Nach Kritik und Shitstorm

Marketing-Professorin: So groß ist der Image-Schaden für Ritter Sport

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INTERVIEW
Diana Hörger

Ritter Sport wird wegen Russland-Lieferungen kritisiert. Eine Stuttgarter Marketing-Professorin erklärt, wie groß der Image-Schaden für den Schoko-Hersteller aus Waldenbuch ist.

SWR: Frau Hüttl-Maack, wie groß ist der Imageschaden für Ritter Sport?

Verena Hüttl-Maack: "Gerade wird das Thema sehr heiß gekocht. Aber ich denke nicht, dass es der Marke nachhaltig schaden wird. Zumal ja auch jetzt relativ schnell ein Statement gemacht wurde, so eine Art Mittelweg: "Wir spenden, wir unterstützen nicht den Krieg und das Regime".

Was nimmt ein Konsument denn vielleicht dann eher krumm?

Ich denke, dass es deutlich schlimmer ist und auch deutlich länger nachwirken kann, wenn sich Konsumentinnen und Konsument betrogen fühlen, also durch Mogelpackungen. Das wirkt viel stärker, weil es direkt mit der schlechten Absicht verbunden wird.

Ritter Sport hat nicht sofort reagiert. Was passiert intern, wenn ein Unternehmen von einem solchen Angriff erfährt?

Das ist eine komplexe Sache, wo man intern erst mal überlegen muss, wie man reagiert - also ob man einen Lieferstopp anstößt, oder ob man sagt, warum man vielleicht gar nichts macht. Oder warum das doch okay ist, den Konsumentinnen und Konsumenten in Russland Schokolade zu liefern. Ich denke, dass es gar nicht so einfach ist, wie man damit umgeht, bis ein Unternehmen intern eine abgestimmte Lösung gefunden hat.

Kann ein Unternehmen eine solche Krise vielleicht auch in etwas Positives wandeln?

Ich denke schon - wenn man gut reagiert und dadurch den Zwiespalt, die Menschlichkeit, die da eben auch mitschwingt, mit transportiert. Und gleichzeitig kriegt man natürlich durch sowas auch Aufmerksamkeit. Man wird wahrgenommen. Und wenn man es dann noch schafft, sein Verhalten irgendwie ins Positive oder zumindest in ein verständliches Handeln zu drehen, dann kann das durchaus auch positiv wirken.

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