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Fast 100 Züge in der Werkstatt

Ausfall bei Stuttgarter S-Bahn: Was Fußballfans zur Anreise ins Stadion wissen sollten

Stand

Wer ins Stadion zum Heimspiel des VfB Stuttgart gegen den SC Freiburg möchte, sollte für die An- und Abreise mehr Zeit einplanen. Im Großraum Stuttgart fallen viele S-Bahnen aus.

Fahrgäste müssen sich weiter auf starke Störungen des S-Bahn-Verkehrs in der Region Stuttgart einstellen. Grund dafür ist, dass die Bahn 97 S-Bahn-Züge einer Baureihe wegen befürchteter technischer Mängel in die Werkstatt rief. Das hat auch Folgen für das VfB-Heimspiel: Wer diesen Samstag in die Mercedes Benz-Arena will, sollte zum einen mehr Zeit für die An- und Abreise einplanen, rät die Bahn.

Der Ausfall zahlreicher S-Bahnen im Großraum Stuttgart sorgt für Unmut bei den Reisenden:

VfB Stuttgart gegen Freiburg in der Mercedes Benz-Arena

Außerdem empfiehlt der Konzern, nach Möglichkeit auf den Regionalverkehr über Stuttgart-Bad Cannstatt auszuweichen. "Für mehr Platzkapazitäten setzt die S-Bahn für die Fans zusätzliche Sonderfahrten zwischen Hauptbahnhof und Neckarpark sowie zwischen Plochingen und Neckarpark ein. Zwischen Hauptbahnhof, Stadtmitte und Stadion fahren zudem die Stadtbahnen der Linie U11 der SSB", so die Deutsche Bahn.

Bahn: Die meisten Züge sind ok

Zuvor hatte der Konzern mitgeteilt, er rechne damit, dass sie ab Montag wieder mehr S-Bahn-Züge der Baureihe 430 in der Region Stuttgart einsetzen kann. Zwei Drittel von ihnen können nach Angaben der Bahn inzwischen wieder eingesetzt werden - allerdings nicht auf der Panoramastrecke, die laut Bahn möglicherweise mit am stärksten für die Abnutzung der Räder gesorgt hatte. Dadurch gibt es nun seit Donnerstag keine S-Bahn-Zug-Verbindungen mehr zwischen Stuttgart-Vaihingen und dem Hauptbahnhof. Bahnreisende müssen dort stattdessen auf Busse des Schienenersatzverkehrs ausweichen.

Kritik von Pro Bahn

Der Fahrgastverband Pro Bahn wirft der Deutschen Bahn angesichts der Zugausfälle eklatante Versäumnisse vor. Die S-Bahn-Ausfälle in der Region Stuttgart seien ein "Armutszeugnis der Verantwortlichen", teilte Ullrich Müller von Pro Bahn BW am Freitagmorgen dem SWR mit.

"Seit über 150 Jahren fahren im Land Eisenbahnen. Dass es wegen abgefahrener Räder zu Betriebseinschränkungen gekommen wäre, ist mir als Hobby-Eisenbahnhistoriker noch nirgend aufgefallen. Die Ursache "Panoramastrecke" dürfte eine unglaubwürdige Ausrede sein, eher verschleißen die Schienen."

Damit bezog sich der Fahrgastverband auf Angaben der Bahn, mit dem sie den Rückruf der S-Bahn-Züge in die Werkstatt begründet hatte. Sie ließ dort in den vergangenen Tagen Stahlringe untersuchen, die die Schnittstelle zwischen Rad und Schiene darstellen.

Radreifen können verschleißen

Der Stahl dieses sogenannten Radreifens muss in bestimmten Intervallen ausgewechselt werden. Denn durch die Beschleunigung, durch die Reibung beim Bremsvorgang und auch durch Kurvenfahrten sind die Teile anfällig für hohen Verschleiß. Bei regelmäßigen Tests der Zug-Baureihe 430 sei festgestellt worden, dass sich die Räder stärker abgenutzt hätten als erwartet, teilte die Bahn zur Begründung mit.

Radreifen einer S-Bahn werden 2013 im S-Bahn-Werk Wannsee in Berlin gewartet.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Rainer Jensen)
Radreifen einer S-Bahn werden 2013 im S-Bahn-Werk Wannsee in Berlin gewartet.

Ursache Panoramastrecke?

Die Bahn nannte am Donnerstag als Vermutung, die Fahrten auf der kurvenreichen Panoramastrecke zwischen Stuttgart-Hauptbahnhof und -Vaihingen könnten der Grund dafür sein, dass sich die Radteile abnutzten. Bereits vergangenes Jahr gab es dort in den Sommerferien Probleme bei den Zügen der Baureihe 430. Damals waren die Räder wegen der engen Kurven auf der Panoramabahn-Strecke schnell abgenutzt.

Ähnliche Probleme 2021

Die Bahn hatte nach den Vorfällen von 2021 drei Schmieranlagen in Betrieb genommen, um die Reibung zwischen Rädern und Schienen in den engen Bögen zu reduzieren. "Durchgeführte Testfahrten und Messungen sind positiv verlaufen", teilte ein Bahnsprecher mit. Nach den erneuten Entdeckungen hatten Experten nach Angaben des Sprechers "die Untersuchungen zum komplexen Zusammenspiel von Rad und Schiene umgehend wieder aufgenommen".

Fast 100 Züge dürfen vorerst nicht mehr fahren

Betroffen sind die Linien S1, S12, S2, S23 und S15. Dort gibt es aktuell nur ein sehr eingeschränktes Angebot. Die Züge der Linien S2, S4, S5, S6/S60 fahren nach Angaben der Bahn planmäßig weiter. Hintergrund ist, dass die Bahn fast 100 Züge wegen technischer Bedenken in die Werkstatt schickt. Da in der Region Stuttgart 97 Züge aus dieser Baureihe eingesetzt wurden, fiel von den insgesamt 157 S-Bahn-Fahrzeugen mehr als die Hälfte aus.

Vor der Fahrt über Verbindungen informieren

Die S1 fährt zum Beispiel nur zwischen Kirchheim/Teck (Kreis Esslingen) und Hauptbahnhof Stuttgart sowie zwischen Herrenberg (Kreis Böblingen) und Stuttgart-Vaihingen. Zwischen den Haltestellen Hauptbahnhof und Vaihingen verkehrt sie nicht. Weitere Linien enden vorzeitig oder fahren mit kürzeren Zügen. "Zwischen Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart Hauptbahnhof setzt die DB am Wochenende zwischen 9 und 19 Uhr halbstündlich Direktbusse ein", teilt die Bahn mit. Auch in der kommenden Woche seien Direktbusse geplant.

Eine S-Bahn der Baureihe 430 bei der Fahrt nach Herrenberg am Hauptbahnhof Stuttgart. (Foto: IMAGO, IMAGO / Ralph Peters)
Die Bahn will Züge der Baureihe 430 überprüfen lassen.

Reisende sollen sich vor Fahrtantritt übers Internet informieren

Die S2 wiederum fährt nur zwischen Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) und dem Stuttgarter Hauptbahnhof, die S30 zwischen Stuttgart-Vaihingen und Filderstadt (Kreis Esslingen). Die Züge der Linie S23 fahren im 30-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof und Waiblingen/Backnang. "Zwischen Filderstadt und Stuttgart-Vaihingen fährt die S-Bahn einen Pendelverkehr", so die Bahn. "Auf den gesonderten Linien S12 und S15, mit denen Linienabschnitte der S1, S2 und S5 montags bis freitags zum üblichen 15-Minuten-Takt verdichtet wurden, fallen die Züge aus."

Erhöhte Abnutzung auch bei Schwarzwaldbahn

Auch auf der kurvenreichen Schwarzwaldbahn von Offenburg (Ortenaukreis) nach Singen (Kreis Konstanz) hatte die Bahn nach einem Räder-Check zuletzt die Notbremse gezogen. Dort war bei turnusmäßigen Untersuchungen ebenfalls eine erhöhte Abnutzung der Räder festgestellt worden, betroffen sind Doppelstockfahrzeuge. Seit Ende Juni müssen Fahrgäste zwischen Hausach (Ortenaukreis) und St. Georgen (Schwarzwald-Baar-Kreis) in Busse umsteigen. Dadurch verlängert sich die Reisezeit erheblich.

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SWR