Die Unterbrechung der Gäubahn im April 2026 ist nicht zwingend notwendig. Davon geht der Verkehrsclub Deutschland (VCD) aus und verweist auf eine Untersuchung, die er am Montag in Stuttgart vorgestellt hat. Darin geht es um ein Gleisstück der Gäubahn im Stuttgarter Norden, das wegen Bauarbeiten an der neuen Stuttgarter S-Bahn angeblich weg muss. Laut dem Untersuchungsergebnis ist das aber nicht unbedingt nötig. Solange der alte Kopfbahnhof in Betrieb sei, müsse auch die Gäubahn nicht unterbrochen werden.
Hoffnung für Pendler: Gäubahn-Kappung laut VCD nicht notwendig
Er ist einer der bisherigen Knackpunkte bei der Diskussion um die Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Singen (Hohentwiel): der sogenannte Gäubahn-Damm im Stuttgarter Norden. Laut Aussagen der Bahn aus den vergangenen Jahren muss dieser Damm abgebaut werden, damit dort die Gleise zur neuen S-Bahn-Strecke über die künftige Haltestelle "Rosenstein" fertiggestellt werden kann.

Das hätte aber zur Folge, dass die Gäubahn - also die Eisenbahnstrecke zwischen Zürich über Singen nach Stuttgart - gekappt wird. Die Züge würden dann alle am Bahnhof Stuttgart-Vaihingen enden. Reisende und viele Pendlerinnen und Pendler müssten somit auf die S-Bahn, Stadtbahn oder Busse umsteigen, um weiter in die Stuttgarter Innenstadt und zum Hauptbahnhof zu fahren.
Solange, bis der sogenannte Pfaffensteigtunnel gebaut ist, über den die Züge später den neuen Stuttgart 21-Tiefbahnhof erreichen sollen. Mit dem Bau dieses Tunnels wurde aber noch nicht einmal begonnen. Mit einer möglichen Inbetriebnahme wird frühestens 2032 gerechnet.
VCD: Gäubahn könnte weiter zum Kopfbahnhof Stuttgart fahren
Nach Aussage des VCD und dem Verein zur Förderung des Schienenverkehrs hat die Bahn ihre neue Rosenstein-S-Bahn-Strecke nun aber anders gebaut als ursprünglich geplant. So wie das Projekt jetzt liege, müsste der Gäubahn-Damm nicht mehr zwingend weichen. Dies bestätige auch eine eigene Untersuchung der Bahn aus dem Jahr 2018, die auch dem SWR vorliegt. "Auch nach der Fertigstellung der S-Bahngleise zur neuen Station Rosenstein könnten die Züge auf der Gäubahn wie bisher zum Kopfbahnhof fahren", erklärt Hans-Jörg Jäkel bei der Präsentation.
Sprich: Die Gäubahn könnte eigentlich in den Stuttgarter Kopfbahnhof fahren, solange dieser noch in Betrieb ist und nicht auf den Stuttgart 21-Tiefbahnhof umgestellt wurde. Die Gäubahn müsste demnach nicht schon im April 2026 unterbrochen werden. Die Deutsche Bahn hat sich dazu bisher nicht geäußert.
Unterbrechung verkürzen: Gemeinderat sucht nach Lösungen
Prinzipiell hält die Stadt Stuttgart und auch der Gemeinderat an der Unterbrechung der Gäubahn fest. Aber auch im Gemeinderat werden die Forderungen lauter, ob eine Unterbrechung nicht noch verschoben und dadurch verkürzt werden kann. Ein Antrag von CDU, Grünen, Freien Wählern, SPD und Volt fordert, die Unterbrechung der Gäubahn frühestens im Herbst 2026 einzurichten, wenn auch die Arbeiten an der S-Bahn-Stammstrecke beendet sein werden. Diese Forderung dürfte den Druck auf die Bahn erhöhen, sich mit dem Termin der Unterbrechung noch einmal zu beschäftigen.
S-Bahn soll nach Horb verlängert werden Gäubahn und Pfaffensteigtunnel: Wie geht es weiter?
Die Kappung der Gäubahn soll 2026 erfolgen. Das Verkehrsangebot auf der restlichen Gäubahn soll dann verbessert werden. Doch eine Frage bleibt: Wird der Pfaffensteigtunnel jemals kommen?
Seit Monaten Proteste gegen Gäubahn-Kappung
Die Rathauschefs entlang der Gäubahn aus Böblingen, Herrenberg, Horb am Neckar, Rottweil, Tuttlingen und Singen wehren sich seit Jahren gegen die Unterbrechung der Eisenbahnstrecke. Erst Ende Januar erklärten einige der Oberbürgermeister erneut in einem gemeinsamen Brief: "Wir warnen ausdrücklich davor, die Gäubahn zu kappen, ohne dass ein tragfähiges Konzept auf dem Tisch liegt." Bisher ist der Bau des neuen Pfaffensteigtunnels noch nicht final beschlossen.
Die Anrainergemeinden befürchten eine Unterbrechung, die sich zu einem Dauerprovisorium entwickeln könnte. Denn auch Übergangslösungen wie eine Verlängerung der Stuttgarter S-Bahn-Linie S1 bis nach Horb am Neckar sind noch unklar. Die vom VCD präsentierte Untersuchung haben die Oberbürgermeister nochmals aufgenommen, um erneut gegen eine Kappung zu protestieren. In einer Pressemitteilung hieß es am Dienstag unter anderem: "Eine Kappung der Gäubahn ist für die Reisenden in unseren Städten undenkbar und nicht akzeptabel."
Unterbrechung durch Stuttgart 21 Gäubahn: Wird die S1 nach Horb verlängert?
Ab 2025 soll für mindestens sieben Jahre die Strecke Zürich - Stuttgart unterbrochen werden. Das sorgt seit Jahren für Ärger. Eine mögliche Lösung: die Verlängerung der S-Bahn bis Horb.
Deutsche Umwelthilfe klagt gegen Unterbrechung der Gäubahn
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg haben gegen die mehrjährige Unterbrechung Klage eingereicht. Am 12. Februar soll die Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart beginnen. Die Deutsche Bahn antwortete auf SWR-Anfrage zum Prozess und auch zur Thematik des Gäubahn-Damms lediglich, dass man sich zu Fragen, die ein laufendes Verfahren betreffen, nicht äußern werde.