Corona-Patienten deutlich länger auf Intensivstation

Region Stuttgart: Volle Intensivstationen, hohe Inzidenzen und mehr Impfangebote

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Sophie Rebmann

In Esslingen und im Landkreis Böblingen sind alle Intensivbetten belegt. Ärzte drängen dazu, sich gegen Corona impfen zu lassen. Nach Engpässen gibt es wieder mehr Impfangebote.

Pflegekräfte auf einer Corona-Intensivstation im Klinikum Stuttgart (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)
Die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen steigt - und diese liegen fast doppelt so lang wie während früheren Corona-Wellen.

In den Krankenhäusern des Klinikverbands Südwest in Böblingen, Sindelfingen, Herrenberg und Leonberg (alle Kreis Böblingen) sowie in Calw sind die Intensivbetten voll. Und auch in Esslingen sei die Lage "verschärft", sagte die Sprecherin des Klinikums Esslingen, Anja Dietze, am Montag: Alle 20 Intensivbetten seien belegt, 6 davon mit Corona-Patienten. Bereits vergangene Woche hatte das Krankenhaus begonnen, verschiebbare Operationen zu verlegen - eine Maßnahme, zu der inzwischen alle Krankenhäuser in der Region Stuttgart greifen.

Operationen werden verschoben

"Damit sind die anderen Patienten die Leidtragenden", kritisierte der Sprecher des Klinikverbands Südwest, Ingo Matheus. Selbst wenn die OP verschoben werden kann, dann hätten sie sich doch darauf eingestellt, für viele sei eine nicht drängende OP schmerzlindernd. Auch beim Personal komme diese Maßnahme nicht gut an, weil sie nicht einsehen, OPs zugunsten von überwiegend ungeimpften Corona-Patienten zu verschieben. Im Klinikverband Südwest sind von den aktuell 13 Corona-Patienten auf der Intensivstation 11 ungeimpft.

Trotz dieser Engpässe sei die Corona-Lage im Großraum Stuttgart "ausnahmsweise relativ gut", sagte Götz Geldner, Narkosearzt am Klinikum Ludwigsburg und Koordinator der Intensivbetten im Großraum Stuttgart, dem sogenannten Cluster Stuttgart-Ludwigsburg. In der Vergangenheit sei die Zahl der Corona-Patienten in Stuttgart und Umgebung immer nach oben geschnellt, im Vergleich dazu sei die Lage noch beherrschbar. Die Auslastung der Intensivbetten in Stuttgarter Krankenhäusern liegt aktuell bei etwa 90 Prozent, so der Vorstandvorsitzende des Klinikums Stuttgart, Jan Steffen Jürgensen, am Montag.

Ludwigsburger Arzt: Liegezeiten von Corona-Patienten verdoppelt

Aber auch hier wird ein Anstieg der Patienten und Patientinnen mit Corona auf Intenstivstationen erwartet, zumal sie länger auf der Intensivstation liegen, als andere - bis zu drei Wochen lang. Der Ludwigsburger Narkosearzt Geldner sagte, er beobachte zudem eine weitere Tendenz: Im Vergleich zu den anderen Wellen habe sich die Liegezeit der Corona-Infizierten auf Intensivstationen in letzter Zeit fast verdoppelt.

Das liege daran, dass nun viel mehr junge Patienten im Alter von 35 bis 55 Jahren auf den Intensivstationen lägen. Lange kam ihm zufolge vor allem diese jüngere Altersgruppe. Langsam seien es aber auch geimpfte Ältere sowie Menschen mit Vorerkrankungen. Narkosearzt Geldner appellierte daher an die Menschen, sich impfen zu lassen - und Booster-Impfungen in Anspruch zu nehmen.

Mehr Impfangebote nach Engpässen

Wer sich in den vergangenen Wochen impfen lassen wollte, musste oft lange vor Impfbussen und anderen mobilen Impfangeboten warten. Am Freitag hat die Stadt Stuttgart ihr Angebot weiter ausgebaut. Das Klinikum Stuttgart ist seitdem mit 13 statt wie zuvor 4 mobilen Teams im Einsatz. Diese hatten im Oktober 7.000 Personen geimpft. Alle Impfangebote und ihre Öffnungszeiten sind auf ihrer Webseite verzeichnet. Impfungen gibt es in Arztpraxen, im Einkaufszentrum Milaneo oder in der Filiale der BW-Bank in der Klett-Passage.

Der Landkreis Böblingen fährt eine andere Strategie. Er hat sein Impfangebot mit der Schließung der Impfzentren in die Testzentren verlegt. Nun kann man dort Termine online reservieren - und braucht so nicht unnötig Schlange zu stehen. Auch hier wird das Angebot nun durch mobile Teams an wechselnden Orten ergänzt.

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