Eine Gasleitung ist im Keller von einem Mehrfamilienhaus zu sehen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Sven Hoppe)

Nach Explosion in Stuttgarter Westen

Warum konnte der Kurzschluss die Gasleitung beschädigen?

Stand
INTERVIEW
Martina Klein

Ein Kurzschluss in einer Stromleitung ist nach bisherigen Ermittlungen der Grund für die Gas-Explosion in einem Wohnhaus in Stuttgart. Wie konnte es dazu kommen? Ein Interview mit Netze BW.

Hans-Jörg Groscurth ist Sprecher von dem Netzbetreiber Netze BW. Im Interview erklärt er, wie es nach jetzigem Stand zu der Gas-Explosion Anfang März im Stuttgarter Westen kommen konnte und warum der Betrieb von Strom- und Gasnetzen aus seiner Sicht vergleichbar mit dem einer Fluglinie ist.

SWR Aktuell: Herr Groscurth, wie weit sind Sie denn bei der Suche nach der Ursache?

Hans-Jörg Groscurth: Vorweg geschickt vielleicht: Wir sind im Augenblick noch im Stadium von plausiblen Vermutungen. Was wir im Moment vermuten, ist, dass es im Gehweg vor dem Haus zunächst einen Kurzschluss in einer Stromleitung gab. Das ist mit Hitze verbunden. Und diese Hitze hat dann die Gasleitung auf einer Länge von zehn Zentimetern etwa komplett zerstört. Und von da aus - so vermuten wir - das ist ja dann auch wirklich plausibel - ist das Gas ins Haus gelangt und dann - wodurch auch immer - gezündet worden und explodiert.

"Kurzschlüsse gibt es immer wieder."

Das Problem dabei ist weniger der Kurzschluss. Es gibt Kurzschlüsse im Stromnetz natürlich immer mal wieder. Das Problem ist: Warum konnte der Kurzschluss die Gasleitung beschädigen? Und das ist die Frage, mit der wir uns jetzt gerade beschäftigen: Ist die Gasleitung möglicherweise zu nahe an der Stromleitung dran gewesen?

SWR Aktuell: Das könnte ja überall in Stuttgart passieren. Ist das so?

Groscurth: Man könnte den Betrieb eines Strom- oder auch Gasnetzes vergleichen mit dem Betrieb einer Fluglinie. Da wird in jedem dieser Betriebe wird bei einer ungeheuren Sorgfalt gearbeitet, mit Dienstanweisungen, mit Prozessen, mit Zertifizierungen, mit Leitstellen, die rund um die Uhr besetzt sind. Mit allem, was dazugehört. Und trotzdem gibt es natürlich kleinere Fehler und Störungen. Und trotzdem - das gehört zur Wahrheit dazu – gibt es im Einzelfall auch Unglücke wie jetzt in Stuttgart genauso wie es auch einen Flugzeugabsturz gibt.

SWR Aktuell: Noch mal die Frage: Muss das Gas- und Stromnetz von Stuttgart einmal komplett durchleuchtet werden? Also, könnte es überall passieren?

Groscurth: Wir gehen davon aus, dass ein verantwortungsvoller Netzbetreiber wie wir das sind, als Netze BW, dass die Qualität so hoch ist, dass wir jetzt die unmittelbare Umgebung kontrollieren, aber nicht großflächiger darüber hinaus.

"Solche großen Unglücke sind ein Einzelfall."

SWR Aktuell: Also ist Stuttgart sicher?

Groscurth: Wie gesagt: Kleinere Fehler und Störungen lassen sich in mehreren tausend Kilometer Netz nie ganz vermeiden. Solche großen Unglücke, wie wir ja auch wissen, sind Gottseidank ein Einzelfall.

SWR Aktuell: Wie weit sind Sie bei der Frage, wer ist haftbar? Denn da wird es ja dann auch noch mal juristisch Herr Groscurth.

Groscurth: Ganz ehrlich für Fragen der Haftung ist es aus meiner Sicht gerade noch tatsächlich zu früh, und für uns steht im Moment einfach im Mittelpunkt, dass wir erstens aufklären zusammen mit den Behörden, was genau ist eigentlich passiert, damit wir es verstehen und damit wir daraus lernen können und zum zweiten auch den Menschen in der Köllestraße wirklich das Gefühl zu geben, dass wir alles für ihre Sicherheit tun, was er auch nur ein theoretisches Risiko sein könnte. Das ist das, was wir jetzt gerade machen. Das hat Priorität.

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