in Betrieb sei, müsse auch die Gäubahn nicht unterbrochen werden.

Hoffnung für Pendler: Gäubahn-Kappung laut VCD nicht notwendig

Er ist einer der bisherigen Knackpunkte bei der Diskussion um die Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Singen (Hohentwiel): der sogenannte Gäubahn-Damm im Stuttgarter Norden. Laut Aussagen der Bahn aus den vergangenen Jahren muss dieser Damm abgebaut werden, damit dort die Gleise zur neuen S-Bahn-Strecke über die künftige Haltestelle "Rosenstein" fertiggestellt werden kann.

Auf dem Luftbild liegt mittig der Gäubahn-Damm, links sind die Bauarbeiten zur neuen S-Bahn-Trasse erkennbar. (Archivbild)
Das Stuttgarter Gleisvorfeld aus der Luft im Jahr 2021. In der Mitte liegt der Gäubahn-Damm, links sind die Bauarbeiten zur neuen S-Bahn-Trasse erkennbar. (Archivbild)

Das hätte aber zur Folge, dass die Gäubahn - also die Eisenbahnstrecke zwischen Zürich über Singen nach Stuttgart - gekappt wird. Die Züge würden dann alle am Bahnhof Stuttgart-Vaihingen enden. Reisende und viele Pendlerinnen und Pendler müssten somit auf die S-Bahn, Stadtbahn oder Busse umsteigen, um weiter in die Stuttgarter Innenstadt und zum Hauptbahnhof zu fahren.

Solange, bis der sogenannte Pfaffensteigtunnel gebaut ist, über den die Züge später den neuen Stuttgart 21-Tiefbahnhof erreichen sollen. Mit dem Bau dieses Tunnels wurde aber noch nicht einmal begonnen. Mit einer möglichen Inbetriebnahme wird frühestens 2032 gerechnet.

VCD: Gäubahn könnte weiter zum Kopfbahnhof Stuttgart fahren

Nach Aussage des VCD und dem Verein zur Förderung des Schienenverkehrs hat die Bahn ihre neue Rosenstein-S-Bahn-Strecke nun aber anders gebaut als ursprünglich geplant. So wie das Projekt jetzt liege, müsste der Gäubahn-Damm nicht mehr zwingend weichen. Dies bestätige auch eine eigene Untersuchung der Bahn aus dem Jahr 2018, die auch dem SWR vorliegt. "Auch nach der Fertigstellung der S-Bahngleise zur neuen Station Rosenstein könnten die Züge auf der Gäubahn wie bisher zum Kopfbahnhof fahren", erklärt Hans-Jörg Jäkel bei der Präsentation.

Sprich: Die Gäubahn könnte eigentlich in den Stuttgarter Kopfbahnhof fahren, solange dieser noch in Betrieb ist und nicht auf den Stuttgart 21-Tiefbahnhof umgestellt wurde. Die Gäubahn müsste demnach nicht schon im April 2026 unterbrochen werden. Die Deutsche Bahn hat sich dazu bisher nicht geäußert.

Unterbrechung verkürzen: Gemeinderat sucht nach Lösungen

Prinzipiell hält die Stadt Stuttgart und auch der Gemeinderat an der Unterbrechung der Gäubahn fest. Aber auch im Gemeinderat werden die Forderungen lauter, ob eine Unterbrechung nicht noch verschoben und dadurch verkürzt werden kann. Ein Antrag von CDU, Grünen, Freien Wählern, SPD und Volt fordert, die Unterbrechung der Gäubahn frühestens im Herbst 2026 einzurichten, wenn auch die Arbeiten an der S-Bahn-Stammstrecke beendet sein werden. Diese Forderung dürfte den Druck auf die Bahn erhöhen, sich mit dem Termin der Unterbrechung noch einmal zu beschäftigen.

Stuttgart

S-Bahn soll nach Horb verlängert werden Gäubahn und Pfaffensteigtunnel: Wie geht es weiter?

Die Kappung der Gäubahn soll 2026 erfolgen. Das Verkehrsangebot auf der restlichen Gäubahn soll dann verbessert werden. Doch eine Frage bleibt: Wird der Pfaffensteigtunnel jemals kommen?

SWR4 am Freitag SWR4

Seit Monaten Proteste gegen Gäubahn-Kappung

Die Rathauschefs entlang der Gäubahn aus Böblingen, Herrenberg, Horb am Neckar, Rottweil, Tuttlingen und Singen wehren sich seit Jahren gegen die Unterbrechung der Eisenbahnstrecke. Erst Ende Januar erklärten einige der Oberbürgermeister erneut in einem gemeinsamen Brief: "Wir warnen ausdrücklich davor, die Gäubahn zu kappen, ohne dass ein tragfähiges Konzept auf dem Tisch liegt." Bisher ist der Bau des neuen Pfaffensteigtunnels noch nicht final beschlossen.

Die Anrainergemeinden befürchten eine Unterbrechung, die sich zu einem Dauerprovisorium entwickeln könnte. Denn auch Übergangslösungen wie eine Verlängerung der Stuttgarter S-Bahn-Linie S1 bis nach Horb am Neckar sind noch unklar. Die vom VCD präsentierte Untersuchung haben die Oberbürgermeister nochmals aufgenommen, um erneut gegen eine Kappung zu protestieren. In einer Pressemitteilung hieß es am Dienstag unter anderem: "Eine Kappung der Gäubahn ist für die Reisenden in unseren Städten undenkbar und nicht akzeptabel."

Stuttgart

Unterbrechung durch Stuttgart 21 Gäubahn: Wird die S1 nach Horb verlängert?

Ab 2025 soll für mindestens sieben Jahre die Strecke Zürich - Stuttgart unterbrochen werden. Das sorgt seit Jahren für Ärger. Eine mögliche Lösung: die Verlängerung der S-Bahn bis Horb.

SWR4 am Freitag SWR4

Deutsche Umwelthilfe klagt gegen Unterbrechung der Gäubahn

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg haben gegen die mehrjährige Unterbrechung Klage eingereicht. Am 12. Februar soll die Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart beginnen. Die Deutsche Bahn antwortete auf SWR-Anfrage zum Prozess und auch zur Thematik des Gäubahn-Damms lediglich, dass man sich zu Fragen, die ein laufendes Verfahren betreffen, nicht äußern werde.

Stuttgart

Streit um Streckenunterbrechung Stuttgart 21: Wie geht es weiter mit der Gäubahn?

Auch im Stuttgarter Gemeinderat wurde über die Unterbrechung der Eisenbahnstrecke nach Singen und Zürich gestritten. Im Februar wird diese Frage vor dem Verwaltungsgericht verhandelt.

Aktuell SWR Kultur

Baden-Württemberg

Brief an Stuttgart 21-Planer Wird die Gäubahn dauerhaft abgekoppelt? Bürgermeister protestieren

Sieben Jahre lang soll die Gäubahnstrecke Singen - Stuttgart unterbrochen werden. Die Oberbürgermeister unter anderem in Horb und Tuttlingen befürchten, dass das dauerhaft so bleibt.

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Stuttgart

Erste Testfahrten in Planung Stuttgart 21: So geht es 2025 weiter

Im kommenden Jahr sind Meilensteine für das Großprojekt Stuttgart 21 geplant. Doch zugleich sind noch Fragen zur weiteren Finanzierung offen.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.