"Wir haben alle Hände voll zu tun, die Unterbringung und die Versorgung der Geflüchteten hinzubekommen", sagte Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) am Mittwoch im SWR-Interview. Allein die Stadt Stuttgart beherbergt zurzeit rund 2.000 Geflüchtete aus der Ukraine - die alle binnen drei Wochen ankamen. Dieser enorme Ansturm stellt die Stadt nach eigenen Angaben vor dramatische Herausforderungen. Es sei beispielsweise schwierig, so kurzfristig Decken oder Matratzen in dieser großen Stückzahl zu organisieren.
Krieg in der Ukraine Hauptbahnhof Stuttgart: Live-Blog zur Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine
Immer mehr Menschen aus der Ukraine kommen nach Baden-Württemberg - viele über den Stuttgarter Hauptbahnhof. Was erwartet sie dort? Wer hilft ihnen? Und wie geht es ihnen?
Im Impfzentrum der Hanns-Martin-Schleyer-Halle gibt es seit Mittwoch einen sogenannten "Medpoint". Dort können sich die Geflüchteten medizinisch untersuchen lassen, damit sie so schnell wie möglich benötigte Behandlungen erhalten. Wenn Impfungen, Blutuntersuchungen und Abstriche notwendig sind, können diese dort durchgeführt werden. Grundsätzlich müssen sich alle Geflüchteten zeitnah nach ihrer Ankunft untersuchen lassen. Durch diese vorgeschriebene Erstuntersuchung soll verhindert werden, dass sich ansteckende Krankheiten ausbreiten können.
Stuttgart: Notunterkünfte bei Porsche-Arena und Schleyer-Halle
Untergebracht ist ein Teil der Geflüchteten in Hotels, Jugendherbergen oder großen umfunktionierten Hallen - wie in einer Nebenhalle der Porsche-Arena. Außerdem wurden zwei kleinere Lagerhallen der Hanns-Martin-Schleyer-Halle zu Notunterkünften umfunktioniert. Nach Angaben der Stadt seien diese "gut belegt". Rund 250 Geflüchtete sind dort zurzeit untergebracht.
Die Stadt prüft täglich weitere mögliche Unterbringungsmöglichkeiten, genau wie die Landkreise. Diese bereiten sich darauf vor, dass ihnen in den nächsten Tagen Geflüchtete aus den Landeserstaufnahmestellen zugeteilt werden.
Rems-Murr-Kreis: Ankunftszentrum im Schullandheim Mönchhof
Der Rems-Murr-Kreis hat ein zentrales Ankunftszentrum in einem Schullandheim in Kaisersbach eingerichtet. Dort sollen Geflüchtete aus der Ukraine kurzfristig aufgenommen werden, die ersten sind bereits am Mittwoch angekommen. "Es ist mir persönlich ein Anliegen, diesen Menschen, die Dramatisches erleben mussten, Sicherheit und Struktur bei ihrer Ankunft in Deutschland zu bieten", sagte Landrat Richard Sigel.
In dem Schullandheim in Kaisersbach können bis zu 114 Geflüchtete vorübergehend unterkommen, bis eine längerfristige Unterbringung organisiert werden kann. In dem neuen Ankunftszentrum sollen Einreiseformalitäten direkt erledigt und Sozialleistungsansprüche geprüft werden können. Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge steht das Jugendamt bereit, für eine medizinische Versorgung ist gesorgt.
Landkreis Esslingen: W-LAN in allen Gemeinschaftsunterkünften
Auch im Landkreis Esslingen wurde ein Ankunftszentrum eingerichtet. Im ehemaligen Impfzentrum wurden am Dienstag 250 Betten aufgebaut. Langfristig könnte man nach Angaben einer Sprecherin des Landratsamts auch auf 400 Betten aufstocken.
Die Freiwilligeninitiative "Freifunk Esslingen" hat sich dafür eingesetzt, dass es in allen Gemeinschaftsunterkünften W-LAN geben soll. Der Kontakt zu Familie und Bekannten in der Ukraine sei sehr wichtig, so Thomas Rother von der Initiative. Bereits seit der Flüchtlingswelle 2015/2016 haben sich die "Freifunker" für W-LAN in den Unterkünften eingesetzt, damals lief es allerdings sehr schleppend.
Landkreis Böblingen: Sporthallen als Notunterkünfte
Dass noch mehr Geflüchtete aus der Ukraine kommen, erwartet auch der Landkreis Böblingen. "Unsere kreiseigenen Unterbringungsplätze laufen schnell voll, deshalb müssen wir auch kreiseigene Schulsporthallen als Notunterkünfte vorbereiten", kündigte Landrat Roland Bernhard an. Angedacht sind zunächst die Sporthalle des Berufsschulzentrums Leonberg und die Sporthalle der Gottlieb-Daimler-Schule 1 in Sindelfingen. Voraussichtlich werden die beiden Schulsporthallen noch im März aus dem Schulbetrieb genommen und zur Notunterbringung zur Verfügung gestellt. In jeder der beiden Hallen sollen rund 100 Menschen Platz finden.
Auch in den weiteren Landkreisen in der Region bereite man sich auf weitere Geflüchtete vor. In erster Linie gehe es darum, Unterkünfte zu finden, heißt es von den anderen Landratsämtern in der Region. Die Lage sei sehr dynamisch. Daher werde sich in den nächsten Tagen und Wochen noch viel verändern.