Zahlreiche Zigarettenkippen liegen in einem Sammelbehälter. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Armin Weigel)

Weltnichtrauchertag

Zigarettenstummel: Stuttgart jagt lieber Falschparker, kritisieren Aktivisten

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Christian Spöcker

Stuttgart geht mit Strafen und Plakaten gegen Kippen vor. Doch Aktivisten reicht das nicht. Sie fordern von der Stadt für Raucherinnen und Raucher kostenlose Taschen-Aschenbecher.

Wer in Stuttgart einen Zigarettenstummel wegschnippt, der muss 103,50 Euro Strafe bezahlen. Doch die Zahl der verhängten Bußgelder ist überschaubar: 2019 waren es nach Angaben der Stadt 136 Verfahren, 2020 waren es 357. Im Jahr 2021 kam es schließlich zu 305 Bußgeldverfahren zum Thema.

Neben den angedrohten Strafen für Zigarettenstummel setzt die Stadt außerdem auf die sanfte Methode: Sie hofft, durch Slogans wie "Stuttgart ist kein Aschenbecher" auf Postern, Aufklebern und Flyern die Menschen zum Umdenken zu bewegen. Doch solche Plakate in Stuttgart zeigen nach Ansicht von Kritikern, dass es der Stadt in erster Linie nicht um die Umwelt geht.

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Aktivisten wollen Stuttgart von Kippenstummeln befreien

Der Stadtverwaltung sei es wichtiger, dass es in Stuttgart schön aussehe, kritisieren Aktivistinnen und Aktivisten vom sogenannten Cleanup Network. Das zeige sich daran, dass öffentliche Aschenbecher meist so konstruiert seien, "dass der Regen die Giftstoffe ohne Weiteres auswaschen kann - und diese somit ebenfalls ins Grundwasser gelangen können", sagte Thomas Venugopal vom Cleanup Network dem SWR.

"Im Vergleich zu Verstößen bei Falschparken wird deutlich, dass der Umweltschutz unterpriorisiert wird."

Die Gruppe fordert in sieben Punkten von der Stadt, dass sie unter anderem mehr Personal für "Umweltdelikte" einstellt oder speziell dafür einsetzt. Außerdem seien mehr Entsorgungsmöglichkeiten an Haltestellen nötig und die Stadt solle "kostenlose und nachhaltige Taschenaschenbecher" verteilen lassen.

Umweltschützer: "Unsere kühnsten Kippen-Träume wurden übertroffen"

Um selbst etwas gegen das Problem zu unternehmen, sammelt die Gruppe in der Region Stuttgart Zigarettenstummel, um sie dann zu entsorgen. Außerdem betreibt die Initiative Lobbyarbeit, damit Entscheiderinnen und Entscheider aus der Politik, aus Behörden und der Wirtschaft etwas gegen Müll unternehmen.

Anfang Mai hat die Gruppe zum Beispiel in Bad Cannstatt Kippen gesammelt. "Schon von Bildern wussten wir, wie es vor den Schischabars, Cafés, auf den Grünflächen und Baumscheiben aussah", teilte sie danach auf Instagram mit.

Doch das Ausmaß der Verschmutzung hat die Kippen-Sammlerinnen und -sammler dann wohl doch überrascht: "Mal wieder wurden unsere kühnsten Kippen-Träume übertroffen", teilte die Gruppe nach der Aktion mit und kündigte an, sie wolle auch in Zukunft die Stadt Stuttgart sauberer machen.

Ludwigsburg lässt mit Kippenstummeln abstimmen

In Ludwigsburg hofft die Stadtverwaltung, dass sie das Problem spielerisch lösen oder zumindest abmildern kann. Denn an manchen Stellen in der Stadt will sie mit speziellen Mülleimern erreichen, dass die Kippen dort landen, anstatt auf der Straße.

Extra Mülleimer für Zigaretten-Kippen. (Foto: SWR, Sophie Rebmann)
Was haben Linsen mit Spätzle mit Müllentsorgung zu tun? Erst einmal nichts. Doch durch den spielerischen Charakter, hofft die Stadt Ludwigsburg, dass weniger Zigaretten-Kippen einfach nur fallen gelassen werden.

Wirft man die Kippe in den Mülleimer, kann man dadurch abstimmen, ob man eher zum "Team Linsen und Spätzle" oder zum "Team Maultaschen" gehören will.

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