Nach den Schüssen auf einen 24-Jährigen in Göppingen Mitte Mai prüfen die Ermittler weiter einen möglichen Zusammenhang zur Schuss-Serie im Großraum Stuttgart. Es gebe bisher keine belastbaren Erkenntnisse, dass die Tat in Göppingen mit der Schuss-Serie zusammenhänge, sagte Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) im Innenausschuss des Landtags. Er könne aber einen Zusammenhang auch nicht ausschließen. Die Frage werde weiterhin geprüft. Strobl bestätigte Medienberichte, nach denen das Opfer dem Umfeld krimineller Gruppen im Raum Stuttgart zuzurechnen sei.
Verstärkte Polizei-Präsenz in Göppingen
Strobl sagte zudem, man werde nicht zulassen, dass in Göppingen Angsträume entstünden. Man wolle die kriminellen Organisationen "rückstandsfrei beseitigen". Mittlerweile seien im Zusammenhang mit der Gruppengewalt 93 Personen festgenommen, 300 Durchsuchungen durchgeführt und 200 Waffen sichergestellt worden.
Seit Dienstag zeigt die Polizei laut Strobl in Göppingen verstärkt Präsenz im Rahmen eines sogenannten Brennpunkt-Einsatzes. Die Stadt Göppingen prüfe zudem die Einstufung des Bahnhofsbereichs als gefährlichen Ort. Ein Bürgerdialog in Göppingen am Mittwochabend mit Polizei und Stadt soll laut Strobl das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung verbessern.
Polizei fahndet weiter Täter flüchtig: 24-Jähriger in Göppingen durch Schüsse schwer verletzt
In Göppingen fahndet die Polizei derzeit nach zwei Männern. Einer von ihnen soll am Samstagabend Schüsse abgegeben und dabei einen 24-Jährigen schwer verletzt haben.
Schüsse auf offener Straße in Göppingen
Ein Mann hatte Mitte Mai in Göppingen auf offener Straße nach einem kurzen Wortwechsel auf eine Menschengruppe geschossen und den 24-Jährigen schwer verletzt. Er wurde im Oberkörper getroffen notoperiert, konnte aber mittlerweile das Krankenhaus wieder verlassen. Der Schütze floh gemeinsam mit einem weiteren Verdächtigen.
Die Sonderkommission Pappel ermittelt seit dem Vorfall nach eigenen Angaben auf Hochtouren. Seit einer Woche sitzt ein 34-jähriger Verdächtiger in Untersuchungshaft, der andere Mann wird noch gesucht. Der Festgenommene verweigere weiterhin die Aussage, sagte der Ulmer Polizeipräsident Josef Veser. Deshalb müsse man umfangreiche Spuren auswerten. Veser zeigte sich zuversichtlich, dass man den zweiten Tatverdächtigen bald identifizieren könne.
Gewaltserie rund um Stuttgart seit fast drei Jahren
Die blutige Fehde zweier gewaltbereiter, multiethnischer Gruppen erschüttert die Region Stuttgart seit Mitte 2022. Eine der Gruppen stammt aus Esslingen und Ludwigsburg, die andere aus Göppingen und Stuttgart-Zuffenhausen. Zuletzt hatte die Zahl der zumeist blutigen Zwischenfälle abgenommen. Der bisherige Höhepunkt der Fehde war der Anschlag mit einer Handgranate auf eine Trauergemeinde in Altbach (Kreis Esslingen) im Juni 2023. Immer wieder fielen zudem Schüsse - auch in Göppingen.
Toxische Männlichkeit und problematisches Ehrgefühl Bandenkrieg im Raum Stuttgart: Kein Ende der Schuss-Serie absehbar
Noch nie wurde im Land so lange ermittelt: Seit zwei Jahren jagt das LKA zwei Stuttgarter Banden. Über 120 Jahre Haft wurden verhängt - aber die Schuss-Serie geht weiter. Warum?
LKA: Gewalt eskaliert nach sogenannten Ehrverletzungen
Nach früheren Angaben des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg handelt es sich bei den verfeindeten Gruppen nicht um Familienclans oder um klassische Banden, sondern um ein neues Phänomen. Es gehe um territoriale Machtansprüche und das Motto "crime as a lifestyle" ("Verbrechen als Lebensstil"), mit dem sich viele identifizierten.
Die Gewalt eskaliere zumeist nach wechselseitigen sogenannten Ehrverletzungen. Den Gruppen gehören nach früheren LKA-Schätzungen mehr als 500 meist junge Menschen als Unterstützer, Mitläufer oder auch Führungspersonal an.