Es passierte beim rückwärts Ausparken: Auf einem Parkplatz in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) ist am Dienstag eine Frau von einem ausparkenden SUV erfasst und lebensgefährlich verletzt worden. Sie starb kurz darauf im Krankenhaus. Am Steuer des Wagens saß nach Angaben der Polizei ein 65-jähriger Mann.
Fahrer will von Unfall nichts bemerkt haben
Wie sich der Unfall genau ereignet hatte, war zunächst unklar. Die Polizei ermittelt, die Staatsanwaltschaft hat einen Unfallgutachter hinzugezogen. Nach ersten Erkenntnissen gibt es keine Hinweise auf Alkohol oder Drogen am Steuer. Der Fahrer will nach eigenen Angaben von dem Unfall nichts bemerkt haben.
Experte: Dachsäule der SUVs behindert die Sicht
SUVs sind für viele Menschen ein Reizthema. Denn die schweren Autos sind zwar besonders beliebt, haben aber gleichzeitig auch einen schlechten Ruf: als CO2-Schleudern und als gefährlich für alle anderen Verkehrsteilnehmer. Sie können schon durch ihre schiere Masse und Größe bedrohlich wirken.

Grösse und Masse allein machen aber nicht das Gefahrenpotenzial aus, erklärt Siegfried Brockmann, der Leiter der Unfallforschung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. "Wir haben eine nennenswerte Anzahl von Unfällen beim rückwärts Ausparken. Das betrifft zunächst mal alle Fahrzeugkategorien." Das habe unter anderem damit zu tun, so Brockmann, dass es bei den modernen Fahrzeugen insgesamt viel schwieriger geworden sei, anständig zu schauen. "Auch große Limousinen haben inzwischen so dicke Säulen, dass man schnell mal jemanden übersehen kann." Beim SUV sei das nochmal verschärft, so der Unfallforscher weiter. "Die haben eine sehr große sogenannte C-Säule, also die hintere Dach-Säule, und die stehen auch noch sehr hoch." Dachsäulen verbinden im hinteren Teil des Autos das Fahrzeugdach mit dem hinteren Kotflügel. Gerade Kinder geraten da schnell aus der Sicht.
"Die Kamera nützt natürlich nur so lange, wie man tatsächlich das Kamerabild auch ständig beobachtet."
Je neuer und moderner das Fahrzeug, umso mehr Technik ist drin. Mit Sensoren und Kameras können die Fahrer das gesamte Umfeld des Autos im Blick haben. Das kann ihr Vorteil gegenüber kleineren Autos sein. Kann, sagt Unfallforscher Brockmann. Denn "die Kamera nützt natürlich nur so lange, wie man tatsächlich das Kamerabild auch ständig beobachtet." Und auch die Sensoren warnen nicht rechtzeitig, wenn der Fahrer sehr zügig rückwärts fährt, weil er glaubt, dass da nichts ist. "Dann kommt die Warnung in dem Moment, wo ich schon die Kollision habe."
"Niemals darauf vertrauen, dass der Rückwärtsfahrende einen schon gesehen hat, sondern im Zweifel einfach warten."
Besonders viele Fußgängerunfälle passieren beim Rückwärtsfahren, in Parkhäusern oder auf Parkplätzen, so Brockmann. "Ein Drittel aller schweren Fußgängerunfälle passiert bei einer Geschwindigkeit unter 10 km/h." Da gehen die Fußgänger häufig an den Autos vorbei, in der Annahme, sie würden gesehen. Die Erkenntnis der Forscher rund um Brockmann: "Niemals darauf vertrauen, dass der Rückwärtsfahrende einen schon gesehen hat, sondern im Zweifel einfach warten."
Was die genauen Gründe für den tödlichen Unfall in Schorndorf waren, das versucht die Polizei durch ihre Ermittlungen erst noch herauszufinden.