Bei der Präventionsuntersuchung testet die Orthopädin Yvonne Ebel aus Wernau auch die Hüftbeweglichkeit von Johannes. (Foto: SWR)

Alles fit?

Präventionsprojekt "OrthoKids" soll Operationen verhindern

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Orthopädische Fehlstellungen lassen sich früh erkennen. Deshalb haben die KV und das Klinikum Stuttgart das Präventionsprojekt "OrthoKids" für Kinder und Jugendliche angestoßen.

In einem gemeinsamen Projekt der Kassenärztlichen Vereinigung BW (KVBW) und dem Klinikum Stuttgart wird derzeit untersucht, ob eine orthopädische Voruntersuchung bei Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren sinnvoll ist. Denn die Präventionsleistung wurde bis dahin nicht angeboten.

Leichte Schmerzen an Rücken und Knie

Johannes Neis aus Winnenden (Rems-Murr-Kreis) ist 13 Jahre alt und sehr sportlich. Mit seinem BMX-Rad rattert er gerne Treppen runter und er spielt Handball. Und das merkt er manchmal. "Wenn ich halt viel Handball spiele - zum Beispiel zwei Trainingseinheiten hintereinander oder so - dann merke ich schon am Rücken was oder am Knie - ja, halt leichte Schmerzen", sagt er. Auch der Schulranzen, den Johannes jeden Tag zur Schule trägt, ist schwer und belastet den Rücken. Dazu kommt, dass er oft bis zu sieben Stunden täglich am Schreibtisch sitzt.

300 Orthopäden machen bei "OrthoKids" mit

Johannes und seine Eltern nehmen deshalb die kostenlose Vorsorge gerne wahr - bei Yvonne Ebel in Wernau. Sie ist eine von rund 300 Othopäden in Baden-Württemberg, die bei "OrthoKids" mitmachen. Sie untersucht bei Johannes, ob Hüfte, Bein und Rücken des 13-Jährigen gerade gewachsen und schmerzfrei sind.

Für Mutter Petra Neis war es keine Frage, an "OrthoKids" teilzunehmen. Denn bei anderen Vorsorgeuntersuchungen würden Skelett und Haltung immer nur kurz angeschaut.

"So einen Check in dem Alter finde ich sehr sinnvoll."

Die Untersuchung sei eine super Sache, meint sie. Bei sportlich aktiven Kindern zwischen 10 und 14 Jahren wie Johannes gebe es viele Verletzungen und Überbelastungen, so Neis.

Der 13-jährige Johannes liebt es, mit seinem Fahrrad Treppen runterzufahren.  (Foto: SWR)
Der 13-jährige Johannes liebt es, mit seinem Fahrrad Treppen runterzufahren.

Wenn Fehlstellungen oder Skelettdeformationen wie Skoliose oder O-Beine nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden, ist eine Therapie nach Ende der Wachstumsphase nur noch eingeschränkt möglich. Der Vorstandsvorsitzende der KVBW spricht von einem "einmaligen Vorsorgeprojekt für Kinder" und wirbt für eine Teilnahme.

"Eltern mit Nachwuchs zwischen 10 und 14 Jahren sollten unbedingt die Möglichkeit zu diesem kostenlosen CheckUp nutzen, um eine gesunde körperliche Entwicklung ihrer Kinder sicherzustellen."

Prävention soll spätere Operationen unnötig machen

Viele Behandlungen und Operationen im Erwachsenenalter wären unnötig, wenn die orthopädische Versorgung schon in der Kinderheit ansetze, so Braun weiter. Die KVBW hat deshalb das Vorsorgeprojekt zusammen mit Thomas Wirth, dem Ärztlichen Direktor der Orthopädischen Klinik am Klinikum Stuttgart, initiiert. Gerade im Alter von 10 bis 14 Jahren werde bei Kindern die Grundlage für bestimmte Fehlbildungen gelegt, sagt auch er.

"Wir wissen zum Beispiel, dass gerade in Ballsportarten, aber auch bei der Leichtathletik die Grundlage gelegt wird, dass etwa O-Beine entstehen."

Thomas Wirth, der ärztlich Direktor der Orthopädischen Klinik am Klinkum Stuttgart. Er war Mitinitiator der Präventionsuntersuchung "OrthoKids". (Foto: SWR)
Thomas Wirth, der ärztlich Direktor der Orthopädischen Klinik am Klinkum Stuttgart. Er war Mitinitiator der Präventionsuntersuchung "OrthoKids".

"Orthokids" zeigt bereits Erfolge

Das Präventionsangebot "OrthoKids" gibt es noch bis Ende des Jahres. Dann wird wissenschaftlich ausgewertet. Ziel ist, orthopädische Untersuchungen für Kinder und Jugendliche wie Johannes Neis bald als Regelleistung anzubieten. Für seine Orthopädin Yvonne Ebel ist "OrthoKids" ein gutes Instrument der Früherkennung und vor allem während des Wachstums wichtig, zwischen 10 und 14 Jahren.

"Wir haben bisher einige Kinder rausziehen können - vor allem mit Veränderungen an der Wirbelsäule und an der Beinachse, die man rechtzeitig ganz gut behandeln kann."

Die Untersuchung von Johannes hat übrigens gezeigt, dass bei ihm außer einem Spreiz-Senk-Fuß alles in Ordnung ist.

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