Die Stuttgarter Aktivistin Janka Kluge steht auf einem Bürgersteig. (Foto: Janka Kluge (Montage SWR))

Internationaler Tag gegen Homo- und Transphobie

Kundgebung in Stuttgart: LSBTIQ-Aktivistin berichtet von Morddrohungen

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Am weltweiten Aktionstag für die Rechte von queeren Menschen am Mittwoch gab es auch in Stuttgart eine Kundgebung. Die Aktivistin Janka Kluge kritisiert, sie und andere würden eingeschüchtert.

Am internationalen Tag gegen Queerfeindlichkeit (immer am 17. Mai) haben auch in Stuttgart Verbände, Organisationen und Parteien gegen Diskriminierung, Gewalt und Hasskriminalität demonstriert. Sie beteiligen sich mit einer großen Kundgebung am internationalen Aktionstag.

LSBTIQ-Aktivistin Janka Kluge erklärt im Interview mit SWR4 Baden-Württemberg, warum sie am Mittwoch in Stuttgart protestiert:

Beleidigungen, Drohungen und Ablehnung

Auch die Stuttgarter Aktivistin Janka Kluge nimmt am Nachmittag am Aktionstag auf dem Marktplatz teil. "Ich werde im Moment auch in sozialen Medien massiv angegriffen, weil ich mich für das Selbstbestimmungsgesetz einsetze", sagt sie im Interview mit SWR4 Baden-Württemberg. Zu den Beleidigungen gehörten auch Mordfantasien wie beispielsweise, "dass Menschen wie ich - und explizit auch ich - vergast gehören", erzählt Kluge.

"Homosexuelle, Bi- und Transmenschen gab es schon immer. Der Unterschied ist, wie die Gesellschaft mit uns umgeht."

Im Interview berichtet die 64-Jährige, sie habe schon "relativ jung mitbekommen, dass ich kein Junge bin". Anfang der 1970er-Jahre sei Transsexualität aber noch kein Thema gewesen, über das gesprochen wurde. "Ich habe vonseiten meiner Eltern viel Ablehnung und Hass und Gewalt erlebt, dann aber auch während der Coming-out-Phase in den 80er-Jahren", berichtet die Stuttgarterin.

Good News Neues Selbstbestimmungsgesetz soll non-binären Menschen helfen

Bald soll es leichter sein, das im Personenregister eingetragene Geschlecht oder den Vornamen ändern zu lassen.

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"Auf der Straße krieg ich nichts mehr ab, weil ich in der glücklichen Situation bin, dass man mir meine Vergangenheit nicht ansieht", sagt Kluge. Das sei aber bei vielen Menschen anders. Das sei auch bei den Paraden anlässlich des sogenannten Christopher Street Day bemerkbar gewesen, an dem auch in deutschen Großstädten jährlich viele nicht-heterosexuelle und transsexuelle Menschen auf die Straßen gehen. "Es vergingen letztes Jahr nur ganz wenige CSDs, bei denen es keine Übergriffe und keine Angriffe gab", berichtet Kluge.

LSBTIQ-Aktivistin: Transsexualität ist kein Mode-Phänomen

In Gesprächen argumentiert die Aktivistin einerseits politisch, macht andererseits auch ihre eigene Geschichte und Erfahrungen zum Thema. Dabei versucht sie nach eigenen Angaben, das gängige Vorurteil zu widerlegen, Transsexualität sei eine Art neues Mode-Phänomen, das durch soziale Medien aufgekommen sei: Sie wolle "diesem Narrativ, das Internet sei schuld, etwas entgegensetzen", sagt Kluge.

Auch auf Twitter versucht Janka Kluge Menschen für die Stuttgarter Demo zu mobilisieren:

Heute finden in vielen Städten Kundgebungen gegen queerfeindliche Gewalt statt.https://t.co/HWIyHGgGDa

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