Als Zeichen der Solidarität wurde der Theodor-Haecker-Preis der Stadt Esslingen am Sonntag außer der Reihe an Maria Kolesnikowa vergeben. Die Menschenrechtsaktivistin gehört zu den bekanntesten Gesichtern der Opposition in Belarus, die vor allem den Machthaber Alexander Lukaschneko kritisiert, der das Land seit mehr als 25 Jahren autoritär regiert.
Seit September 2020 in Haft
Wegen ihres Einsatzes für die Demokratie und Menschenrechte wurde Maria Kolesnikowa im September 2020 in Belarus verhaftet. Wegen angeblicher Umsturzpläne und Aktionen gegen die belarussische Staatssicherheit wurde sie ein Jahr später zu elf Jahren Haft verurteilt. Deshalb nahm ihre Schwester, Taziana Chomitsch, die Auszeichnung für sie am Sonntag entgegen. Während Kolesnikowa die Haft absitzt, bemüht sich Chomitsch immer wieder, an die Lage in ihrer Heimat und an die Gefangenen zu erinnern.
Nach Angaben von Chomitsch geht es ihrer Schwester den Umständen entsprechend gut. "Sie ist so stark und so zuversichtlich, soweit ich das beurteilen kann", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Esslingen. "Und ich bin überzeugt davon, dass sie auch weiterhin voller Hoffnung ist für sich und unser Land." Sie habe mit der 39-Jährigen vor Kurzem ein Videotelefonat führen dürfen. "Das war das erste Mal seit eineinhalb Jahren, dass wir miteinander sprechen konnten", sagte Chomitsch im Vorfeld der Preisverleihung. "Und es war für mich einer der schönsten Tage seit vielen Monaten."

Kolesnikowa lebte lange in Stuttgart
Maria Kolesnikowa hat lange Zeit in Stuttgart als Kulturmanagerin und Musikerin gearbeitet. Anders als andere Gegner Lukaschenkos hatte sie sich nach ihrer Rückkehr nach Belarus geweigert, das Land zu verlassen. Ihre Verhaftung und Verurteilung war im Westen heftig kritisiert worden. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte nach dem Urteil ihre sofortige Freilassung gefordert.

Viele Preise für Kolesnikowa
Der Theodor-Haecker-Preis der Stadt Esslingen ist nicht die erste Auszeichnung für Maria Kolesnikowa in Deutschland. Sie bekam unter anderem den Menschrechtspreis der Gerhart- und Renate-Baum-Stiftung oder den Stuttgarter Friedenspreis des Bürgerprojekts "DieAnstifter" im Dezember 2021. Der Theodor-Haecker-Preis ist dieses Mal wegen seiner außerordentlichen Vergabe mit 5.000 Euro dotiert.