Der Blick von einem benachbarten Gebäude auf die Baustelle: auf der linken Seite wird noch die Baugrube für die Patientenhäuser ausgehoben. Auf der rechten Seite wird schon am Erdgeschoss des Hauptgebäudes gearbeitet. (Foto: SWR, Sandra Kolnik)

Schlamm, Beton und die große Herausforderung

Flugfeldklinikum: Wie geht es beim Neubau zwischen Böblingen und Sindelfingen voran?

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Sandra Kolnik

In der Baugrube für das neue Flugfeldklinikum in Böblingen/Sindelfingen geht es voran. Die Herausforderungen, einen solch komplexen Bau hochzuziehen, sind enorm.

Die Baustelle ist gewaltig: 220 Meter lang, 140 Meter breit. Von der Dachterrasse eines benachbarten Gebäudes sind die Dimensionen den neuen zentralen Klinikbaus im Kreis Böblingen, gleich an der A81 gelegen, gut zu erkennen. Es soll das künftige Flagschiff des Klinikverbunds Südwest werden, das Krankenhäuser in Herrenberg, Leonberg, Böblingen, Sindelfingen, Calw und Nagold betreibt.

Wo einmal das Hauptgebäude des neuen Flugfeldklinikums Böblingen/Sindelfingen mit Haupteingang, 13 OP-Sälen und Zentraler Notaufnahme stehen wird, ist schon der größte Baufortschritt zu sehen. Hier wird bereits am Erdgeschoss gearbeitet, erklärt Oberbauleiter Joachim Riegert von der Baufirma Leonhard Weiss. "Da haben wir den Keller zum Teil schon fertig und fangen an, die Baugrube wieder zu verfüllen." Im nördlichen Teil der Baustelle werden einmal die drei großen Gebäude mit den insgesamt 700 Patientenbetten stehen. Für eines davon hebt ein Bagger noch die Baugrube aus. Bei den anderen beiden sind die Bodenplatten bereits betoniert.

Verwaltungshochhaus: Bau auf schwierigem Untergrund

Sehr schlammig ist es am östlichen Ende der Baustelle. Hier beginnt der Bau des Hochhauses, in dem künftig die Verwaltung, 62 Mitarbeiter-Wohnungen, die Klinikschule, die Akademie für Gesundheitsberufe und eine Betriebs-Kindertagesstätte untergebracht werden. Mitten im Schlamm und hochdrückendem Grundwasser steht ein gewaltiger Erdbohrer. "Hier werden die Bohrpfähle eingebracht für die Statik und Stabilisierung des Untergrunds", sagt Projektgeschäftsführer Harald Schäfer. "Insgesamt kommen hier, auf dieser kleinen Fläche, über hundert Bohrpfähle in den Boden. Zum Teil bis zu 30 Meter tief." Das ist nötig, um die Last des mehrgeschossigen Gebäudes auf den tiefergelegenen tragfähigen Boden zu bringen.

Die Baugrube für das neue Flugfeld-Klinikum (Foto: SWR, Sandra Kolnik)
Ein gewaltiger Erdbohrer bohrt die Löcher für über 100 Pfähle, damit das Verwaltungsgebäude auch auf dem schwierigen Untergrund sicher steht. Sandra Kolnik

Eigenes Betonwerk auf der Baustelle

Auf Flächen, auf denen gerade nicht gearbeitet wird, werden Stahlträger oder Dämmmaterial gelagert. Damit bleibe immer ein Puffer, so Oberbauleiter Riegert, wenn es wieder einmal Lieferschwierigkeiten gebe. Auch der Erdaushub wird direkt neben der Baustelle auf einem eigens angemieteten Grundstück gelagert, statt auf die Deponie gebracht zu werden. Das spare unnötige Fahrten, sagt der Chef der Baustelle. Die Aushub werde schließlich bald wieder zum Verfüllen gebraucht.


Lange Anfahrtswege und Staustress spart auch das direkt auf der Baustelle errichtete Betonmischwerk. Im gesamten Flugfeldklinikum werden immerhin fast 76.000 m³ Stahlbeton verbaut – das wären rund 9.500 Fahrten zur Baustelle. Durch das Mischwerk vor Ort halbiert sich etwa die Zahl der notwendigen Fahrten.

Auf der Baustelle wurde eigens ein Betonmischwerk errichtet. Über die gesamte Bauzeit werden hier 76.000 m³ Stahlbeton verbaut. Damit gibt es keine langen Anfahrtswege und keine Gefahr, im Stau stecken zu bleiben. Auf dem Bild sind hohe Silos des Betonmischwerks zu sehen. (Foto: SWR, Sandra Kolnik)
Auf der Baustelle wurde eigens ein Betonmischwerk errichtet. Über die gesamte Bauzeit werden hier 76.000 m³ Stahlbeton verbaut. Damit gibt es keine langen Anfahrtswege und keine Gefahr, im Stau stecken zu bleiben. Sandra Kolnik

Fast 600 Millionen Euro für Klinikneubau

Trotz der gewaltigen Dimensionen des gut 570 Millionen Euro teuren Neubaus des Flugfeldklinikums, das die bisherigen Kliniken in Böblingen und Sindelfingen ersetzen soll, wirken Projektgeschäftsführer Schäfer und Oberbauleiter Riegert gelassen. Der ganze Bau sei aber schon eine Herausforderung.

"Das sind halt riesige Mengen, die hier innerhalb kürzester Zeit umgesetzt werden müssen."

Riegerts Arbeit endet mit Fertigstellung des Rohbaus. Harald Schäfer sieht dann schon die nächste Herausforderung. "Wenn es an den Innenausbau geht, wird das alles noch viel feingliedriger."
Aktuell sind die Bauarbeiten laut Klinikverbund Südwest im Zeitplan. Das neue Flugfeldklinikum soll 2025 fertig werden.

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