Vandalismus in Stuttgarter Kirche (Foto: SDMG)

Hoher Sachschaden durch Vandalismus

Kirche am Feuersee in Stuttgart verwüstet

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In Stuttgart haben Unbekannte am Wochenende die Johanneskirche verwüstet. Die Täter zerstörten dabei Fenster mit hochwertiger Glasmalerei und warfen Bibeln durch den Kirchenraum.

Unbekannte haben laut Polizei in der evangelischen Johanneskirche am Stuttgarter Feuersee große Schäden angerichtet. Die Eindringlinge demolierten über zwanzig Fenster mit teils hochwertiger Glasmalerei, brachen Schränke auf und rissen Bänke aus der Verankerung. Sie warfen außerdem Regale um und schleuderten den Angaben zufolge Bibeln durch den Kirchenraum. Außerdem wurde der Inhalt eines Feuerlöschers versprüht sowie die Tür zur Empore zerstört.

Über Baugerüst in Johanneskirche eingedrungen?

Die Polizei schätzt den Schaden auf mehrere Zehntausend Euro. Sie vermutet, dass sich die Unbekannten über ein Baugerüst Zugang verschafft haben - die Johanneskirche ist derzeit für Renovierungsarbeiten eingerüstet. Die Tat ereignete sich demnach zwischen Freitagabend und Samstagvormittag. Laut Polizei gibt es keine Hinweise auf einen religionsfeindlichen Hintergrund. Es handle sich wohl "um einen puren Akt von Vandalismus", sagte ein Sprecher dem SWR.

Bilder aus der Johanneskirche zeigen das Ausmaß der Verwüstung:

Stuttgarts OB Nopper reagiert entsetzt

Mit Entsetzen hat Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) am Sonntag auf die Tat reagiert. Es handele sich um einen "Akt blinder Zerstörungswut und des Kulturbruchs", teilte die Stadt mit. Er verurteile diesen "Akt der Finsternis mitten im Advent" aufs Schärfste und stehe fest an der Seite der Kirchengemeinde, betonte er.

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche, Frank Otfried July, hat mit Abscheu auf die Zerstörung reagiert. Es handele sich um einen "Akt exemplarischer Dummheit", teilte der Bischof auf der Internetseite der Landeskirche mit. Die Verwüstung sei "widerwärtig". Er fordere den oder die Täter auf: "Kehrt um. Entschuldigt euch. Helft die Schäden zu beseitigen. Stellt euch."

Stuttgart

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Mit Bestürzung haben Muslime, Juden und andere Religionsgemeinschaften in Stuttgart auf die Verwüstung der Kirche am Feuersee reagiert. Es gehe um mehr als Sachbeschädigung.

Nach Angaben von Pfarrer Christoph Dinkel kamen nach Bekanntwerden der Zerstörungen im Innenraum viele Menschen an der Kirche vorbei. "Es herrscht große Betroffenheit", sagte Dinkel dem SWR. Auch der Vorsteher des Stadtbezirks Stuttgart-West, Bernhard Mellert, habe sich bei ihm gemeldet.

Die Tat sorgte auch in den Sozialen Netzwerken für Fassungslosigkeit. Der Organist der Kirche, Georg Ammon, veröffentlichte bei Facebook Bilder der Geschehnisse mit dem Kommentar "Warum?":

Warum?Posted by Georg Ammon on Sunday, December 5, 2021

Am Sonntagnachmittag gab die Spurensicherung den Bereich frei, sodass sich Pfarrer Dinkel ein genaueres Bild von der Lage machen konnte. Die Kirche solle im Laufe der Woche wieder so hergestellt werden, dass das Feiern eines Gottesdienstes möglich ist - der Sonntagsgottesdienst wurde ins Gemeindehaus verlegt. Die zerstörten Fenster sollen bereits am Montag mit Holzbrettern provisorisch abgedichtet werden, kündigte Dinkel an.

Pfarrer: Vorkriegsfenster zerstört

Mitarbeitende der Kirche rangen am Montag mit den Tränen. "So kommt auch keine Weihnachtsstimmung auf", sagte Gemeindesekretärin Susanne Beichter. Die Kirche habe eigentlich die Aufgabe Hoffnung zu verbreiten, doch das sei derzeit kaum möglich. Pfarrer Dinkel machte vor allem ein zerstörtes Fenster zu schaffen: "Es gibt nur ganz wenige Fenster, die den Krieg überlebt haben. Davon hat er auch eins eingetreten - in Teilen. Da ist der Schmerz groß."

Probleme mit Lärm und Müll

Am Stuttgarter Feuersee war es in den vergangen Monaten immer wieder zu Problemen gekommen. Die Stadt Stuttgart hatte den beliebten Treffpunkt an den Ufertreppen daher vorübergehend gesperrt. Anwohnerinnen und Anwohner beschweren sich seit Langem über Lärmbelästigung und Müllberge von Feiernden in der Nähe der Kirche.

Kirche am Feuersee in Stuttgart ein Mahnmal für den Frieden

Die Johanneskirche im Stuttgarter Westen wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts in neugotischem Stil erbaut und liegt auf der Halbinsel eines Löschwasserteichs. Auffällig ist ihr Turm, dem die Spitze fehlt. Er wurde nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs mangels Geld nicht mehr vollständig wieder errichtet und dient als Mahnmal für den Frieden.

An Heiligabend soll aus der Kirche der diesjährige ZDF-Fernsehgottesdienst übertragen werden.

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SWR