Nach der Kritik an den Zuständen für ukrainische Geflüchtete in der Stuttgarter Schleyerhalle gibt es nun unterschiedliche Meinungen über die jetzige Situation. In der Notunterkunft habe sich in den vergangenen Wochen nahezu nichts verbessert, äußerte sich Igor Manzhos gegenüber dem SWR.
Der aus Charkiw in der Ostukraine geflüchtete 39-Jährige spricht von kaputten Waschmaschinen und einem Stromnetz, das zusammenbreche, wenn gleichzeitig Waschmaschinen und Trockner laufen würden. Er moniert, dass die Geflüchteten nach wie vor zum Duschen die Halle verlassen müssten und spricht von niedrigen Temperaturen und davon, dass Geflüchtete krank würden. Auch gebe es nach wie vor Probleme mit Tauben in der Unterbringung.
Am 20. September hatte der SWR zum ersten Mal über die Notunterkunft in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle berichtet.
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Geflüchtete aus der Ukraine haben sich über die schlechten Zustände in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart beklagt. Ein Sprecher der Stadt stellt Veränderung in Aussicht.
Wenig Privatsphäre: Mehr als 500 Personen in einer Halle
Die Stuttgarter Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (parteilos) hat sich am Donnerstag erneut ein Bild von der aktuellen Situation in der Notunterkunft in einer Nebenhalle der Hanns-Martin-Schleyer-Halle gemacht. Sie kommt zu einem anderem Schluss. "Der Großteil derjenigen in der Nebenhalle sind sehr zufrieden und vor allem auch sehr dankbar, dass sie hier leben können." Gleichwohl sei es eine belastende Situation für alle, insbesondere weil sie mit vielen Menschen auf engem Raum wohnen, räumt die Bürgermeisterin ein.
Igor Manzhos lebt mit seiner Familie seit fünf Monaten in Stuttgart, erklärt er dem SWR. Erst war er in einem Hotel, dann in einem Hostel untergebracht, nun seit längerer Zeit in der Notunterkunft neben der Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Die fehlende Privatsphäre in der Halle mit mehr als 500 Geflüchteten sei eines der Hauptprobleme, sagt er, aber auch dass es nicht genügend Warmwasser zum Duschen gebe. Auch die fehlende Perspektive belaste.
In Singen (Kreis Konstanz) sorgt die Suche nach einer weiteren Unterkunft für Geflüchtete für Protest:
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Die Stadtverwaltung versucht nach eigenen Angaben, möglichst gute Wohnbedingungen für alle zu schaffen. Es werde versucht, so gut es gehe, neue Kapazitäten zu schaffen. Auch wolle man denen, die besonders lange in der Gemeinschaftsunterkunft lebten, zuerst einen Umzug in eine Unterbringung mit mehr Privatsphäre ermöglichen. Einen Termin konnte die Sozialbürgermeisterin allerdings nicht nennen.
Mit Verweis auf die Privatsphäre der Geflüchteten durfte der SWR keine Aufnahmen in der Halle machen. Videos von Geflüchteten sollen zeigen, dass es nach wie vor auch Probleme mit Taubenkot gebe. Die Stadtverwaltung weist diese Vorwürfe zurück. Ein Kammerjäger sei vor Ort gewesen, von neuen Problemen mit Tieren sei nichts bekannt.