In Rekordzeit ist eine Doppelhaushälfte im Esslinger Stadtteil Berkheim energetisch saniert worden. Das Gebäude der Bauherrin und Hauseigentümerin Jana Deurer und ihres Mannes Dominic Oppen wurde im Zuge eines Pilotprojekts des Umweltministeriums Baden-Württemberg im April 2025 innerhalb von 21 Werktagen modernisiert. Eine Vorzeige-Baustelle, die mit ihrem Tempo Vorbild sein soll. Denn viele Hauseigentümer schieben die Sanierung auf die lange Bank. Wer hat schon Lust auf eine monatelange Baustelle? Das bremst viele Häuslebesitzerinnen und Häuslebesitzer aus, energetisch zu sanieren.

Man spart sich viel Lebenszeit und viel Stress. Ich würde es anderen empfehlen.
Acht lokale Handwerksbetriebe haben innerhalb dieser 21 Tage oft parallel auf der Baustelle gearbeitet. Die Doppelhaushälfte, Baujahr 1966, verfügt über eine Wohnfläche von 115 Quadratmetern. Geheizt wurde mit Öl, eine Dämmung existierte nicht.
Wie wird in so kurzer Zeit ein Haus energetisch saniert?
Das Dach, die Außenwände und Kellerdecke mussten unter Zeitdruck gedämmt werden. Fenster und Außentüren wurden erneuert. Das Haus bekam eine Luft-Wasser-Wärme-Pumpe mit fünf Kilowatt Leistung und eine wasserdurchströmende Deckenheizung. Außerdem kam eine Photovoltaikanlage auf das Dach. Das Haus verbraucht jetzt nur noch 55 Prozent der Energie eines vergleichbaren Gebäudes.

Die Handwerker sagten, das kann nicht funktionieren.
Bauleiter Matthias Stöffler schaute jeden Tag auf der Baustelle vorbei. Er erzählt, es hätte immer irgendwas geklemmt. Die verschiedenen Handwerksbetriebe konnte er trotzdem für den Sanierungssprint gewinnen: Die Lösung: ein ausgetüftelter Taktplan für alle Gewerke.

Und die Stimmung auf der Baustelle war gut, so erfährt es der SWR vor Ort. Auch das gemeinsame Mittagessen habe geholfen, Absprachen zu treffen und die Abläufe auf der Baustelle zu koordinieren.
Ich finde es faszinierend, dass einfache Prozesse und Kommunikation das ermöglichen.
Die Doppelhaushälfte von Jana Deurer und Dominic Oppen ist ein echtes Vorzeigeprojekt. Sie sind sogar einen Tag früher fertig geworden als nötig. Das Programm heißt eigentlich "Sanierungssprint in 22 Tagen". Viele Häuslebesitzer sollen das im Rahmen der energetischen Sanierung nachahmen. Es wird deshalb vom "Programm Zukunft Altbau" unterstützt, das das Umweltministerium Baden-Württemberg fördert.
Es gibt laut Projektleitung unter bestimmten Bedingungen einen zehnprozentigen Extrazuschuss von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Nach bisheriger Einschätzung aus dem Projekt sollen die Renovierungskosten im Sanierungssprint nicht wesentlich teurer sein als bei einer länger dauernden, herkömmlichen Sanierung. Die zusätzlich entstehenden Kosten für einen Sanierungscoach würden durch andere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung aufgefangen, so Mitarbeiter aus dem Projekt, das auch wissenschaftlich begleitet wird.
Projekt verspricht: Gut für Bauherrschaft, Handwerker und Baubranche
Frank Hettler vom Projekt "Zukunft Altbau" meint, alle würden von dem neuen Konzept profitieren: "Wir denken, dass die Bauherrschaften was davon haben, indem einfach schneller saniert werden kann, umfangreicher die ganzen Baustellen stattfinden können. Wir denken, dass die Handwerkenden was davon haben unterm Strich. Dadurch, dass sie schneller ihre Baustellen umsetzen, können sie schneller auch letztendlich an ihr Geld kommen. Und zum dritten eben auch für die Baubranche insgesamt, dass mehr saniert wird."
Für das Projekt infrage kommen laut Mitarbeitern vor allem unsanierte Einfamilienhäuser aus den Baujahren 1945 bis 1980 mit umfassendem Sanierungsbedarf bei Heizung, Sanitär, Elektro, Fenstern, Dach, Böden und Fassade. Finanzielle Unterstützung greife zusätzlich wie bei anderen Baustellen auch über die Bundesförderung für effiziente Gebäude, heißt es.