Zur Sicherheit war die Polizei anwesend, als der Bezirksbeirat in Stuttgart-Hedelfingen über die Idee Stadt Stuttgart sprach, Flüchtlingsunterkünfte in Hedelfingen zu bauen. Die endgültige Entscheidung trifft der Gemeinderat. (Foto: SWR)

Umstrittene Standorte

Wohin mit der neuen Flüchtlingsunterkunft in Stuttgart-Hedelfingen?

Stand

Die Stadt schlägt vor neue Flüchtlingsunterkünfte in Stuttgart-Hedelfingen zu bauen. Wo genau ist allerdings noch unklar, denn nicht alle sind von den möglichen Standorten begeistert.

Der Bezirksbeirat in Stuttgart-Hedelfingen hat dem Bau einer der geplanten Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Hedelfingen zugestimmt. Das wurde bei einer Sitzung am Dienstagabend beschlossen. Eine weitere Unterkunft in der Rohrackerstraße lehnte der Bezirksbeirat jedoch klar ab. Zuvor sorgte eine Online-Petition von Bügerinnen und Bürgern gegen diesen Standort dafür, dass die Diskussion um die Flüchtlingsunterkunft eskalierte.

"Kinder sollen ihre Spielwiese in Stuttgart-Rohracker behalten"

Eine der Unterkünfte für Geflüchtete schlug die Stadt in Stuttgart-Rohracker vor. Rohracker ist ein Stuttgarter Stadtteil im Stadtbezirk Hedelfingen. Direkt neben einem Sport- und einem Spielplatz sollte Raum für insgesamt 76 Menschen geschaffen werden. Eine Online-Petition einer Bürgerin sprach sich gegen die insgesamt 19 Wohnmodule aus. Titel der Petition: "Sport, Spiel, Bewegung für unsere Kinder in Hedelfingen und Rohracker. Keine Flüchtlingsunterkünfte".

"Kinder haben wenig Möglichkeiten, sich zu bewegen. Außerdem sollen die Sporthallen in den oberen Neckarvororten saniert werden, und die Bevölkerung braucht Ausweichmöglichkeiten."

Fast 150 Kommentare erhielt die Petition innerhalb von drei Tagen. Allesamt stellen sich gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft. Die Wiese sei bei Kindern sehr beliebt als Fußballplatz. Außerdem sei sie einer der wenigen Orte in der Gegend, an dem Kinder noch frei spielen könnten.

Rechte Rethorik in den Kommentarspalten der Petition

Unter die Kritiker haben sich auch Hetzer gemischt. Insbesondere alleinstehende Männer, die nach Deutschland geflüchtet sind, wurden zur Zielscheibe. In einigen Kommentaren wurden sie als Gefahr für Kinder und Frauen dargestellt.

Die Online-Petition wurde inzwischen durch die Petitionsinitiatorin Anna Gallo geschlossen. Ihre Begründung: Einem Verantwortlichen des angrenzenden Sportvereins sei gedroht worden, dass man sein Haus anzünden werde, sollte das Heim gebaut werden. Außerdem sei in einem Zeitungsartikel tendenziös über ihre Petition geschrieben worden. Gegen die Person, die den Verantwortlichen des Sportvereins bedroht hat, ermittelt inzwischen der Staatsschutz. Auf eine Interview-Anfrage des SWR reagierte Gallo bisher nicht.

Stadt Stuttgart braucht dringend Unterkünfte

8.000 Menschen sind laut der Stadt in diesem Jahr bereits nach Stuttgart gekommen. Wirtschaftsbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) betonte gegenüber dem SWR, dass die Stadt die Pflicht habe, Menschen unterzubringen.

"Wir versuchen, mit den Anwohnern eine Lösungen zu finden."

Laut der Bürgermeisterin für Soziales Alexandra Sußmann (parteilos) ist es immer schwierig, einen Standort für Flüchtlingsunterkünfte zu finden. Man stoße hierbei selten auf Akzeptanz. Sie könne nachvollziehen, dass die Anwohner nicht besonders erfreut über die Unterkunft seien.

Bezirksbeirat Graunke: "Wir haben zu wenig miteinander geredet"

Dass eine Online-Petition gegen ein geplantes Flüchtlingsheim derartig eskalieren könnte, war für viele unerwartet. Wäre es zu verhindern gewesen? Bezirksbeirat Mario Graunke (CDU) kritisierte im SWR-Interview, dass zu wenig kommuniziert worden sei. Von den Plänen der Stadt habe er aus der Zeitung erfahren.

Einem Standort in Hedelfingen zugestimmt - weiterer denkbar

Bei der öffentlichen Sitzung am Dienstagabend hatte der Bezirksbeirat einer anderen Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Hedelfingen zugestimmt. Die vorgeschlagene Unterkunft auf der Wiese in der Rohrackerstraße wurde abgelehnt. Der Bezirksbeirat hat die Stadt aufgefordert, andere Flächen für den Standort vorzuschlagen.

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SWR