Neben der Impfpflicht und der Spaltung der Gesellschaft standen bei der Demonstration in Stuttgart die Medien im Fokus der Kritik. Die Polizei gab auf Anfrage die Teilnehmerzahl mit "über 1.000" an. Eine andere Quelle sprach von bis zu 3.000 Menschen.
Vom Cannstatter Wasen aus zogen die Demonstranten zum SWR-Funkhaus. Auf Plakaten der Protestierenden war beispielsweise zu lesen: "Immun gegen Propaganda" oder auch "Gegen Spaltung und Hetze durch die Leitmedien". Immer wieder wurde "Lügenpresse" gerufen oder "Wir sind das Volk", wie ein Augenzeuge berichtete. Die Proteste richteten sich aber auch gegen eine Impfpflicht. Laut Angaben der Polizei, die mit einem Großaufgebot vor Ort war, gab es bei der Demonstration keine größeren Zwischenfälle.
Kritik an den Kritikern entlang der Protestroute
Wegen fehlender Mund-Nasenbedeckung gab es jedoch mehrere Anzeigen. Ein Maskenverweigerer sei vorläufig festgenommen worden, weil er seine Personalien nicht angeben wollte, sagte ein Polizeisprecher. Entlang der Protestroute waren an Häusern mitunter Plakate angebracht, die die Gegner der Coronamaßnahmen kritisierten. "Nachdenken statt Querdenken" war zu lesen oder "Impfen statt schimpfen".
Verdi-Landeschef ist für Kritik mit Augenmaß
Gegner der Corona-Maßnahmen hatten in der Vergangenheit immer wieder heftige Kritik an den Medien und auch am öffentlich-rechtlichen Rundfunk geübt. Verdi-Landeschef Martin Gross betonte: "Kritik an der aktuellen Politik und auch an der Berichterstattung darüber sind nicht nur erlaubt, sie sind in einer Demokratie auch geboten." Aber alle Grenzen würden eingerissen, wenn Journalistinnen und Journalisten diffamiert und bedroht würden.
Das Motto der Demonstration: "Wir ziehen vor die Medienhäuser, denn da sitzt das Virus", wurde schon im Vorfeld auch von Gross kritisiert. "Wer unter so einem menschenverachtenden Motto direkt vor den Arbeitsplätzen von Medienschaffenden demonstrieren will, missbraucht das Demonstrationsrecht", sagte Verdi-Landesbezirksleiter. Dies sei ein Angriff auf die Pressefreiheit.
Ebenfalls mit Unverständnis äußerte sich Andrea Valentiner-Branth vom Verdi-Senderverband im SWR: "Was haben das Coronavirus, Impfungen und der unabhängige öffentlich-rechtliche Rundfunk überhaupt miteinander zu tun?", fragte sie. Immer wieder seien Kolleginnen und Kollegen bei der Berichterstattung vor Ort auch gewaltsam angegriffen worden. Mit der Demonstration vor dem SWR-Funkhaus würden die Medienschaffenden nun auch an ihrem Arbeitsplatz bedroht.