viele Krähen (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Sven Hoppe/dpa | Sven Hoppe)

Vor allem Mais, Erdbeeren und Salat betroffen

Hohe Schäden durch Krähen: Bauern in BW schlagen Alarm

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Saatkrähen sind geschützt. Doch aus Sicht vieler Landwirte sind sie eine Plage. Denn die Schäden gehen in die Zehntausende - pro Betrieb. Die Bauernverbände in BW fordern Konsequenzen.

Krähen sind clevere Tiere. Das muss der Stuttgarter Landwirt Klaus Brodbeck immer wieder feststellen. Abends setzen sie sich auf das Dach seines Gewächshauses, warten, bis sich Fliegen und andere Insekten dort sammeln und picken dann durch die Gewächshausfolie, um sich ihr Futter zu sichern. Gut für die Vögel, schlecht für den Landwirt.

Auch auf dem Feld richten die Krähen Schaden an. Wenige Stunden nach der Auspflanzung kommen die ersten Krähen angeflogen und picken die ersten Salat-Jungpflanzen aus. Und frisch gesäte Sonnenblumen können unter Vlies versteckt sein, die Krähen finden das Saatgut trotzdem und picken es aus, so Bauer Brodbeck.

Ein Gewächshaus, das von Krähen zerlöchert wurde. Landwirte sprechen von höhen Schäden. (Foto: SWR)
Bauer Klaus Brodbeck zeigt auf Löcher in der Decke seines Gewächshauses. Diese haben Krähen hineingepickt, um an Fliegen und andere Insekten im Inneren zu kommen.

Bauernverbände: Schäden durch Krähen nehmen immer mehr zu

Der Hof von Klaus Brodbeck ist kein Einzelfall. "Saat- und Rabenkrähen richten auf landwirtschaftlichen Flächen in Baden-Württemberg von Jahr zu Jahr größere Schäden an", teilten der Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) und der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) am Dienstag mit. Im Jahr 2021 wurden 166 Schäden in insgesamt 21 Landkreisen gemeldet, so das Ergebnis einer Abfrage bei den Mitgliedsbetrieben.

Ulm

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Beim Mais kommt es bis zum Totalausfall

Besonders betroffen ist der Mais, mehr als die Hälfte aller gemeldeten Schäden entfällt auf ihn. Die Vögel picken nicht nur die Samen, sondern auch die Sprösslinge aus dem Boden. Teilweise sei eine mehrfache Nachsaat notwendig, heißt es bei den Bauernverbänden. Das führt aber zu Problemen bei der Ernte, weil die Pflanzen nicht zum gleichen Zeitpunkt reif sind. Im Ökolandbau sei der Maisbau aufgrund vieler Krähen stellenweise nicht mehr möglich, die Schäden reichten bis zum Totalausfall, so der LBV und der BLHV am Dienstag.

"Bis zu 150 Krähen sitzen auf dem Silo und picken Löcher in die Folien vom Fahrsilo und Siloballen. Das Futter verfault."

Erdbeeren: Krähen picken in die roten Früchte

Auch bei den Erdbeeren ist der Schaden sehr hoch. Krähen picken fast jede rote Erdbeere an. Diese müssen dann entfernt werden, damit nicht die benachbarten Beeren anfangen zu faulen. Auch tägliches Pflücken helfe nichts, da dann auch halbreife Früchte angepickt würden, so das Ergebnis der Untersuchung.

Die Liste der betroffenen Pflanzen ist lang. Sie reicht von Salaten und Gurken über Sonnenblumen bis hin zu Winterweizen und Kirschen - insgesamt sind es 24 unterschiedliche Pflanzenarten, die meist angepickt oder aus der Erde herausgerissen werden und dann vertrocknen. Die gemeldeten Schäden werden pro Betrieb und betroffener Pflanze mit bis zu 25.000 Euro bei Erdbeeren und bis zu 10.000 Euro bei Brokkoli angegeben.

Dieser Apfel wurde von Krähen angepickt. Das führt zu großen Schäden, so ein Obstbauern-Paar aus dem Rhein-Neckar-Kreis. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | A9999 Christian Jung)
Ein Apfel, der von einer Krähe beschädigt wurde. Obstbauern berichten, wie ihre Plantagen regelmäßig von großen Krähenschwärmen heimgesucht werden und die angepickten Äpfel am Stamm verfaulen. (Archiv)

Was fordern die Landesbauernverbände?

In den 1950er Jahren war die Saatkrähe in Baden-Württemberg fast ausgestorben. Seitdem hat sich der Bestand erholt, trotzdem dürften sie - abgesehen von Einzelfällen - nicht bejagt werden, monieren die Bauernverbände. Sie fordern, dass die Schonzeit für Rabenvögel aufgehoben werden kann und dass durch eine Erweiterung der EU-Vogelschutzrichtlinie eine "effektive Bejagung" ermöglicht wird. Außerdem müssten die landwirtschaftlichen Betriebe unterstützt und gemeinsam mit der Landesregierung "effektive und paxistaugliche Lösungen" gefunden werden.

"Das sind keine kleinen Schäden. Die Schäden werden immer größer."

Stuttgarter Landwirt: Schaden durch Krähen bis zu 100 Prozent

Landwirt Klaus Brodbeck kämpft seit zehn Jahren mit Saat- und Rabenkrähen. Die Ausfälle liegen je nach Kulturpflanze bei 30 bis 100 Prozent, sagt er. Die Saatkrähe ist von der EU geschützt und war Vogel des Jahres 1986.

Nicht nur auf dem Land, sondern auch in Innenstädten hat die Zahl der Krähen zuletzt teilweise stark zugenommen. Auch in Laupheim (Kreis Biberach), Weil am Rhein (Kreis Lörrach) und in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg) stören sich Menschen an dem "unzumutbaren Gekrächze und Gekacke".

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