Ein Großteil der werdenden Mütter lässt sich nicht impfen - zu groß ist die Sorge, dem ungeborenen Baby könnte etwas passieren. Aktuell sind im Klinikum Esslingen die Hälfte der Hochschwangeren ungeimpft und haben Corona. Das bringt die Hebammen an die Grenze des Leistbaren. Denn während der Geburt kümmert sich eine Hebamme ausschließlich um eine infizierte Schwangere und weitere Frauen können nicht aufgenommen werden.
Hebammen an der Belastungsgrenze
Da wird selbst die Arbeit mit dem Wehenschreiber zur logistischen Herausforderung. Daniela Hotz, Hebamme am Klinikum, lässt den Wehenschreiber vor der Tür stehen, geht mit den Sensoren ins Zimmer der Gebärenden und stellt am Gerät so laut, dass sie es im Zimmer hören kann. Sonst müsste sie den Wehenschreiber anschließend komplett desinfizieren.
Die Hebammen halten mit größtem Einsatz die Station in Esslingen am Laufen. Aber es gibt einfach zu wenig Hebammen - wie eben landesweit. Immer öfter müssen deshalb werdende Mütter von den Kliniken abgewiesen werden - keine Kapazitäten mehr.
Schwangere werden abgewiesen
In vielen Kliniken ist die Situation so angespannt. Die Sorge vor der Überlastung der Geburtsstation hatte auch die werdende Mutter Svenja Urban vor ihrer Aufnahme im Klinikum Esslingen. In ihrem Freundeskreis seien tatsächlich auch Frauen verlegt worden, fast schon während der Geburt.
Der Chefarzt der Frauenklinik Esslingen, Thomas Kühn, findet, das müsse sich ändern. „Das, was wir als Geburtshelfer oder auch als Hebammen doch eigentlich wollen, ist, dass wir nicht nur eine Geburt sicher begleiten, sondern auch zu einem schönen Erlebnis machen, und das geht leider unter.“
Appell zum Impfen
Mittelfristig, so der Chefarzt, sei das Problem des Personalmangels auf den Geburtsstationen aber nur durch zusätzliche Hebammen zu lösen. Und die Hebammen am Klinikum Esslingen würden sich wünschen, dass sich alle Schwangeren impfen lassen - damit Babys bald wieder unbeschwert zu Welt kommen können.

Denn ungeimpft steigt die außerdem die Gefahr einer Frühgeburt, erklärt Oberärztin Manuela Bihler vom Klinikum Esslingen. "Zum Beispiel hat sich inzwischen gezeigt, dass eine Schwangere, die ab der 30. Woche an Corona erkrankt, eine 20-prozentige Wahrscheinlichkeit hat, dass sie stationär aufgenommen werden muss - oder ein zehn prozentiges Frühgeburtsrisiko hat.“