Im Nachhinein sagen Annika Ridinger und Christian Göhler: "Wir sind da mit einer grenzenlosen Dummheit rein." Das Paar lebte lange im Stuttgarter Westen. Da ihnen ihre Wohnung zu klein und die Stadt zu eng wurde, suchten sie etwas außerhalb der Großstadt. So kauften sie ein Haus in Freiberg am Neckar (Kreis Ludwigsburg).
Im Keller lagerten Hunderte vergammelte Marmeladen
Das 300 Jahre alte Fachwerkhaus hat mehrere Etagen, viel Platz und schöne Holzbalken. Doch es war auch voller Überraschungen. So stießen sie im Keller auf Hunderte vergammelte Marmeladen. Auf dem Dachboden lagen 40 Armeeschlafsäcke. Und im Gefrierschrank lagerte Hähnchenfleisch, das vor fast zehn Jahren abgelaufen war.

Annika Ridinger fand das "krass". Aber was sollte sie machen? Sie sagte sich: "Da kommst du eh nicht raus. Dann machst du das halt einfach." Doch nicht nur das alte Gerümpel brachte sie und Chris Göhler an die Grenze. Auch die Bausubstanz war kritisch.
Viel Eigenleistung: Trotzdem bleibt das Budget ein Dauerbrenner
Göhler erinnert sich an eine Zimmerdecke, die nur noch "an einer Latte hing". Er habe den Zimmermann angerufen und der sei am Samstagnachmittag "wie zu einem Notfall" angerückt. Mit riesigen Wagenhebern musste die Decke abgestützt werden.

Chris Göhler hat Erfahrung. Zusammen mit seinem Großvater hatte er schon einmal eine Wohnung saniert. Doch das Haus in Freiberg ist eine andere Nummer. Ein Zimmermann, der auch Restaurator ist, unterstützt sie. Er gibt ihnen die Möglichkeit, viel selbst zu machen. Trotzdem reicht das ursprünglich veranschlagte Geld bei weitem nicht aus. Chris Göhler drückt es so aus: "Wir haben das Budget mit über 200.000 Euro gesprengt." Der Umbau hat damit insgesamt rund 450.000 Euro gekostet.
Ob ich mir das nochmals geben würde, weiß ich tatsächlich nicht.
Insgesamt rund 30 Tonnen Schutt mussten sie aus dem Haus herausschaffen, Raum für Raum behutsam sanieren - insgesamt 200 Quadratmeter. Dabei haben sie vor allem Lehm, Kalk und Holzfaser verwendet und darauf geachtet, dass alles hochwertig und langlebig gebaut wird. Knapp zwei Jahre hat der Umbau - unterstützt von der Familie - gedauert. Noch ist nicht alles fertig. Aber Annika Ridinger ist schon jetzt glücklich: "Hier jetzt nachts und morgens zu liegen und du hörst einfach gar nichts. Das ist schon echt krass. Ruhe und Platz ist Luxus."

Selbst wenn es beim Umbau immer wieder Hiobsbotschaften gab, die beiden sind stolz und glücklich. Beschweren wollen sie sich nicht. Rückblickend sagt Chris Göhler allerdings auch: "Ob ich mir das nochmals geben würde, weiß ich tatsächlich nicht." Doch in einem Punkt ist er sich sicher: "Ich ziehe hier aber auch nicht mehr aus."