Eine Bedienung trägt in einem Festzelt auf dem Cannstatter Wasen verschiedene Essen auf einem Tablett. (Foto: dpa Bildfunk, picture-alliance/ dpa | Uli Deck)

Wirte suchen Bedienungen und Bier-Zapfer

Personalnot beim Cannstatter Volksfest: Muss der Wasen ausfallen?

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Verena Neuhausen
Verena Neuhausen (Foto: SWR, SWR4 - Foto: Alexander Kluge)

Noch vor der Sommerpause wollen sich Wasen-Wirte in Stuttgart treffen. Alle klagen, dass es zu wenig Personal für die Festzelte gibt. Das Volksfest absagen wollen sie nicht.

Zu wenig Personal ist für alle derzeit das größte Problem - noch größer als die Unsicherheiten rund um Corona, so Werner Klauss, Sprecher der Stuttgarter Wasen-Wirte. Noch nie habe so viel Servicepersonal gefehlt. In den Jahren vor Corona habe man beim Personal etwa zwei Drittel Stammbesetzung gehabt. Doch während der Pandemie sei dieses Personal in andere Branchen gewechselt. Laut einem Sprecher der Gewerkschaft NGG in Stuttgart etwa in den Einzelhandel oder die Pflege.

Bierautomat oder Selbstbedienung auf dem Cannstatter Wasen?

Muss das Volksfest ausfallen, wenn es nicht gelingt, mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Festzelte zu finden? Nein, sagt der Sprecher der Wasen-Wirte, Werner Klauss. Aber wie und ob der gewohnte Festbetrieb stattfinden kann, wenn es zu wenig Personal gibt, das sei unsicher. Noch vor der Sommerpause wollen die Wasen-Wirte klären, wie man mit der Personalknappheit umgehen soll. In der Diskussion sind kleinere Zelte, mehr Selbstbedienung, Automaten oder geänderte Öffnungszeiten. "Die Leute holen sich Bier und Brezel lieber selbst, als gar nicht zu feiern", so Klauss. Da viele um den Personalmangel in der Gastronomiebranche wüssten, rechnet er mit Verständnis der Gäste.

Arbeitsagentur vermittelt kaum Ukrainer

Die Agentur für Arbeit in Stuttgart hat in früheren Jahren bei der Vermittlung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf dem Volksfest geholfen. In diesem Jahr wird es allerdings keinen Stand geben, der kurzfristig Arbeit auf dem Wasen vermittelt. Schon beim Frühlingsfest habe man kaum zusätzliche Arbeitskräfte gewinnen können. Das Amt will aber grundsätzlich mehr Menschen für die Arbeit in der Gastronomie begeistern. Dazu würden unter anderem Bewerbertage auch in Stuttgart ausgerichtet. Ukrainische Geflüchtete in solche Jobs zu vermitteln, ist laut einer Behördensprecherin nicht leicht. In Stuttgart sind ihren Angaben zufolge 7.400 geflüchtete Ukrainer registriert, aber nur 80 bei der Arbeitsagentur gemeldet. Davon sei lediglich eine Köchin temporär in die Gastronomie zu vermitteln gewesen.

Eine Bedienung serviert auf dem Cannstatter Volksfest Bier. Gibt es dieses Jahr genügend Personal? (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)
Eine Aufnahme aus dem Jahr 2019 - noch bevor die Wirte auf dem Cannstatter Volksfest durch Corona ausgebremst wurden und auch noch nicht mit der aktuellen Personalnot kämpfen mussten. (Archivbild)

Gewerkschaft: Neue Gastro-Tarife helfen auf Volksfest kaum

Bei der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) verweist man auf einen neuen Tarifvertrag für die Branche, der ab Juli gelte. Ob der in der gesamten Branche geltende Tarif aber nun wirklich wieder mehr Mitarbeiter anlocke, da ist die Gewerkschaft skeptisch. Viele Mitarbeiter auf dem Wasen seien nicht tarifvertraglich gebunden. Dort könne man sicher über bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen mehr Menschen gewinnen, so ein Sprecher. Wenn etwa selbstständige Servicekräfte weniger für Bier zahlen müssten, könnten sie beim Weiterverkauf an die Gäste besser verdienen.

Göckelesmaier: Anreize für neue Saisonkräfte setzen

Karl Maier vom Festbetrieb "Göckelesmaier" betont, dass sein Unternehmen versuche, Mitarbeiter das ganze Jahr über durch den Einsatz auf vielen Festen in Baden-Württemberg zu halten. Zudem versuche man neue Kräfte durch Zuschüsse für Anreise oder Quartiere zu gewinnen. Letztlich fehlen auch bei seinem Betrieb etwa 30 der insgesamt für den Wasen benötigten 100 Kräfte. Er sei aber zuversichtlich, dass man diese Mitarbeiter gewinnen könnte. Erst kürzlich habe eine Kraft aus Österreich beispielsweise zugesagt, weil sich sein Festbetrieb entgegenkommend gezeigt hatte, sagte er dem SWR.

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