Fotografien über den Tod hinaus

Familienfotos für schwere Tage: Warum eine junge Frau ehrenamtlich für ein Kinder-Hospiz fotografiert

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Von Autor/in Gabriele Mönch

Charlotte Obertreis fotografiert ehrenamtlich für das Kinder-Hospiz "Sternentraum" in Backnang. Die Bilder sollen den Eltern an schweren Tagen Trost spenden.

"Den Tagen mehr Leben geben" - Das ist das Motto von Charlotte Obertreis aus Althütte. Die 22-jährige Psychologie-Studentin fotografiert für das ambulante Kinderhospiz "Sternentraum" in Backnang (beide Rems-Murr-Kreis) Kinder, die voraussichtlich nicht lange leben werden.

"Bist Du gut drauf?", fragt sie den neunjährigen Leo, den sie gleich mit seiner Familie fotografieren wird. Leo sitzt im Rollstuhl. Er kam als extremes Frühchen mit nur 775 Gramm zur Welt. Er hat Entwicklungsschäden und leidet unter einer lebensgefährlichen Epilepsie. Wie lange er bei seiner Familie bleiben kann, ist ungewiss.

Fotografin ist dankbar für das Vertrauen

Die Fotografin hat sich mit der Familie in einem Park getroffen. Für Obertreis ist es ein Herzensprojekt, ehrenamtlich mit ihren Fotos Erinnerungen zu schaffen. "Für mich ist es ein Geschenk, dass die Familien mir vertrauen und ich die Momente für sie mit der Kamera auch festhalten darf", sagt sie.

Dann holt sie die Kamera heraus und Seifenblasen gleich mit dazu. Denn Leo liebt Seifenblasen. Und schon hat Obertreis ein Motiv, in dem viel Leichtigkeit steckt - trotz des schweren Schicksals. "Schau mal zu mir, Leo", ruft die 22-Jährige und drückt auf den Auslöser. Ihr ist wichtig, dass die Situation natürlich rüberkommt, nicht gestellt wirkt. Und das sieht man ihren Bildern auch an, für die sie auch schon Preise gewonnen hat.

Eltern sehen Fotos als Schatz für schwere Zeiten

Für Leos Eltern, Daniela Pfeiffer und Tobias Siever, sowie seine Schwester Rosalie bedeuten die Fotos viel. Sie schauen sie direkt auf dem Display der Kamera an. Leos Mutter ist überzeugt: "Die Bilder sind ein Schatz, sie werden uns Trost spenden, wenn die Zeiten schwieriger werden."

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Auch für Obertreis sind die Shootings emotional. Einmal fotografierte sie auf Wunsch der Eltern bei einer Beerdigung. Der kleine Sarg und die trauernden Eltern gehen ihr heute noch nahe. "Die Kamera war wie ein Schutzschild für mich in dieser Situation", erzählt sie. Die Emotionen seien dann später hochgekommen.

Obertreis will Umgang mit Tod enttabuisieren

Solche Erlebnisse verarbeitet die Psychologiestudentin beim Cellospielen. Während eines Freiwilligen Sozialen Jahres in einem Kinder- und Jugendhospiz in Stuttgart lernte sie, wie kostbar das Leben ist und dass der Tod zum Leben gehört. Umso wichtiger ist ihr der Umgang damit. "Ich finde es schade, dass das Thema Tod in unserer Gesellschaft so tabuisiert wird. Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben zu geben", zitiert sie die Philosophie der Hospiz-Bewegung.

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