Energiekrise trifft auch die Kultur

Stuttgart: Friedrichsbau-Varieté bangt um Existenz

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Mitten in der Spielzeit kündigt der Energieanbieter des Stuttgarter Friedrichbau-Varietés den Vertrag. Intendant Steinhauer fürchtet sich um das Fortbestehen der Bühne.

Eigentlich wollte das Friedrichsbau-Varieté in Stuttgart Mitte November die Premiere der Eigenproduktion "Dream Factory" feiern. Doch nun trüben die hohen Energiepreise die Vorfreude. Durch die drastisch gestiegenen Kosten für Gas und Strom kann der langjährige Energieanbieter das Varieté nur noch für ein paar Wochen versorgen. Auch wenn laut Intendant Timo Steinhauer nicht direkt die "Lichter ausgehen", seien Hilfen dringend erforderlich. Allein für Strom muss er nach eigenen Angaben bis zu 10.000€ im Monat zahlen.

Müssen Ticketpreise erhöht werden?

Statt sich auf die Premiere der neuen Produktion vorzubereiten, handelt Timo Steinhauer derzeit mit dem Energieanbieter neue Preise aus. Klar ist: Es wird teurer. Durch die hohe Inflation sowie den Krieg in der Ukraine haben sich die Kosten für Produktionen und Bühnenmaterial verfünffacht, so der Intendant.

Um weiterhin langfristig zu planen, müsste das Varieté darum die Ticketpreise um bis zu acht Euro erhöhen. Steinhauer fürchtet, dass die Menschen dann lieber auf Kultur verzichten. Darum habe man bisher auf höhere Ticketpreise verzichtet.

Spende von Besuchern "nur ein Tropfen auf den heißen Stein"

Um das Varieté zu entlasten, übergaben kürzlich langjährige Besucher eine Spende in Höhe von 6.500 Euro - für Intendant Steinhauer ein Zeichen der Solidarität, dass allerdings nur "ein Tropfen auf dem heißen Stein" sei, wie er dem SWR sagte.

"Kultur macht Standorte attraktiv - nicht nur für die Menschen vor Ort, sondern auch für die, die zu uns kommen, um hier zu arbeiten."

Viele Menschen hätten nach zwei Jahren Corona-Pandemie vergessen, wie wichtig Kulturbetriebe seien, so der Intendant. Dabei sorgen solche Einrichtungen dafür, dass Städte wie Stuttgart attraktiv bleiben. Gerade durch das Bühnenspektakel seien die Darstellungen im Varieté auch für die zugänglich, die nicht so gut Deutsch sprechen. Unter anderem auch für die vielen Facharbeiter, die in den großen Unternehmen der Region arbeiten.

Forderung nach finanzieller Unterstützung

Steinhauer fordert, dass Unternehmen die Kulturbetriebe in der Energiekrise finanziell unterstützen. Auch die Politik müsse den Kulturbetrieben helfen. In Stuttgart wollen sich dazu Kulturvertreter mit dem Gemeinderat treffen, um über Energiehilfen zu sprechen.

Laut Steinhauer muss man Häusern wie dem Friedrichsbau-Varieté sofort helfen, schließlich sei Kultur "Teil der Grundversorgung". Ohne weitere Unterstützung drohe sonst das Show-Licht auszugehen.

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