Die Sophienkathedrale in Kiew mit ihren vergoldeten Kuppeln gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der Unesco. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Christophe Gateau)

Krieg in der Ukraine

Stuttgart: Bedrohte Kulturschätze der Ukraine Thema beim Kunsthistorikertag

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Sandra Kolnik

Erstmals seit fast 40 Jahren findet der Deutsche Kunsthistorikertag wieder in Stuttgart statt. Es geht unter anderem um die Zerstörung von Kulturschätzen in der Ukraine.

Der Krieg in der Ukraine bringt auch einen lange geplanten Deutschen Kunsthistorikertag aus dem Konzept. Die Veranstaltung findet seit Mittwoch zum ersten Mal seit fast 40 Jahren wieder an der Universität Stuttgart statt. Mehrere hundert Kunsthistoriker und Kunsthistorikerinnen aus dem In- und Ausland werden erwartet. Bis Sonntag soll es dabei auch um die Zerstörung der Kulturschätze in der Ukraine gehen und wie sie gerettet werden könne.

Zerbombte Museen und Kirchen

Über die osteuropäische Kunst sei hier viel zu wenig bekannt, sagte die Leiterin des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Stuttgart, Daniela Bohde, dem SWR. "Das haben wir alle nicht so auf dem Schirm gehabt, was es da an bedeutenden Kunstwerken gibt. Das wollen wir uns vor Augen führen und überlegen, wie wir das verändern können." Es gehe aber auch ganz konkret um die Zerstörung von Kunstwerken durch Bomben und Artillerie.

Durch den russischen Angriff auf die Ukraine sind bereits bedeutende Kirchen, Museen oder andere bedeutende Kunstgegenstände zerstört oder schwer beschädigt worden. Zum Beispiel in der ukrainischen Stadt Charkiw, die anhaltend bombardiert wird. "Dort gibt es am Zentrumsplatz eine ganz interessante modernistische Architektur. Die ist schon zerstört worden", sagte Daniela Bohde. Zu diesem Bau werde es zum Beispiel auf dem Deutschen Kunsthistorikertag einen Vortrag einer Ukrainerin geben, die aus der Slowakei zugeschaltet werde.

Ein ukrainischer Soldat fotografiert eine beschädigte Kirche nach dem Beschuss eines Wohnviertels. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Evgeniy Maloletka)
Ein ukrainischer Soldat fotografiert eine beschädigte Kirche nach dem Beschuss eines Wohnviertels.

Hilfe für Kunstwerke organisieren

Kulturdenkmale werden absichtlich zerstört, erklärte Bohde, "um auch das ukrainische Nationalgefühl, die Identität der Ukrainer zu zerstören. Das ist ein Kriegsverbrechen und darauf müssen wir reagieren." Dazu soll konkrete Hilfe ermöglicht werden.

Der Verband Deutscher Kunsthistoriker organisiert eine wöchentliche Schaltkonferenz mit Kolleginnen in der Ukraine. Die können sagen, was sie aktuell brauchen, etwa Verpackungsmaterial, um ihre Kunstwerke zu bergen. In Stuttgart soll aber auch beraten werden, wo Kunstwerke am sichersten gelagert werden können. Der Verband hat auch schon Feuerlöscher organisiert. Auf dem Kunsthistorikertag soll noch bis Sonntag weiter über solche Fragen und Probleme nachgedacht und Hilfe organisiert werden.

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