Kein Ansturm, doch immerhin eine Verdopplung: Statt der zuvor üblichen 50 bis 60 Impflingen pro Tag kamen am Mittwoch, dem ersten Tag mit dem neuen Impfstoff Novavax, rund 150 Personen ins Obergeschoss des Stuttgarter Einkaufzentrums Gerber. Die dortige Permanente Impfambulanz (PIA) bietet mit und ohne Termin Impfungen mit dem neuen Protein-basierten Impfstoff an.
Impf-Interessierte aus München und Crailsheim
Die Impflinge nehmen dabei auch weite Wege in Kauf - am Donnerstagmorgen etwa ist eine junge Frau mit Stuttgarter Wurzeln von München aus angereist. Eine ganze Familie samt Hund hat sich von Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) aus aufgemacht - und verbindet den Besuch in der PIA mit Erledigungen in der Landeshauptstadt.
"Wir waren noch nicht geimpft, wir haben gewartet, dass der Novavax-Impfstoff rauskommt."

Impfstoff auf Protein-Basis ist vielen sympathischer
Viele, so bestätigt auch Impfassistentin Nilay Kulak, ständen den bisherigen mRNA-Impfstoffen skeptisch gegenüber. Ein Impfstoff, der wie viele frühere Impfstoffe klassisch auf Protein-Basis aufbaut, ist ihnen sympathischer. Tatsächlich kämen auch solche in die Ambulanz, die bislang erklärte Impfgegner waren. "Und ganz viele sagen einfach, sie möchten sich nicht mehr jeden Tag testen lassen."

Novavax in der Region um Stuttgart nur mäßig nachgefragt
SWR-Recherchen haben ergeben, dass in der ersten Wochenhälfte in der Region rings um Stuttgart die Nachfrage nach Nonavax recht gering war. In der Stuttgarter PIA hingegen haben neben einem Arzt nun wieder drei statt nur einem einzigen Impfassistent Schicht. "Wir denken schon, dass es in den nächsten Tagen noch ansteigen wird - das merken wir an der Terminbuchung, an den Anrufen und an der Nachfrage", sagt Nilay Kulak.
Für impfenden Arzt hat sich wenig geändert
Für den Arzt Bredi Tako hat der neue Impfstoff nicht viel verändert: "Jeder Impfstoff hat Wirkungen und Nebenwirkungen, das muss man dem Patienten vermitteln." Bevor die Nadel gesetzt wird, müsse man Vorerkrankungen abfragen und ausloten, ob ein anderer Impfstoff nicht doch sinnvoller sein könnte. Das sei normales Geschäft.
Noch keine offizielle Empfehlung fürs Boostern
Hinsichtlich des Boosterns mit Novavax hält sich Bredi Tako noch weitestgehend zurück. Für diese Kreuzimpfungen, also eine Gabe von Novavax nach vorangegangenen Impfungen mit einem mRNA-Impfstoff wie Biontec und Moderna, gibt es noch keine offizielle Empfehlung. So lange das so ist, will er nur dann den neuen Impfstoff zum Auffrischen verabreichen, wenn es dafür triftige medizinische Gründe gibt – also eine allergische Reaktion auf einen mRNA-Impfstoff. Ein anderer Arzt mag da anders entscheiden – letztlich ist das Impfgespräch vor Ort ausschlaggebend. Allerdings rechnet Tako mit einer baldigen Zulassung auch für eine Kreuzimpfung.
"Bis jetzt gibt es gute Daten von der Zulassungsstudie für den neuen Impfstoff - allerdings sage ich auch jedem Patienten, dass die Daten noch begrenzt sind, weil der Impfstoff neu ist."