Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeitende sind von Omikron betroffen (Foto: Pressestelle, Kleeblatt Pflegeheime gGmbH / Montage: SWR)

Nach Vorstoß von CDU-Landes-Chef Strobl

Ludwigsburger Pflegeheim-Chef hält Aussetzen der Impfpflicht für Pflegekräfte für grenzwertig

STAND
INTERVIEW
Ute Weber

Stefan Ebert ist Chef von 26 Kleeblatt-Pflegeheimen im Kreis Ludwigsburg. Immer wieder hat er mit Omikron-Ausbrüchen zu kämpfen. Was er von einer Impfpflicht hält, erklärt er im Interview.

SWR: Herr Ebert, wie sieht es momentan in Ihren Pflegeheimen aus? Welche Rolle spielt die Corona-Variante Omikron?

Stefan Ebert: Die Omikron-Welle trifft uns gerade ganz, ganz stark. Bei uns in den Heimen haben wir mehrere Ausbrüche. Wir haben insgesamt 26 Pflegeheime und hatten jetzt in 8 Häusern Infektionen. Das aktuellste Beispiel ist im Kleeblatt in Hemmingen. Dort sind von 24 Bewohnern jetzt 19 positiv. Wir rechnen eher noch mit weiteren Ausbrüchen in den Heimen, weil einfach die Inzidenz momentan so dermaßen hoch ist und wir viele, viele Mitarbeitende haben, die ausfallen.

Sind denn alle Mitarbeitende bei Ihnen geimpft? Oder werden Sie auch Mitarbeitende Mitte März verlieren?

Wir haben wahrscheinlich Mitte März über 95 Prozent mit entsprechendem Nachweis. Das heißt, wir werden vermutlich Kollegen verlieren, wenn es denn zu einer Umsetzung der Impfpflicht kommt. Aber wir machen uns da momentan keine allzu großen Sorgen, weil wir sehr, sehr viele Mitarbeitende überzeugen konnten, sich jetzt doch noch impfen zu lassen.

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Was halten Sie denn von dem Vorschlag vom CDU-Landeschef und Innenminister Thomas Strobl, auch in Baden-Württemberg die Impfpflicht für Pflegekräfte auszusetzen?

Das löst bei mir nur Kopfschütteln aus, um ganz ehrlich zu sein. Ich kann es absolut nicht nachvollziehen. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht für Pflegekräfte halte ich für grenzwertig. Mir wäre eine allgemeine Impfpflicht wesentlich lieber gewesen. Jetzt diskutieren wir über die allgemeine Impfpflicht. Es sieht ja so aus, als ob die nicht kommen würde. Das hat natürlich zu viel, viel Diskussion auch über die einrichtungsbezogene Impfpflicht bei uns und bei den Mitarbeitenden geführt. Dass man jetzt da einen Rückzieher macht und das aussetzen will, kann ich nicht nachvollziehen. Zumal wir seit Mitte Dezember wissen, dass die Impfpflicht für Pflegekräfte kommt.

Sie sprechen von Diskussionen in Ihren Einrichtungen. Was sagen denn die Mitarbeitenden selbst?

Sie finden, dass es nicht nachvollziehbar ist für die Mitarbeitenden, warum gerade die Pflegekräfte geimpft sein müssen, aber Besucher beispielsweise ungeimpft ins Haus kommen dürfen. Und deswegen wäre uns allen eine allgemeine Impfpflicht lieber gewesen.

Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist bei Ihnen der Höhepunkt der Omikron-Welle noch nicht erreicht. Wie wollen Sie dem entgegenwirken?

Eine sehr gute Frage. Wir tun im Moment eigentlich schon alles, um Infektionen zu vermeiden. Die Mitarbeiter halten sich penibel an die Hygienevorschriften. Wir testen, was das Zeug hält - vor Ort auch jeden Besucher natürlich. Es ist schwierig, weil wir trotz dieser jetzt schon durchgeführten Maßnahmen die Infektionen nicht haben vermeiden können.

Wie geht es Ihren Heimbewohnern, die Omikron bekommen haben?

Man muss wirklich sagen, dass eine Vielzahl der Fälle leichte Symptome hat. Aber - und das ist ganz wichtig - wir haben trotzdem und trotz Dreifach-Impfung bei den Bewohnern Fälle, wo sie es nicht so gut verkraften und zum Teil ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Das ist zwar ein sehr, sehr kleiner Anteil, aber trotzdem gibt es ihn. Und deshalb müssen wir weiterhin sehr, sehr vorsichtig sein.

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