Frauen bei der Müllabfuhr sind auch heute noch eine Seltenheit. Das zeigt sich im Kreis Böblingen. 97 Beschäftigte leeren dort die Mülltonnen, darunter nur drei Frauen. Eine von ihnen ist Valentina Szatmari. Der SWR war mit ihr auf einer Mülltour unterwegs.
Praktikum bei der Müllabfuhr
Szatmari ist 31 Jahre alt. Als Jugendliche in Rumänien hatte sie Bäckerin gelernt, aber später gemerkt: Acht Stunden jeden Tag im selben Raum, das ist nichts für sie. Sie will lieber im Lkw unterwegs sein. "Der Lkw ist groß, du siehst alles. Mit einem Pkw zu fahren, ist schwieriger. Lkw ist besser, zumindest für mich", sagt Szatmari und lacht.

Vor rund einem Jahr hat sie ihren Lkw-Führerschein gemacht. Für die Ausbildung brauchte sie ein Praktikum, das hat sie bei der Müllabfuhr im Kreis Böblingen gemacht. Dort hat Valentina Szatmari gemerkt: Der Job ist gar nicht so schlecht. Deshalb wollte sie bleiben, das hat geklappt. Seit etwa einem Jahr leert sie nun zusammen mit ihrem Teampartner Roman Villwock Mülltonnen im Kreis Böblingen.
Weibliche Müllwerker: Vorteile des Jobs
Im Vergleich zum klassischen Lkw-Fahren auf der Autobahn sieht Szatmari bei der Müllabfuhr viele Vorteile. Sie ist jeden Tag in unterschiedlichen Orten im Kreis Böblingen unterwegs, hat mit Passanten zu tun und kann mit ihrem Teampartner Roman Villwock diskutieren. Diese Abwechslung gefällt ihr.
Außerdem sind die Arbeitszeiten wichtig für die 31-Jährige. Szatmari zieht ihren acht Jahre alten Sohn David alleine groß. "Wenn ich auf der Autobahn fahren würde und es ist Stau, weiß ich nicht, wann ich heim komme." Bei der Müllabfuhr sind die Arbeitszeiten berechenbarer und sie kann nachmittags für ihren Sohn da sein.
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Müllabfuhr Kreis Böblingen: 14 Nationen, aber kaum Frauen
Mit dem Gehalt ist Valentina Szatmari zufrieden, sagt sie. Müllwerker verdienen laut einem Sprecher des Landkreises Böblingen zwischen 3.150 und 3.820 Euro, je nach Berufserfahrung.
In Sachen Geschlecht ist die Belegschaft der Böblinger Müllabfuhr nicht sehr vielfältig. Anders sieht es bei den Sprachen aus, die die Beschäftigten sprechen. Menschen aus 14 verschiedenen Nationen arbeiten dort, sagt Joachim Predl, der die Müllabfuhr im Kreis Böblingen leitet. Er würde gerne mehr Frauen einstellen. "Aber es bewerben sich fast nur Männer", so Predl.