RKH Klinken Ludwigsburg (Foto: Pressestelle)

Po-Grapschen, anzügliche Sprüche, Anmache

Sexistische Übergriffe auf Pflegepersonal in Ludwigsburg - RKH Kliniken legen Programm auf

Stand

Sexistische Übergriffe auf Pflegerinnen gehören offenbar zum Alltag in Krankenhäusern. Zwei Pflegerinnen aus Ludwigsburg berichten über Zumutungen im Arbeitsalltag.

Alina Steng und Rana Öztürk nehmen kein Blatt vor den Mund. Die beiden jungen Frauen arbeiten als Pflegerinnen in den RKH-Kliniken in Ludwigsburg. Von Patienten belästigt zu werden, gehöre leider zu ihrem Alltag, sagt Rana Öztürk. Po-Grapschen, anzügliche Sprüche wie "Ach, leg dich doch gleich zu mir ins Bett", bis hin zu Patienten, die vor einem masturbieren - das alles habe sie schon erlebt, berichtet Alina Steng.

Sexistische Übergriffe und die Folgen

Solche Vorkommnisse gehen nicht spurlos an Betroffenen vorbei. Im Gegenteil: In solchen Situationen fühle man sich zum Objekt degradiert, sagt Rana Öztürk. Noch öfter kämen allerdings Übergriffe von Kollegen vor, heißt es aus Expertenkreisen. Hierarchien in Krankenhäusern begünstigten solche Situationen: Arzt - vermeintlich ganz oben - begrapscht Pflegerin, ganz unten. Auch Sprüche von Ärzten, wie "Süße, reich mir doch mal das Verbandsmaterial" oder "Kleine, hast Du das notiert?", fielen immer wieder, so die beiden Frauen.

Inzwischen haben die beiden Pflegerinnen allerdings gelernt, mit solchen Situationen umzugehen. Ärzte-Kollegen könne man zurechtweisen, sagt Alina Steng, indem man sage, "Ich bin nicht Ihre Süße, mein Name ist Alina." Das helfe in vielen Situationen. Die meisten Ärzte würden sich dann auch für den "Ausrutscher" entschuldigen.

Programm gegen sexistische Übergriffe RKH Kliniken Ludwigsburg (Foto: SWR)
Pflege-Ausbildung an den RKH Kliniken

Was tun gegen Sexismus? Die RKH Kliniken in Ludwigsburg haben reagiert

Was man prophylaktisch gegen sexistisch Übergriffe tun kann ist mittlerweile Teil der Ausbildung der Pflegenden in den RKH Kliniken, so die Pflegereferentin der RKH Kliniken Nadja Schmidt. Darüber hinaus hat das Krankenhaus in Ludwigsburg aber auch ein internes Programm unter dem Titel "Gleichstellung" aufgelegt und eine gleichnamige Hilfegruppe gegründet. In einer Broschüre werden Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen genannt, bei denen Pflegepersonal Hilfe in entsprechenden Situationen bekommt. Auch eine Ombudsfrau kann eingeschaltet werden, wenn es um schwerwiegendere sexistische Übergriffe geht, die dann womöglich auch strafrechtlich verfolgt würden.

Mehr zum Thema:

Stuttgart

Kritik auch an Oberbürgermeister Nopper Sexismus-Debatte beim Frühlingsfest Stuttgart: "Emotionaler" Streit im Gemeinderat

Der Sexismus-Streit beim Stuttgarter Frühlingsfest geht weiter. Für Verwunderung sorgt eine wohl bestehende Regelung für die Schausteller - die aber offenbar nie kontrolliert wurde.

Stand
AUTOR/IN
SWR