Hi, ich bin Kerstin Rudat und arbeite im Studio Stuttgart. Wart ihr schon in der großen, neuen Jubiläumsausstellung "Doppelkäseplatte" im Kunstmuseum Stuttgart? Das geht nämlich bis Oktober für umme - inklusive umfassendem Begleitprogramm. Da sollte für jede und jeden was dabei sein - wie beim Käse auch. Unter anderem wird da ein vergammelnder Käse ausgestellt. Es ist also Kunst, und es kann weg. Okay, manche mögen Käse so absolut gar nicht. Dann aber vielleicht ein paar Fakten und Geschichten rund um Käse. Der Schriftsteller und Künstler Dieter Roth hat zwar rund elf Jahre zeitweise in Stuttgart gelebt. Aber warum ein Werk aus der Stuttgarter Sammlung dann namensgebend für die ganze Ausstellung wurde, hat mich überrascht. Die Auflösung dazu gibt's im Video oben!
Während seine Käsescheiben hinter Glasscheiben also weiter vor sich hin verwesen, bin ich mal frei nach dem Motto "Alles Käse!" der Frage nachgegangen, was das Lebensmittel jetzt eigentlich so interessant macht. Und kontrovers.
- Woher kommt Käse eigentlich?
- der teuerste Käse
- der ekligste Käse
- die ungewöhnlichsten Käse-Traditionen
- Voting: Kunst-Muffel oder Dauer-Besucher?
- Käse selber machen
- Käse is' mir wurscht
- Das war auch noch los diese Woche
So'n Käse! So lange gibt es Käse schon
Wie das Genussmittel Bier gibt es Käse vermutlich schon sehr lange, eventuell seit der Steinzeit, vermuten Expertinnen und Experten. Und ebenfalls wie Bier ist Käse eher zufällig entstanden und entdeckt worden: als Milch in getrockneten Kälbermägen als Behälter transportiert wurde und die Milch mit dem Enzym aus dem Magen reagierte, wie auf etlichen Branchen-Seiten zu lesen ist. Gesicherte Nachweise von Käse gibt es weltweit etwa ab 3.000 vor Christus. Bis heute gibt es ungefähr 4.000 Käse-Sorten, aber so genau weiß das keiner. Was jedoch feststeht: Käse ist ein Grundnahrungsmittel, überall auf der Welt.
Welcher Käse ist der teuerste der Welt?
Der wohl teuerste Käse der Welt kommt aus Serbien, heißt Pule, und ein Kilo des Eselskäses kostet mindestens 1.000 Euro. Gemütlich mal eben wegfuttern beim Netflix-Abend ist also nicht. Aber was macht diesen serbischen Käse so teuer?
- Er wird nur an diesem Ort hergestellt, einem Naturreservat eine Autostunde von Belgrad entfernt.
- Eselstuten geben sehr viel weniger Milch als Kühe und auch Ziegen. Bis da größere Mengen zum Verarbeiten zusammenkommen - das dauert. Deswegen kostet ein Liter Eselsmilch laut Deutscher Welle, die sich den Herkunftsort des Pule mal angesehen hat, schon 40 Euro. Und für ein Kilogramm Käse werden laut dem Hersteller 25 Liter Milch benötigt.
- Und noch ein Problem: Eselsmilch enthält kein Kasein, das Milcheiweiß, das man zur Weiterverarbeitung zum Käse braucht. Deswegen hat der Pule auch noch einen Anteil Ziegenmilch. Das Rezept ist streng geheim und angeblich weltweit einmalig.
Großes Krabbeln und fieser Gestank
Igitt oder geil? Milben am oder im Käse sind gar nicht so ungewöhnlich - die gehören beispielsweise beim Ziegenkäse aus dem Altenburger Land dazu. Auf Sardinien gibt es mit dem Casu Marzu einen Käse mit lebenden Maden. Was für die Sarden eine absolute Delikatesse ist, gilt im Rest von Europa als der gefährlichste Käse der Welt und ist verboten. Denn werden die Maden nicht zerbissen und gelangen lebend in den Magen, so zeigen sie sich dort resistent gegen die Magensäure und können dann im Darm schwere Schäden verursachen, weil sie die Darmwände anknabbern.
Und noch ein Ekelfaktor für viele beim Casu Marzu: Um den perfekten Reifegrad des Käses festzustellen, sind die Maden der Qualitätsfaktor. Heißt: Wenn diese weit springen, nämlich etwa 15 Zentimeter, dann ist der Casu Marzu perfekt. Da kann einem die ein oder andere Made natürlich auch schon mal ins Gesicht springen.

Aber nicht nur Anblick, Herstellung oder Geschmack kann beim Käse Ekel auslösen - bei den meisten ist das der Geruch. Und welcher Käse stinkt am extremsten? Wie misst man das? Für manche ist Tilsiter im Kühlschrank schon eine gefährliche Biowaffe. Nachweislich gibt es aber Käse, der nicht nur die Nase strapaziert, sondern einem auch Tränen in die Augen treibt. So einen listet das "Guinness-Buch der Rekorde" als "smelliest cheese" auf: den Rotschmierkäse Vieux Boulogne.
Klar - wenn der schon "alt" im Namen trägt... Der Gestank entsteht durch die Wechselwirkung unterschiedlicher Enzyme, denn der Käse wird neun Wochen im feuchten Keller gelagert und dabei abwechselnd mit Rotschmierkulturen eingerieben und mit Bier begossen.
Das sind ungewöhnliche Käse-Traditionen
Apropos eklig: Für viele ist ihre Käse-Toleranz ja sofort am Limit, sobald ein Käse zu laufen anfängt. Da fängt wiederum für viele Menschen aus der Schweiz und Frankreich die Käse-Liebe erst richtig an. Deswegen gibt es in diesen beiden Ländern vermutlich auch so viele Weichkäse. Im Frühjahr hat ein Ofenkäse, der gar nicht in den Ofen muss, aus dem französischen Juragebirge Hochkonjunktur: der in Fichtenholz gefasste Mont d'Or. Seine Herstellung ist nur zwischen Mitte August und Mitte März erlaubt. Das Besondere: Man muss ihn nicht unbedingt im Ofen erwärmen, der Mont d'Or wird auch bei Zimmertemperatur schon flüssig und kann mit Baguette direkt aus der Rinde "gelöffelt" werden. In Frankreich bringen im März viele Menschen ihren Mont d'Or zum Wein oder Bier einfach in die Kneipe mit - oder die Brasserien bieten den besonderen Käse quasi als Finger Food zur Aperitif-Zeit an.
Von Baden-Württemberg aus ist es ja nur ein Katzensprung nach Frankreich. Und wenn ihr nach Paris fahrt und euch da normale Verkostungstouren zu profan sind: Man kann sich für zwei Stunden in einem Themen-Escape Room einsperren lassen, der sich als "Genusskeller" tarnt und da Geheimnisse und Rätsel rund um den Käse lüften und lösen. Und seit vergangenem Sommer gibt es in Paris auf der Ile Saint-Louis ein Käse-Museum.
Und noch mal Sardinien - hier dürft ihr entscheiden, ob ihr das eine eher ungewöhnliche Tradition oder eklig findet: Der Callu de Crabettu (wörtlich: Magen des Zickleins) ist quasi der Urkäse. Zu seiner Herstellung wird der Magen eines frisch geschlachteten bis zu seinem Tod noch säugenden Ziegenlamms mitsamt der Muttermilch mindestens 60 Tage getrocknet. Durch das verbleibende Lab im Magen, also das Enzym, gerinnt die Milch zu Käse. Den Callu de Crabettu gibt es nur wenige Wochen im Jahr und nur auf Sardinien.

In England gibt es einen pikanten Wettbewerb rund um Käse, genauer in Cooper's Hill in Gloucestershire. Dort findet seit rund 200 Jahren das traditionelle Käse-Rennen "Cheese-Rolling" statt. Dabei wird ein drei bis vier Kilogramm schwerer Käselaib einen Hügel hinuntergerollt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen hinterherrennen und versuchen, ihn sich zu schnappen. Das Event dauert vier Tage und hat mehrere Durchläufe.
Der Käse kann ganz schön schnell werden - und für die Teilnehmer kann's ganz schön schmerzhaft werden, wie hier in einem Video der "Times" zu sehen ist:
Über die Jubiläumssausstellung "Doppelkäseplatte" berichtete SWR Aktuell BW TV am 08.03.2025.
Kunst-Muffel oder Dauer-Besucher?
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Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.
In der vergangenen Woche wollten wir von euch wissen, welche der neuen Ideen für die Lebensmittelindustrie, die beim diesjährigen "New Food Festival" vorgestellt wurden, ihr am spannendsten findet. Die meisten Antworten erhielt "Roboterhund Odie! Ist doch super, wenn die Landwirte vierbeinige Unterstützung bekommen - und dann vielleicht auch noch mehr Wein dabei herausspringt." (42,1 Prozent).
Do it yourself: So könnt ihr Käse selbst machen
Wie man Käse macht, zeigt euch die SWR Handwerkskunst:
Okay, vielleicht etwas ambitioniert. Ganz einfach geht aber der Frischkäse Paneer:
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Käse? Is' mir wurscht!
Und wenn ihr jetzt denkt "Käse? Is mir wurscht!", dann müsst ihr vom Kunstmuseum rüber in die Staatsgalerie gehen. Denn da hängen für die Wurst-Ultras Dieter Roths "Literaturwürste": Georg Friedrich Wilhelm Hegels Werke in 20 Bänden verwurstet für die Kunst, mit unterschiedlichen Rezepturen. Und noch viel mehr von ihm. Mein Favorit ist das "Portrait of the Artist als Vogelfutterbüste". Da kriegt ihr mit dem Wochenrückblick als "news to use" gleichzeitig "art to use".
Falls ihr von Dieter Roth und seinen Zersetzungsprozessen nicht genug bekommen könnt: In Hamburg steht sein "Schimmelmuseum" im Dieter-Roth-Museum. Wurst-Kunst war 'ne Zeitlang mal hoch im Kurs bei Objekt-Künstlern, deswegen empfehle ich zum Abschluss noch Fischli und Weiss mit ihrer "Wurstserie" - ebenfalls in der Sammlung der Staatsgalerie.
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