Startendes Flugzeug am Flughafen Stuttgart  (Foto: SWR)

Fluggesellschaften wollen Änderung

Fluglärmkommission: Probebetrieb für neue Abflugroute am Flughafen Stuttgart

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Die Fluglärmkommission am Flughafen Stuttgart hat am Montag getagt. Das Ergebnis: Es soll einen Probebetrieb für eine neue Flugroute geben. Damit sind nicht alle zufrieden.

Der nun beschlossene Probebetrieb der neuen Flugroute am Stuttgarter Flughafen wird maximal zwei Starts pro Stunde vorsehen. Geplant ist, dass die Flugzeuge in Richtung Osten starten und dann in einer steilen Kurve früher nach Süden abdrehen. Der Test soll ein Jahr dauern. In dieser Zeit werde der Lärm gemessen, ebenso die Einsparung von Kerosin und CO2, sagte der Vorsitzende der Fluglärmkommission und Oberbürgermeister von Ostfildern, Christof Bolay (SPD), im Anschluss an die Sitzung der Kommission.

Fluglärmkommission: Knappe Entscheidung für Probebetrieb

Der Fluglärmkommission gehören 17 Mitglieder an - unter anderem Vertreter von den Anliegerkommunen und vom Flughafen. Das Ergebnis der Abstimmung am Montagnachmittag fiel knapp aus - es gab Gegenstimmen und Enthaltungen. Die Fluggesellschaften Lufthansa und Eurowings hatten die neue Abflugroute beantragt.

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Mehr Fluglärm für andere Kommunen befürchtet

Die Bewohnerinnen und Bewohner in Wolfschlugen, Nürtingen, Neuhausen, Aichtal oder auch Denkendorf (alle Kreis Esslingen) befürchten durch die neue Route mehr Fluglärm als bislang. Mehrere Bürgerinitiativen wehren sich deshalb gegen die neue Route. Einige befürchten, dass es bei der zusätzlichen Flugroute in Wirklichkeit um eine Kapazitätserweiterung des Flughafens Stuttgart gehe. Der Gemeinderat in Aichtal hat vergangene Woche beschlossen, Klage beim Verwaltungsgericht Stuttgart einzureichen. Weitere Gemeinden planen einen ähnlichen Schritt.

Kritisiert wird unter anderem von der Gemeinde Denkendorf, dass die neue Abflugroute nicht die anfänglich beworbenen Lärm-Entlastungen für rund 90.000 Menschen mit sich brächte. Darüber hinaus gibt es bei der Gemeinde rechtliche Zweifel über die Zulässigkeit der neuen Route.

Wer könnte von neuer Abflugroute profitieren?

Kommunen wie Ostfildern, Deizisau und Altbach (alle Kreis Esslingen) erhoffen sich hingegen durch die neue Abflugroute eine Entlastung vom Fluglärm. In Ostfildern beispielsweise müssen Pfarrerinnen und Pfarrer bei Beerdigungen teilweise Gebete oder Ansprachen unterbrechen, wenn gerade eine startende Maschine in Friedhofsnähe vorbeifliegt. Auch Deizisau erhofft sich durch eine geplante Routenänderung Lärmpausen für die Bevölkerung.

Fluglärmkommission kann nur Empfehlung aussprechen

Nun liegt der Ball bei der Deutschen Flugsicherung. Sie wird den Genehmigungsprozess für die neue Abflugvariante vorantreiben. Vorausgesetzt, das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung und auch das Bundesverkehrsministerium stimmen zu, kann die neue Route im ersten Quartal 2023 geflogen werden.

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SWR