E-Bike-Akku gerät in Brand (Foto: Institut für Schadensverhütung)

Job-Räder sind beliebt

E-Bikes: Brandgefahr von Akkus beschäftigt Unternehmen in der Region Stuttgart

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Sophia Volkhardt
Sophia Volkhardt (Foto: SWR, Patricia Neligan)

Immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nutzen E-Bikes. Doch angesichts von Bränden fragen sich Firmen, wie sie die Lagerung von Akkus während der Arbeit handhaben sollen.

Die Brandgefahr im Zusammenhang mit E-Bikes von Mitarbeitenden beschäftigt Unternehmen in der Region Stuttgart. Über die Arbeitgeber können die sogenannten Job-Räder vergünstigt geleast werden. Die Leasing-Räder sind auch bei vielen Unternehmen in der Region Stuttgart ein Erfolg. Doch in vielen Betrieben stellt sich nun die Frage, wie immer mehr Fahrräder mit Akkus an und in den Betrieben sicher abgestellt und geladen werden können. Dazu tragen auch Berichte über größere Brände und sogar explosionsartige Feuer bei, bei denen der defekte Akku eines E-Bikes eine Rolle gespielt haben könnte.

Brandgefahr Lithium-Ionen-Akkus

Lithium-Ionen-Akkus können brandgefährlich sein - zumindest, wenn sie falsch geladen werden, erklärt Christopher Haigis aus der Abteilung vorbeugender Brandschutz bei der Stuttgarter Feuerwehr. Dort hatte man schon diverse Fälle, bei denen Akkus von verschiedenen Geräten - auch von E-Bikes - zu Bränden geführt haben.

"Es reicht ja, wenn nur ein kleiner Brand entfacht wird. Dann kommt es natürlich auf die Umgebung an. Beim Brand von so einem Akku entstehen viele giftige Gase."

Angst vor Diebstahl: Akkus im Büro

Firmenleitungen sind daher verständlicherweise skeptisch, wenn immer mehr Mitarbeitende die teuren Räder oder auch nur die Akkus mit in ihr Büro nehmen und dort lagern oder aufladen. So war es auch bei dem Stuttgarter Bauunternehmen Züblin. Seit einem halben Jahr bezuschusst die Baufirma den Kauf von E-Bikes ihrer rund 2.000 Mitarbeitenden. Züblin ist vom Erfolg selbst überrascht. Bereits zehn Prozent der Beschäftigten seien auf ein Elektrorad umgestiegen. Das bedeutet aber auch, dass mehr als 200 Fahrrad Akkus täglich in der Firma geladen werden müssen - für den Brandschutz ein großes Problem. Für den kaufmännische Vorstand von Züblin, Stephan von der Heyde, war klar: Die Akkus dürfen nicht mit ins Büro.

"Wir beraten auch Kunden, wie sie das mit dem Brandschutz machen können. Da konnten wir das nicht erlauben, dass man den Akku bei uns im Büro einfach so an einer normalen Dreifachsteckdose schnell mal auflädt."

Rad-Station mit brandsicheren Stellplätzen

Die Firma hat aus diesem Grund eine ganze Rad-Station gebaut, mit brand- und diebstahlsicheren Stellplätzen, Duschen und Umkleideraum. Das Herzstück bildet die Akku-Ladestation mit verschließbaren, feuerfesten Einzelfächern. Züblin-Mitarbeiter Murat Zengin findet das Angebot gut:

"Ich finde das super, dass der Konzern uns feuerfeste Schränke zur Verfügung stellt. Sowas will ich mir auch für daheim bestellen. Mein Keller ist genau unter meinem Wohnzimmer und da werde ich mir was Feuerfestes besorgen."

Arbeitgeber rüsten nach

Auch andere Arbeitgeber wie das Landratsamt in Böblingen haben sich auf viele Mitarbeitende eingestellt, die mit dem E-Bike zur Arbeit kommen wollen. Es gebe ausreichend sichere Abstellmöglichkeiten und Lademöglichkeiten für die Räder in der Tiefgarage, teilte die Behörde dem SWR mit. Sollten noch mehr Job-Räder dazukommen, könne man nachrüsten, heißt es vom Landratsamt. Außerdem fördere man die Anschaffung von E-Bikes auch mit Darlehen von bis zu 2.000 Euro. Darüber hinaus können Diensträder von Mitarbeitenden auch über das Wochenende zur privaten Nutzung kostenlos ausgeliehen werden.

Bei der Stadt Esslingen werden die Mitarbeitenden bei der Anschaffung ebenfalls unterstützt. Bisher sei das Laden von Akkus im Büro gestattet. Es solle aber eine andere Lösung her, heißt es von der Stadt: entweder eine externe Ladestation oder eine spezielle Steckdose.

Kritik: Staat hat vieles nicht durchdacht

Viele kleinere Firmen können sich aufwändige Umbauten wie die des Züblin-Konzerns unter Umständen nicht leisten. Brandschutzexperten empfehlen stattdessen freie Flächen möglichst ohne brennbares Material. Räder sollten dort nicht der prallen Sonne oder Frost ausgesetzt sein.

Experten sehen außerdem den Staat in der Pflicht. Züblin-Vorstand von der Heyde findet es zwar gut, dass die E-Mobilität gefördert werden soll. In Sachen Brandgefahr sei aber vieles noch nicht zu Ende gedacht, kritisiert er und fordert mehr Sicherheitsvorschriften. Dass sich außerdem Unternehmen selbst um den Brandschutz kümmern müssten und nur das Leasing der Räder finanziell unterstützt werde, sei gerade mit Blick auf kleinere Unternehmen kritisch.

"Ich würde mir wünschen, dass man da mehr Aufklärung präventiv betreibt und dass man sich nicht selber organisieren muss. Und dass der Staat Brandschutzmaßnahmen für Elektromobilität fördert."

Brisanz bekommt der Brandschutz bei Fahrrad-Akkus nicht zuletzt auch durch die Tatsache, dass allein im vergangenen Jahr mehr als zwei Millionen E-Bikes in Deutschland verkauft wurden.

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