Das Gesundheitsamt im Kreis Ludwigsburg ist im Rückstand: Es gebe bei ihnen eine Liste mit infizierten Menschen, die wegen der vielen Meldungen nicht am selben Tag über ihre Infektion und die Konsequenzen informiert werden konnten, teilt die Behörde auf SWR-Anfrage mit. Auch im Kreis Esslingen beispielsweise heißt es, das Behördenpersonal stehe einer rasant steigenden Menge an Arbeit gegenüber. Das liege neben zunehmenden Infektionen auch daran, dass die Ermittlung von Kontaktpersonen aufwändiger sei.

Angesichts dieser gestiegenen Belastung haben sich die Verantwortlichen in den Behörden teilweise überlegt, wie sie dafür zusätzliches Personal beschäftigen könnten. Zugleich hat offenbar kein angefragtes Gesundheitsamt damit zu kämpfen, dass die bereits Beschäftigten durch eine Coronainfektion ausfallen und die Personalsituation so noch angespannter wird.
Ludwigsburg erhält diesmal keine Hilfe der Bundeswehr
Das Gesundheitsamt der Stadt Stuttgart jedenfalls ist nach eigenen Angaben mit 175 Mitarbeitenden derzeit doppelt so umfangreich besetzt wie vor der Pandemie. Der Landkreis Böblingen kommt außerdem nach eigenen Angaben mit dem eigenen Personal zurecht. Andere Ämter in der Region Stuttgart besorgen sich dagegen Unterstützung von außen wie beispielsweise die zuständige Behörde in Esslingen, die auf ein externes Call-Center für Kontakt zu Corona-Infizierten setzt. Die Amtskollegen im Kreis Göppingen arbeiten mit Zeitarbeitsfirmen zusammen, der Rems-Murr-Kreis mit sogenannten "Containment Scouts" des Robert-Koch-Instituts. Dabei handelt sich nach RKI-Angaben oft um Studierende der Medizin oder anderer Gesundheitswissenschaften, die dabei helfen, Kontaktpersonen von Infizierten nachzuverfolgen.
Der Landkreis Ludwigsburg wollte erreichen, dass ihm erneut Bundeswehr-Personal dabei hilft, Kontakte nachzuverfolgen, doch das Gesundheitsamt habe eine Absage erhalten - warum, dazu konnte die Behörde keine Angaben machen. Derzeit gebe es für die Behörde ansonsten niemanden zur weiteren Unterstützung.

IT-Abläufe in der Pandemie: Immer noch "Luft nach oben"
Um die Abläufe zu verbessern, haben Gesundheitsämter nach eigenen Angaben außerdem die Behördenarbeit teilweise stärker digitalisiert. Hintergrund ist: Im Laufe der Pandemie hatten Experten immer wieder kritisiert, durch Defizite beim Thema IT könnten deutsche Ämter nicht optimal arbeiten. Und auch in der Region Stuttgart ist das offenbar noch immer ausbaufähig. So verarbeitet im Kreis Esslingen ein digitales Meldesystem Informationen über Corona-Infektionen, an das auch große medizinischen Labore angeschlossen sind. Doch viele Kliniken, Arztpraxen, Teststationen sowie Schulen und Kitas sind nicht daran angeschlossen - und liefern ihre Daten nach Angaben des Esslinger Gesundheitsamts zum Teil noch per Fax.
Insellösungen erschweren auch in der Region die Behördenarbeit
Selbst bei digitalen Systemen gibt es offenbar Reibungsverluste, die zu Zeitverlusten führen: Das Robert Koch-Institut beispielsweise nutzt eine andere Meldesoftware, wodurch der Austausch mit anderen Systemen teils mehrere Minuten dauert, was sich schließlich summiert. Beim Abgleich von Daten zwischen den Gesundheitsämtern und den örtlichen Polizeibehörden ist es ähnlich, da auch hier ein eigenes Softwaresystem zum Einsatz kommt. Außerdem gibt es Fluglinien, die für Landungen am Stuttgarter Flughafen zum Teil von Hand ausgefüllte Aussteigerkarten verwenden, anstatt die Reisedaten elektronisch den Gesundheitsämtern mitzuteilen.