Stadt beantragt jetzt Tempo 40

Hätten Blitzer den tödlichen Raser-Unfall in Ludwigsburg verhindern können?

Stand

Helfen Blitzer gegen Raser und illegale Rennen? Die Angehörigen der beiden Frauen, die bei einem Raser-Unfall in Ludwigsburg getötet wurden, sagen: Blitzer hätten ihn verhindern können.

In Ludwigsburg sind vor wenigen Wochen zwei junge Frauen bei einem schlimmen Unfall ums Leben gekommen. Sie waren langsam mit ihrem Auto aus der Tankstelle gebogen - doch auf der Straße veranstalteten zwei Raser offenbar ein Rennen und erwischten den Wagen. Angehörige sowie Anwohnerinnen und Anwohner sind der Meinung, dass der tödliche Unfall hätte verhindert werden können - mit sichtbaren Blitzern auf der Straße. Aber stimmt das auch?

Nach tödlichem Raser-Unfall: Angehörige sind am Ende ihrer Kräfte

Der Wagen der beiden jungen Frauen wurde von einem der beiden Raser-Fahrzeuge erfasst und zwischen zwei Bäumen eingequetscht. Jede Hilfe kam zu spät. Für die Angehörigen ist das Geschehen nach wie vor nicht zu verarbeiten. "Wir wissen nicht mehr, wie wir weitermachen sollen", sagt Benan Ergün, Cousin eines Opfers. "Wir können nicht zur Arbeit gehen. Wir sind wirklich am Ende mit unseren Kräften."

Wir wissen nicht, wie wir weitermachen sollen. Wir sind am Ende mit unseren Kräften.

Sie suchen nach Antworten. Und schauen auf Behörden und Politik. Das schreckliche Geschehen hätte man verhindern können, glaubt Ergün. "Es gibt zu wenig Kontrollen hier, zumindest auf dieser Straße. Und eben auch keine Blitzer. Das ist für uns unbegreiflich."

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Ludwigsburg sah vor dem Unfall keinen Handlungsbedarf

Es gibt zwar Blitzer auf der Schwieberdinger Straße, wo der Unfall passierte. Doch bisher keinen auf dem rund einen Kilometer langen, kerzengeraden Abschnitt, wo die beiden Frauen ihr Leben verloren haben. Bis zum Unfall sah die Stadt Ludwigsburg keinen Handlungsbedarf. "Uns ist es nicht als Rennstrecke bekannt", sagt Oberbürgermeister Matthias Knecht (parteilos). "Man muss ganz klar sagen: Wir hatten in den letzten zwei Jahren an insgesamt 25 Tagen, ein Mal 13, ein Mal 12 Tage, mobile Anlagen und auch ziemlich genau hier an der Unfallstelle im Einsatz." Und die Kontrollen hätten nur wenige Geschwindigkeitsüberschreitungen ergeben.

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Die Angehörigen der beiden getöteten Frauen beobachten aber etwas anderes: "Ich war hier schon mehrmals Augenzeuge, dass hier gerast wurde. Auch ein Freund von mir hatte hier mal einen Unfall, 100 Meter weiter. Und deswegen weiß ich ganz genau, was auf dieser Straße abgeht", hält Ergün der Aussage des Oberbürgermeisters entgegen.

Auch andere Autofahrerinnen und -fahrer bestätigen das. "Es ist schon bekannt, dass hier öfters Gas gegeben und eben gerast wird", sagt etwa Hans Hofer. "Klar" würden auf der Schwieberdinger Straße an dieser Stelle Autorennen stattfinden. Aber lassen sich Raser, die tendenziell behördliche Strukturen und Autoritäten ablehnen, wirklich von Blitzern abhalten?

ADAC: Blitzer haben abschreckende Wirkung - aber nicht lange

Blitzer seien zwar kein Allheilmittel, könnten aber schon helfen, meint man beim Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC). "So ein Blitzer hat natürlich schon eine abschreckende Wirkung, das ist ganz klar", sagt Dennis Plischke vom ADAC Nordbaden vor Ort. "Keiner würde wahrscheinlich freiwillig in eine Radarfalle fahren und sich blitzen lassen. Von daher ist die Abschreckung schon gegeben." Der entscheidende Punkt sei aber: Wenn man an besagter Stelle Blitzer aufstellte, würden sich die Raser vielleicht andere Strecken für ihre Rennen suchen, glaubt Plischke.

Abschreckung durch Blitzer ist schon gegeben. Aber wenn man hier Blitzer aufstellt, suchen sich die Raser vielleicht andere Strecken für ihre Rennen.

Stadt Ludwigsburg will Tempo 40 für die Straße beantragen

Obwohl die Stadt Ludwigsburg keine Anhaltspunkte für einen Raser-Schwerpunkt gesehen hatte, wurde am Dienstag entschieden: "Wir werden Tempo 40 für die Straße beantragen", erklärt OB Knecht. "Das muss dann beschlossen werden. Und das zweite ist, wir werden einen weiteren stationären Blitzer anbringen."

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