Die Stadt Ludwigsburg hat am Montag den nach eigenen Angaben bundesweit ersten Gedenktag für gewaltbetroffene Frauen veranstaltet. Um 10:50 Uhr erklang dazu auf dem Marktplatz Lady Gagas Missbrauchs-Hymne "Til it happens to you". Danach leitete der Ludwigsburger Oberbürgermeister Matthias Knecht (parteilos) in die Schweigeminute ein. Etwa 200 Personen, darunter Beschäftigte der Stadtverwaltung oder der Feuerwehr, waren vor Ort.
Die Stadt will so an das Schicksal von Mädchen und Frauen erinnern, die Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt geworden sind. Am Rathaus hängt Trauerbeflaggung. Dazu läuteten die Glocken von vier Kirchen.

Ludwigsburger Oberbürgermeister ruft zum Mitmachen auf
Oberbürgermeister Knecht will mit dem Aktionstag ein Bewusstsein für das Thema schaffen und vorbeugen. Für ihn sei der Gedenktag nicht nur ein symbolischer Akt, sagte er dem SWR. Er verspricht sich dadurch etwa auch neuen Aufwind für ein zweites Frauenhaus im Landkreis. Dafür kämpfen Stadt und Kreis schon länger, auch 25.000 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner einer Petition hatten es gefordert.
Er ruft alle Städte, Gemeinden, Kommunen, Kreise und Länder dazu auf, nachzuziehen, um den Lebensraum für alle sicherer zu machen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
"Gegen Mädchen und Frauen ausgeführte Gewalt liegt immer das gleiche Motiv zugrunde: Der patriarchale Anspruch auf Macht und Kontrolle", sagte die Kristina Wolff, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ludwigsburg. Sie sieht in dem Gedenktag ein "wirkmächtigtes Instrument zur Gewaltbekämpfung".
Weißer Ring: Gewalt gegen Frauen ist katastrophaler Missstand
Die Opferschutz-Organisation Weißer Ring unterstützt die Stadt bei ihrer Initiative. "Dass jedes Jahr hunderte Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts sterben müssen, ist ein katastrophaler Missstand", sagt deren Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer. Sie ist froh, darüber dass dieses Thema auf diese Weise sichtbar gemacht wird.
Die Stadt Ludwigsburg will den Gedenktag künftig jedes Jahr am 10. März abhalten. Der Tag ist bewusst nach dem Internationalen Frauentag am 8. März und vor dem Europäischen Tag zum Gedenken an die Opfer von Terror am 11. März gelegt.