Sie haben zahlreiche Gemeinsamkeiten. Sie sind gleich alt, haben jeweils ein Kind, sind beide bereits in frühen Jahren in der Politik gelandet und tragen den gleichen Namen: Sebastian Kurz. Der eine ist Ex-Kanzler aus Österreich, der andere Bürgermeister in Aichtal, knapp zwanzig Kilometer südlich von Stuttgart.
Hass-Kommentare und Zustimmung in sozialen Medien
Die Namensgleichheit hat für den schwäbischen Kurz schon zu vielen interessanten, lustigen und skurrilen Situationen geführt. Oft wird er in sozialen Medien mit dem Österreicher verwechselt. Bis zu zehn Nachrichten pro Woche kamen beim Aichtaler Kurz an, als sein Namensvetter noch österreichischer Bundeskanzler war. Zig-fach kommen Hass-Kommentare an, aber auch viel Zustimmung für die Kurz´sche Politik in der Alpenrepublik. Und auch jetzt, Monate nach der Abdankung, kommen immer noch wöchentlich einige Nachrichten beim schwäbischen Kurz an.
Verwechselungen auch im Skiurlaub oder am Telefon
Weil der Aichtaler Bürgermeister gern in Österreich Skiurlaub macht, sieht er sich besonderer Beobachtung ausgesetzt, wenn er seinen Namen nennen oder schreiben muss. Im Januar musste er beim Kauf eines Skipasses seinen Corona-Impfnachweis zeigen. Ungläubig sahen ihn die Verkäuferinnen zunächst an, als er seinen Namen aufschrieb, "so, als ob ich Angela Merkel oder Donald Duck angegeben hätte", sagt Kurz. Schließlich zeigte er seinen Ausweis vor und konnte die Situation auflösen.
Schmunzeln musste der schwäbische Kurz auch, als er vor einiger Zeit ein Hotel in den österreichischen Bergen buchen wollte. Das Personal am anderen Ende der Telefonleitung entschuldigte sich vielfach, sie hätten leider kein Zimmer mehr frei, berichtet er.
Ähnlicher Werdegang - bis vor kurzem
Die Namensgleichheit mit dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler ist jedoch nicht die einzige Gemeinsamkeit, den die beiden haben: Wie der Österreicher hat der schwäbische Sebastian Kurz sein Studium nicht beendet, bevor er mit jungen Jahren in die Politik ging. Nach einem vergeblichen Anlauf in die Landespolitik ist er nun seit rund 15 Monaten Chef im Rathaus der knapp 10.000 Einwohner zählenden Stadt Aichtal. Der Österreicher hingegen ist nach Korruptionsvorwürfen vor Monaten vom Amt zurückgetreten, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn.

Die Namensvettern kennen sich noch nicht persönlich
In Aichtal hingegen geht es weniger turbulent zu. Auch mit Shitstorms in sozialen Medien, wie sie über den Österreicher hereingebrochen sind, muss sich Bürgermeister Kurz nicht herumschlagen. "Hier ist die Welt noch in Ordnung", sagt er. "Nirgendwo kann man so viel gestalten wie als Bürgermeister." Ihn zieht es erst mal nicht in den großen politischen Fokus. Seinen berühmten österreichischen Namensvetter würde er dennoch gern einmal kennen lernen, bislang hatten sie noch keinen direkten Kontakt zueinander. "Ich würde mich gern einmal mit ihm austauschen" - und ihm seine Geschichten über Sebastian Kurz erzählen.