Eine Krankenpflegerin betreut in einem Patientenzimmer einer Covid-19-Station im Klinikum Stuttgart einen Patienten. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Notaufnahmen belastet

Corona in Kliniken in der Region Stuttgart: "Es scheint sich eine Welle aufzubauen"

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Thomas Fritzmann
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Christian Spöcker
Christian Spöcker, SWR  (Foto: SWR, SWR/Tim Benscheid)

Krankenhäuser berichten von deutlich steigenden Fällen coronainfizierter Patienten. In Lebensgefahr seien die wenigsten. Doch die Gefahr für Menschenleben entsteht eher indirekt.

Corona-Infektionen belasten die Notaufnahmen von Kliniken im Großraum Stuttgart. Das hat der medizinische Geschäftsführer des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses Dominik Alscher dem SWR mitgeteilt. Demnach sorgen allerdings - anders als zu Hochzeiten der Pandemie - nicht schwerkranke Patientinnen und Patienten für diese Situation. Stattdessen tritt das Problem den Angaben zufolge dadurch auf, dass durch viele Krankheitsfälle beim Klinikpersonal weniger Betten in den Notaufnahmen für Menschen verfügbar sind.

Coronaerkrankungen von Patientinnen und Patienten stellen die Kliniken derzeit eher weniger vor medizinische Probleme. Allerdings berichten mehrere Krankenhäuser aus der Region Stuttgart von deutlich steigenden Zahlen. "Es scheint sich eine Welle aufzubauen", berichtet Alscher vom Robert-Bosch-Krankenhaus.

Stuttgarter Kliniken über Corona

Die Zahl der Menschen, die mit Corona infiziert sind, ist in den vergangenen Wochen drastisch gestiegen. Das hat eine Abwasseruntersuchung der Stadt Stuttgart bereits am vergangenen Donnerstag ergeben. Dieses Ergebnis deckt sich mit der Situation am Klinikum Stuttgart. Rund 50 Patientinnen und Patienten sind der Klinik zufolge positiv auf Corona getestet.

Allerdings seien die Krankheitsverläufe deutlich leichter als in der Vergangenheit. Selbst Fälle auf der Intensivstation zeigen den Angaben zufolge einen vergleichsweise deutlich schwächeren Verlauf.

"Sie sind kritisch krank - sonst wären sie nicht auf der Intensivstation -, aber vergleichsweise milder, als wir es in der Vorsaison noch kannten."

Sein Klinikum rechnet auch weiterhin mit einem Anstieg bei Patientinnen und Patienten mit Covid. "Wir erwarten aber nicht, dass die Zahl der Intensivpatienten unkontrolliert steigt", so Jürgensen. Das Klinikum Stuttgart hält er daher für die kommenden Wochen gewappnet. Dazu zählen das Katharinenhospital, das Krankenhaus Bad Cannstatt und das Olgahospital.

Das Robert-Bosch-Krankenhaus berichtet, an Sommertagen seien im Schnitt bis zu zehn Patientinnen und Patienten mit Covid im Haus behandelt worden, jetzt seien es pro Tag mehr als 50. Das zeige, wieviele Menschen in der Bevölkerung erkrankt seien, so die Klinik. Auf der Intensivstationen befinden sich demnach vier Fälle mit Corona.

Eine Krankenpflegerin betreut in einem Patientenzimmer einer Covid-19-Station im Klinikum Stuttgart einen Patienten. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)
Eine Krankenpflegerin betreut im Patientenzimmer einer Covid-19-Station im Klinikum Stuttgart einen Patienten (Archiv).

Kliniken im Kreis Ludwigsburg bleiben zuversichtlich

In den RKH-Kliniken im Kreis Ludwigsburg werden aktuell 109 Menschen mit einer Corona-Erkrankung behandelt, sagte ein Unternehmenssprecher auf SWR-Anfrage. Davon befinde sich jedoch nur ein Patient auf einer Intensivstation.

"Die meisten unserer Patienten sind mit Covid und nicht wegen Covid bei uns."

Insgesamt sei die Zahl der Corona-Erkrankungen in den vergangenen Wochen stetig gestiegen. Neben den zu behandelnden Patientinnen und Patienten sei aber auch das Klinikpersonal betroffen, sagt Tsongas. "Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter steigt ähnlich der Entwicklung in der Bevölkerung an." Dadurch komme es zu Ausfällen.

Im Moment sei die Lage jedoch "beherrschbar". Und auch in die kommenden Wochen blickt Alexander Tsongas zuversichtlich: "Nach mittlerweile mehr als zweieinhalb Jahren Pandemie haben wir viel Erfahrung gesammelt und werden auch die kommenden Wochen und Monate bewältigen."

Auf einer Intensivtherapiestation in einem Klinikum steht eine Mitarbeiterin am Bett einer Patientin (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Waltraud Grubitzsch)
Auf Intensivstationen werden derzeit vergleichsweise wenige Patienten wegen einer Coronaerkrankung behandelt (Symbolbild).

Die Lage im Kreis Böblingen ist angespannt

Noch mehr Patientinnen und Patienten mit einer Corona-Erkrankung werden in Kliniken des Klinikverbunds Südwest im Kreis Böblingen betreut. Hier verlief laut Sprecher Ingo Matheus der Anstieg vor allem deutlich schneller. Die Zahl der Patientinnen und Patienten, bei denen eine Corona-Erkrankung festgestellt wurde, habe sich seit Mitte September verachtfacht. Im Kreis Böblingen werden ihm zufolge aktuell 98 Menschen behandelt, die positiv auf Corona getestet wurden. Sieben davon befinden sich auf Intensivstationen, wobei drei beamtet werden.

"Damit haben wir den statistisch höchsten Wert im gesamten Pandemieverlauf erreicht, Tendenz steigend."

Verstärkt werde die angespannte Lage durch den allgemeinen Fachkräftemangel und Ausfälle durch Erkrankungen. "Das stellt unsere Kliniken aktuell vor extreme Herausforderungen, personell wie finanziell", sagte Matheus dem SWR. Zusätzlicher Druck entstehe durch die Corona-Testpflicht an Krankenhäusern. Diese stelle sich als organisatorisches und bürokratisches Monster dar. "Immerhin wurde die Impfpflicht im Gesundheitswesen ausgesetzt. Das entspricht nicht nur dem Gerechtigkeitsempfinden vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern nimmt auch etwas Dokumentationslast von der Personalabteilung."

Ein Symbol auf der Intensivstation für Corona-Patienten an einem Klinikum weist auf den Covid-Bereich hin.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)
Covid-Krankheitsverläufe sind milder als früher, berichten Klinikvertreter.

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