Grundsätzlich gilt: Wenn eine Oberleitung herunterfällt, kommt es zu einem Kurzschluss, sagt Professor Stefan Tenbohlen, Leiter des Instituts für Energieübertragung- und Hochspannungstechnik an der Uni Stuttgart. Und dieser Kurzschluss-Strom könne zu Folgeschäden führen.
Kurzschluss bei der Bahn ist wie bei Blitzeinschlag - nur länger
Der Uni-Professor vergleicht den bei einem Kurzschluss fließenden Strom mit einem Blitz. Der Unterschied: Bei einem Oberleitungsschaden fließt der Strom deutlich länger, sagte Tenbohlen dem SWR am Montag. Dieser Strom werde normalerweise durch die Erdung im Bahnhof abgeleitet. Wenn aber ein zu großer Strom fließe, komme es zu einem Spannungsabfall. Das hat laut Tenbohlen dann auch Auswirkungen auf Geräte, die an dieser Erdungsstruktur angeschlossen sind.
"Das kann dazu führen, dass diese Geräte innere Überspannung entwickeln und dadurch kaputtgehen." Wenn ein Blitz in ein Haus einschlägt, gehe möglicherweise ein Fernseher kaputt, ohne dass direkt Blitzstrom über den Fernseher fließe, so der Uni-Prof. Ein Überspannungsschutz könne da auch schon mal versagen.
Energie-Experte: Fernseher kann man austauschen - ein Stellwerk nicht
Während man einen Fernseher vergleichsweise schnell ersetzen könne, ist das bei der Technik im Stuttgarter Hauptbahnhof deutlich schwieriger, denn auch Teile der Stellwerktechnik sind betroffen. Es koste Zeit herauszufinden, welche Geräte genau defekt sind und ersetzt werden müssen.
Nach Ansicht von Bahnexperten stammt das Stellwerk in Stuttgart aus den 1970er-Jahren. Der Energieexperte Tenbohlen von der Uni Stuttgart meint, insbesondere Analog-Technik aus den 70er-Jahren sei schwer zu ersetzen. Auch Ersatzteile wie Kondensatoren könnten altern. Vermutlich müssten deshalb mehrere Teile ausgetauscht werden.