Gedenkveranstaltung in der Landeshauptstadt

Stuttgart: Religiöse Vertreter erinnern an Deportation vor 80 Jahren

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Vor 80 Jahren wurden mehr als 1.000 Jüdinnen und Juden von Stuttgart aus in das KZ Theresienstadt deportiert. Am Sonntag hat die Stadt der Opfer des Holocausts gedacht.

Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen und Israelitischer Religionsgemeinschaft in Württemberg haben am Sonntag an die Deportation von Jüdinnen und Juden vor 80 Jahren erinnert. Insgesamt waren 1.078 Frauen und Männer jüdischen Glaubens im August 1942 von Stuttgart ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden, teilten die Kirchen mit.

An der Gedenkveranstaltung nahm der gebürtige Stuttgarter Garry Fabian teil, der das KZ überlebte und mit seiner Familie nach Australien emigrierte. Von den mehr als 1.000 Deportierten hatten nur 48 den Holocaust überlebt.

Stuttgart

Als 8-Jähriger deportiert Nazis verschleppten Stuttgarter Garry Fabian ins KZ Theresienstadt

Vor 80 Jahren wurden fast 1.100 jüdische Menschen aus dem heutigen BW deportiert. Kurz danach erlitt auch Gerhard Fabian dieses Schicksal. Danach begann er in Australien ein neues Leben.

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Bischof: Nur die Erinnerung stoppt den Wahnsinn

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, sieht in der Veranstaltung einen Appell, nicht wegzuschauen, sondern "den Hasspredigern und den Lügnern entschlossen zu widersprechen". Die vielen Stillen müssten ermutigt werden, sich für Recht und Gerechtigkeit, Menschenwürde und Menschlichkeit auszusprechen, sagte Gohl in einem Grußwort.

Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, warnte vor einem Vergessen der Ereignisse von damals. "Im Erinnern wissen wir, wohin unser Wegsehen führen kann, aber auch, was wir durch unser Hinsehen verhindern können", sagte er. Nur die Erinnerung stoppe den Wahnsinn. Ein weiteres Grußwort kam von Michael Kashi aus dem Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg.

Ministerpräsident Kretschmann als Schirmherr

An der Gedenkstätte "Zeichen der Erinnerung" wurde auch der 440 Menschen gedacht, deren Namen erst in diesem Jahr veröffentlicht wurden. Jugendguides des Gedenkstättenverbundes Gäu-Neckar-Alb lasen biografische Texte deportierter Jüdinnen und Juden vor. Vor der Hauptveranstaltung hatte es ein stilles Gedenken mit Rabbiner Yehuda Puschkin am Gedenkstein auf dem Killesberg gegeben.

Schirmherr der Gedenkveranstaltung war Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Insgesamt waren den Angaben zufolge mehr als 20 Initiativen und Institutionen beteiligt. Der Verein Zeichen der Erinnerung organisierte das Gedenken.

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SWR