Am Donnerstag hat sich der Todestag des schwäbischen Erfinders Gottlieb Daimler zum 125. Mal gejährt. Seine Erfindungen im späten 19. Jahrhundert waren visionär, sein Motor hat die Mobilität für immer verändert. Heute scheint der Verbrennungsmotor allerdings seine beste Zeit bereits hinter zu sich zu haben. Wie könnte Daimler Vermächtnis bei den Herausforderungen helfen? Eine Spurensuche in der Region Stuttgart.

Schorndorf: Daimlers Faszination für Technik früh erkennbar
Gottlieb Daimler ist am 17. März 1834 in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) zur Welt gekommen. In seinem Geburtshaus führte sein Vater eine Back- und Weinstube. Die interessierte ihn allerdings weniger, seine Liebe galt der Technik: Er trat deshalb mit 14 Jahren eine Lehre als Büchsenmacher an. Nach einem Frankreich-Aufenthalt besucht er die Polytechnische Schule in Stuttgart, die heutige Universität. Später eignet er sich immer mehr Wissen über Industrie an - auch in England. In Reutlingen übernimmt er dann die Werkstätteninspektion einer Maschinenfabrik in Reutlingen, dort lernt er 1864 auch Wilhelm Maybach kennen.
Als technischer Leiter bei der Gasmotorenfabrik Deutz lernt er das Viertaktprinzip von Nikolaus August Otto kennen. Es kommt aber zu Differenzen mit der Geschäftsleitung und Daimler kehrt zurück nach Stuttgart, nach Bad Cannstatt. Im Garten seiner Villa richtet er eine Versuchswerkstatt ein. Diese Werkstatt ist heute noch im Kurpark zu sehen und ist als Gedenkstätte für Daimler eingerichtet worden.

Bahnbrechende Erfindung: der bewegliche Motor
Was dort passiert, gleicht den Erzählungen von Tech-Erfindern wie etwa Bill Gates. In einer Art Garagen-Startup werkelt Daimler zusammen mit Maybach hinter verhüllten Scheiben, damit die Konkurrenz nicht erspäht, was hier vor sich geht. Ende 1883 gelingt ihnen ein kleiner, schnell laufender Verbrennungsmotor. Der nächste Versuchsmotor, der wegen seines Aussehens "Standuhr" genannt wird, ist 1884 dann der Durchbruch: ein beweglicher Benzinmotor.
Dieser Motor ermöglicht Mobilität zu Land, zu Wasser und in der Luft. Bis heute erinnert der dreizackige Mercedes-Stern daran. Der Motor wird auch in den sogenannten Daimler-Reitwagen eingebaut, das erste Motorrad der Welt.
Daimlers Vermächtnis: Begabung und Erfindergeist
Im rohstoffarmen Baden-Württemberg habe Daimler damit das genutzt, was vorhanden war, nämlich Begabung und Erfindergeist, sagt Marcus Breitschwerdt, der als Leiter von Mercedes-Benz Heritage auch für das Erbe der Person Gottlieb Daimler zuständig ist. Daimlers Vermächtnis sei nicht etwa der Verbrennungsmotor, sagt Breitschwerdt.
Sein Vermächtnis ist das Streben nach Durchbruchstechnologie, Pioniertechnologie. Die Idee, dass Technik das Leben der einzelnen und der vielen verbessern kann.
Mercedes-Benz Museum: Heutige Heimat von Daimlers Erfindungen
Die Jungfernfahrt des ersten Motorrads der Welt absolviert Daimlers Sohn Paul. Er fährt los in Richtung Untertürkheim und kommt damit wohl auch am heutigen Sitz des Mercedes-Benz Museums vorbei. Dort sind heute viele von Daimlers Erfindungen zu sehen, etwa auch der Daimler Stahlradwagen, das erste komplett eigenständige Fahrzeug von Daimler und Maybach, das sie 1889 auf der Pariser Weltausstellung präsentieren.

Direkt nebenan steht übrigens der Carl Benz Patent-Motorwagen, der als erstes Benzin-Automobil der Welt gilt.
Schorndorf: Stadt und Bürger sind stolz auf Daimler
In seiner Geburtsstadt Schorndorf sind heute viele weiter stolz auf den berühmtesten Sohn der Stadt. Ein Passant sagt dem SWR, von Daimlers Erfindungen zehre die ganze Region. Eine Frau meint allerdings, mit dem Elektroauto bröckele sein Erbe ein bisschen. Eine andere Passantin sieht das ähnlich und weist auf die Krise in der Automobilindustrie hin.
Die Stadt Schorndorf teilt mit: "Daimler ist und bleibt eine prägende Figur", sowohl als historischer Pionier als auch als Symbol für Innovation und technische Entwicklung.
Gottlieb Daimler stirbt am 6. März 1900. Sein Grab befindet sich unweit seiner Versuchswerkstatt ebenfalls in Bad Cannstatt, auf dem Uff-Kirchhof.

Wie es gelingt, dass Lösungen für die Fortbewegung der Zukunft auch künftig aus Baden-Württemberg kommen, hat SWR-Reporterin Nina Kunze Wissenschaftlerin und Wissenschaftler vom KIT in Karlsruhe gefragt: