
Ulrike Pichler sitzt auf dem Holzstuhl im Bürgerzentrum Waiblingen. Sie legt den Kopf zurück, Stäbchen in die Nase, ein paar Umdrehungen und dem Restaurantbesuch am Abend steht mit dem negativen Ergebnis nichts mehr im Wege. Ulrike Pichler ist zweimal geimpft, muss aber noch ein paar Tage warten bis sie den vollständigen Impfschutz hat: "Eigentlich wollten wir im Restaurant draußen sitzen, nun ist es doch kälter geworden und wir wollen vielleicht innen sitzen."
Corona-Test auch weil das Wetter nicht mitspielt
Denn für den Restaurantbesuch im Innenbereich brauchen Menschen in Baden-Württemberg seit dieser Woche den negativen Test oder aber eine vollständige Impfung oder den Nachweis der Genesung. Die neuen Regeln findet Ulrike Pichler gut: "Man kann sich ja kostenlos impfen lassen, deshalb finde ich die neuen Regeln richtig". Mit den neuen 3G-Regeln in Baden-Württemberg hat die Nachfragte nach Tests direkt wieder zugenommen, sagt der Betreiber des Testzentrums Patrick Pfeifer: "Schon gestern Vormittag war das Testzentrum fast wieder ausgebucht. Viele kamen auch spontan vorbei, weil sie zum Beispiel zum Friseur wollten oder im Hotel einchecken."

Termine im Testzentrum schon fast wieder ausgebucht
Die Zahl der Schnelltests hat sich beispielsweise schon am Montag im Vergleich zur Vorwoche im Waiblinger Bürgerzentrum verdoppelt. Eine Mutter kommt mit ihren Kindern zum Test. Der Sohn möchte an einem Ferienprogramm teilnehmen und braucht den Nachweis. Sie sieht die neuen Regeln kritisch. Für Ungeimpfte werde es jetzt schwieriger. So lange der Bürgertest noch nichts koste, sei es ok. Aber sobald man den Test zahlen müsse, sei es eine Art Impfzwang, so die zweifache Mutter.

Leben wird Ungeimpften schwerer gemacht
Trotzdem will sich die Mutter nicht impfen lassen. Zur Not würde sie auf den Restaurantbesuch oder Ähnliches verzichten. Bislang müssen Menschen, die nicht geimpft sind, nur Zeit investieren. Noch bis zum 11. Oktober bleiben die sogenannten Bürgertests kostenlos. Wieviel der Test danach kosten wird, ist noch offen. Der Apotheker Patrick Pfeifer betreibt seit März das Testzentrum im Waiblinger Bürgerzentrum und hat schon einige Veränderungen miterlebt. Zeitweise führte er mehrere hundert Tests pro Tag im Drei-Minutentakt durch. Zuletzt waren es im Sommer wieder deutlich weniger. Seit dieser Woche steigt die Nachfrage, diese könnte aber im Oktober mit der Kostenpflicht wieder sinken. Es werde immer Risikogruppen, Kinder und Schwangere geben, die sich nicht impfen lassen können oder möchten, meint Pfeifer. Deshalb werde der Corona-Test wichtig bleiben.
Zahl der Teststellen hat sich im Landkreis halbiert
Die Zahl der Teststellen im Rems-Murr-Kreis hat sich zuletzt von 200 auf 100 reduziert. Uns ist es wichtig, dass viele Teststellen jetzt erhalten bleiben, heißt es aus dem Landratsamt.
"Wir finden, dass wir für den Herbst eine gute und breite Teststruktur brauchen. Ein Test muss leicht zu bekommen sein, er muss am besten digital buchbar sein. Damit wir einfach keine Hürden haben."
Landkreis: Brauchen für den Herbst eine gute Teststruktur
Und es soll möglichst einfach sein. Fast alle Testanbieter im Kreis sind an die digitale Plattform "Cosan" angeschlossen, die eigens vom Landkreis entwickelt wurde. Die Anmeldung auf dem Portal zum Corona-Test erfolgt mit ein paar Klicks online. Wer getestet wurde, bekommt das Ergebnis wenige Minuten später direkt per Mail übermittelt. Auch die Schulen verfügen laut Landratsamt über dieses System. Damit können Lehrer auf Zettel für die Bescheinigung verzichten und das Testergebnis stattdessen in eine App eintragen. Der Apotheker Patrick Pfeifer sagt, er habe in der Pandemie gelernt flexibel zu bleiben. Sein Testzentrum werde so lange geöffnet bleiben, wie es gebraucht werde. Er habe ja auch keine Glaskugel, sagt Pfeifer. Aber er glaube, dass der Winter noch einmal anstrengend wird.