Seit November 2020 wird das Abwasser in der Leonberger Kläranlage regelmäßig untersucht. Die Auswertung der Proben hat ergeben, dass sich so die Ausbreitung von Corona frühzeitig erkennen lässt. Infizierte scheiden Erbgut des Erregers aus. Diese Spuren lassen sich im Wasser nachweisen und damit aufzeigen, wie weit es sich bereits verbreitet hat, heißt es bei der Stadt Leonberg und dem Böblinger Landratsamt.
Landratsamt: Neun Tage früher als Ergebnisse vom RKI
Wissenschaftler vom DVGW-Technologiezentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe haben die über Tests ermittelten Corona-Fallzahlen mit der Anzahl des Viren-Erbguts im Abwasser verglichen. Das Ergebnis: Die Abwasser-Kurve liegt rund neun Tage vor der Kurve des Robert-Koch-Instituts. Dies habe auch ein Abgleich mit Zahlen vom Böblinger Gesundheitsamt bestätigt.

Ein weiterer Vorteil: Die Tests im Abwasser erfassen laut Landratsamt auch Menschen mit asymptomatischen Verläufen, die gar nicht wissen, dass sie das Virus in sich tragen. Da aber alle Infizierten das Virus ausscheiden, laufen diese bei den Auswertungen des Technologiezentrums Wasser in die Statistik mit ein.
Tests an Kanälen könnten noch exaktere Werte liefern
Da bislang die Proben im Leonberger Klärwerk entnommen werden, kann nicht festgestellt werden, wo die Infizierten genau leben. Schließlich läuft dort das Abwasser zusammen. Andere Forschungsgruppen gehen schon weiter. Sobald sie feststellen, dass die Kurve ansteigt, verkleinern sie den Radius, um die Suche einzuschränken, indem sie Proben an unterschiedlichen Kanälen entnehmen, die zum Klärwerk hinführen.
Fazit: Frühere Information und politische Reaktion
Das Fazit von der Stadt Leonberg und dem Landkreis Böblingen: Durch Abwasseranalysen könne wesentlich früher das Pandemiegeschehen erkannt und entsprechend politisch reagiert werden.