Flaggen mit dem Logo der Grünen wehen im Wind. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Krieg in der Ukraine und die Folgen

"Freiheitsenergien": Grüne sehen Klimaschutz und Sicherheitspolitik als Einheit

STAND

Grüne Politiker aus der Region Stuttgart sehen die Energie- und Verkehrswende als sicherheitspolitische Notwendigkeit. Der Ukraine-Krieg zeige: Man müsse sich von den Fossilen frei machen.

Ricarda Lang, Grünen-Bundesvorsitzende und Abgeordnete für den Wahlkreis Backnang, hat sich im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine für eine Abkehr Deutschlands von fossilen Rohstoffen und massive Investitionen in erneuerbare Energien ausgesprochen.

Politiker Gastel: Mit grünem Strom weniger abhängig

Der grüne Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel (Wahlkreis Nürtingen) begrüßte den harten Sanktionskurs gegen das russische Regime. Beide verteidigten im Gespräch mit dem SWR den geplanten Ausbau der Bundeswehr und die Unterstützung der Ukraine mit Waffen.

"Wir müssen die Frage der Wehrhaftigkeit Deutschland, der EU und Europas ganz neu definieren - durch das Vorgehen Putins sind wir dazu gezwungen", sagte Gastel am Montag. Er betont dabei, dass dies bestens zusammen gehe mit dem Klimaschutz: "Wir werden viele Dinge neu ausrichten müssen - und im Bereich der Energiepolitik plädieren wir Grüne schon lange dafür, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen." Strom aus Erneuerbaren nennt er in diesem Zusammenhang "Freiheitsenergien" - eine Wortwahl, die FDP-Parteichef und Bundesfinanzminister Christian Lindner geprägt hat.

Mit Strom etwa aus Sonnen- und Wasserkraft sei man weniger abhängig "von Leuten wie Putin oder auch von Ländern wie Saudi-Arabien". Dies betreffe auch den Verkehrsbereich, so Gastel, der seit Jahren als Verkehrspolitiker arbeitet. Schließlich gingen auf Mobilität und Transport ein großer Anteil des aktuellen Verbrauchs fossiler Energieträger. "Die Dinge passen zusammen: Wir wollen und müssen uns unabhängiger machen - und das Ganze ist dann auch noch im Sinne des Klimaschutzes."

Grünen-Politikerin Lang: Durch Erdgas verwundbar gemacht

Ricarda Lang stellte zudem fest: "Sicherheit ist mehr als nur militärische Mittel". Energie-Souveränität gehöre ebenso dazu wie auch Diplomatie und Entwicklungszusammenarbeit. In den Jahren unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe man sich durch die Abhängigkeit von Öl und Erdgas "unheimlich verwundbar" gemacht. Den Preis zahle man in Deutschland nun auch durch höhere Energiepreise, erst recht, wenn man Russland komplett aus dem SWIFT-Zahlungsverkehr ausschließe. "Aber jetzt reicht es nicht, sich auf die Schulter zu klopfen und zu sagen, wir wussten es schon immer. Jetzt müssen wir handeln", sagte Lang. Sie schlägt vor, Gasheizungen in Neubauten zu verbieten, eine deutliche Förderung von Sonnen- und Windenergie und sich unabhängiger von einzelnen Energieträgern zu machen. In der Summe fordert Lang den "absoluten Turbo" in der Energiewende.

Mehr zum Thema

Stuttgart

Überblick: Spenden und Hilfstransporte So hilft die Region Stuttgart den Menschen in der Ukraine

Tausende gehen auf die Straße, um für Frieden in der Ukraine zu demonstrieren. Doch vielen reicht das nicht. Sie wollen konkret helfen. Ein Überblick über Hilfe aus der Region Stuttgart.

Kaiseraugst

Versorgungsengpass vorbeugen Schweiz will Stromlücke mit neuen Gaskraftwerken abfedern

Kein Gas mehr aus Russland wegen des Ukraine-Krieges - dieses Szenario würde auch die Schweiz treffen. Gas spielt auch hier eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung.

Baden-Württemberg

Krieg in der Ukraine Gasversorgung in Baden-Württemberg gesichert - Preise könnten steigen

Russland ist der größte Gaslieferant Deutschlands. Damit hat der russische Präsident ein Druckmittel in der Hand. Bis auf weiteres sei die Gasversorgung im Land aber gesichert.

Karlsruhe

Oberbürgermeister Mentrup nimmt Stellung So stellt sich Karlsruhe auf Kriegs-Flüchtlinge aus der Ukraine ein

Der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) appelliert an den Städtetag schnell Antworten auf Fragen zum Aufenthaltsstatus von ukrainischen Geflüchteten zu finden.

Heidelberg

Heidelberger Aussen-Experte Karl A. Lamers zum Krieg in der Ukraine "Schärfste wirtschaftliche Sanktionen sind das Gebot der Stunde"

In der Ukraine herrscht Krieg. Aus dem ganzen Land werden Explosionen und Angriffe gemeldet - vor allem in Kiew gab es schwere Gefechte. Karl A. Lamers ist Präsidiums-Mitglied der Parlamentarischen Versammlung der NATO und saß lange Jahre für die Heidelberger CDU im Bundestag. SWR Aktuell hat mit ihm gesprochen.

STAND
AUTOR/IN
SWR