Mehrere Ratten an einem Platz (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Probleme durch Kompost

"Rattenhotspot" in Fellbach? Das steckt dahinter

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AUTOR/IN
Siri Warrlich

Die Stadt Fellbach hat Bewohner in einer Pressemitteilung um Hilfe gebeten, um "Rattenhotspots" zu vermeiden. Wie groß das Problem ist und was ein Kammerjäger rät.

"In den letzten Wochen wurden wieder vermehrt größere Aufkommen von Ratten im Stadtgebiet gemeldet." So beginnt eine Pressemitteilung der Stadt Fellbach, in dem sie Bewohner um Mithilfe bei der Bekämpfung der Schädlinge bittet. Die Nachricht macht hellhörig: Ist Fellbach von einer Rattenplage befallen?

Stadt Fellbach: Keine Rattenplage

Nein, macht ein Sprecher der Stadt im Gespräch mit dem SWR deutlich.

"Es gab ein, zwei Anrufe, das wieder Ratten gesichtet wurden, mehr nicht."

Das Problem sei nicht sehr massiv, die Situation so ähnlich wie schon im letzten Sommer, so der Sprecher.

Kammerjäger: Mehr Ratten durch Corona-Pandemie

Wie viele Ratten in einer Stadt zu sehen sind, unterliege Schwankungen, sagt Thilo Günther, der in Fellbach stellvertetend das Tiefbauamt leitet. "Jetzt sind wir grade wieder an einem Hochpunkt", so Günther. "Deshalb haben wir die Anwohner jetzt informiert, und danach wird es in der Regel auch wieder besser."

Eine Ratte rennt über einen gepflasterten Platz (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
In Fellbach haben Anwohner Ratten gesichtet (Symbolbild).

Florian Dold ist Kammerjäger in Fellbach. Er hat zur Zeit vier Kunden mit Rattenproblemen in der Stadt. "Das Problem mit den Ratten hat mit Beginn der Coronapandemie zugenommen", sagt Dold.

Im Home Office kochen und essen Menschen mehr zu Hause als früher. Mehr Speisereste fallen an. "Viele Leute haben wieder angefangen, einen Kompost zu machen", beobachtet Dold - und der kann schnell zum idealen Futterort für Ratten werden.

Was der Kammerjäger rät

Die Empfehlung des Kammerjägers: Der Kompost sollte regelmäßig umgegraben werden. "Wenn immer nur der neue Abfall oben drauf geworfen wird, bilden sich unten im Kompost Reservoire, wo die Ratten gerne hinkommen", so Dold.

Der Fellbacher Kammerjäger Florian Dold (Foto: SWR)
Florian Dold ist Kammerjäger in Fellbach. Derzeit berät er mehrere Kunden mit Rattenproblemen in der Stadt.

Außerdem könne es zum Problem werden, wenn Menschen Hühner halten oder Vögel anfüttern, so der Kammerjäger - denn dieses Futter kann auch Ratten anziehen.

Fellbach: Kästchen mit Rattengift in der Kanalisation

Den Kompost umgraben, auf geschlosse Mülltonnen achten und gelbe Säcke so lagern, dass sie nicht erreichbar sind: Das empfiehlt auch die Stadt Fellbach in ihrer Pressemitteilung.

Die Stadt geht auch selbst gegen Ratten vor. 80 Köder mit Rattengift hängen nach Angaben der Fellbacher Stadtentwässerung in der Kanalisation, um die Rattenpopulation in Schach zu halten. Das Gift ist in speziellen Kästen, damit es nicht mit dem Wasser in der Kanalisation in Berührung kommt. Die Köder hängen laut Thilo Günther von der Stadtentwässerung aber schon seit Jahren. Geändert habe sich an der Anzahl der Kästen in letzter Zeit nichts.

Rattenbefall: Psychologische Folgen

Wer selbst einmal Probleme mit Ratten bekommt, leidet nach Erfahrung des Kammerjägers Dold zum Teil ganz schön darunter. "Wenn die Ratten auch ins Haus gehen, fühlt sich das an wie ein Angriff auf die sichere, heimische Sphäre", sagt Dold.

"Viele denken sich: 'Hoppla, ich bin doch ein sauberer Mensch, warum habe ich plötzlich Ratten?'"

Manche Kunden wollen nicht, dass die Nachbarn etwas mitbekommen - ein Grund, warum der Kammerjäger Florian Dold sein Auto nicht mit Werbung beklebt hat.

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Siri Warrlich