Neues Angebot der Stadtverwaltung

Chatbot der Stadt Stuttgart: "Es tut mir leid für die Verwirrung"

Stand

Von Autor/in Philipp Pfäfflin

Lange Wartezeiten, keine Termine und genervte Bürger - die Stadtverwaltung Stuttgart war zuletzt häufig in der Kritik. Hilft ein neues KI-Angebot? Der Chatbot im Test.

Mit Hilfe eines Chatbots will die Stadt Stuttgart Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern schnell und unkompliziert beantworten. Dafür ist seit Dienstag eine KI-gestützte Chat-Möglichkeit auf den Internetseiten der Stadtverwaltung freigeschaltet. Bisher konnten dort Informationen nur über die Suchfunktion oder das Menü gefunden werden. Das neue Angebot, das es laut Stadt Stuttgart in elf Sprachen gibt, hat aber auch seine Schwächen.

Chatbot hilft bei Orientierung und Öffnungszeiten

Im Mittelpunkt des Angebots steht der Bürgerservice. Auf die Frage nach einem neuen Personalausweises antwortet der Chatbot mit einer ausführlichen Liste vom Frist beachten über die Antragstellung im Bürger-Büro bis hin zur Terminvereinbarung und den Kosten. Auch der Link für die Online-Terminvereinbarung wird mitgeliefert.

Auch wer Tipps für einen Ausflug sucht oder seinen Gästen schöne Ecken von Stuttgart zeigen will, bekommt vom Chatbot Vorschläge. Rund um die Uhr, konkret und persönlich aufbereitet und ohne Telefon-Warteschleife - das sind die Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger. Die Stadtverwaltung selbst verspricht sich außerdem von dem neuen Angebot eine Entlastung bei Routineanfragen und Standardauskünften.

Im Frühjahr 2023 haben wir bereits getestet, wie gut ChatGPT die Region Stuttgart kennt. Da gab es auch noch Lern-Bedarf:

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Stadt Stuttgart: Chatbot soll persönlichen Kontakt nicht ersetzen

Der Stuttgarter Chatbot befindet sich noch in der Testphase, teilte die Stadtverwaltung mit. Er könne auch nicht jede, insbesondere komplexe Frage beantworten. In solchen Fällen verweist die Stadt auf die Behördennummer 115. Dort könne man auch weiterhin anrufen, wenn Bürger den direkten Kontakt mit Mitarbeitenden bevorzugten. Denn der Chatbot solle nicht den persönlichen Kontakt ersetzen.

Diese KI-generierte Antwort könnte Fehler enthalten.

Chatbot äußert Bedauern und räumt möglichen Fehler ein

Am Ende jeder Antwort schreibt der Chatbot, dass die Antwort Fehler haben könne. Ein Beispiel zeigt sich bei der Frage nach Sehenswürdigkeiten. Die Antwort lautet: "Zuffenhausen und das körnerplatz: Ein kleines, charmantes Viertel mit verschiedenen Cafés und Boutiquen, das sich perfekt für eine Entdeckungstour eignet." Dabei fallen drei Punkte auf. Erstens wird das Wort "körnerplatz" klein- statt großgeschrieben. Zweitens schreibt der Chatbot "das" anstelle von "der" Platz. Und drittens schlägt er einen Platz vor, den es höchstwahrscheinlich nicht gibt.

Chatbot der Stadtverwaltung Stuttgart (Screenshot)
Chatbot der Stadtverwaltung Stuttgart (Screenshot)

Auf die Nachfrage "Auch mit Hilfe von Online-Kartendiensten finde ich den Körnerplatz nicht. Ist vielleicht der Kelterplatz gemeint?" lenkt der Chatbot ein: "Es tut mir leid für die Verwirrung. Es könnte sein, dass es sich um den Kelterplatz handelt, der in Zuffenhausen bekannt und leichter zu finden ist. Der Kelterplatz ist ein zentraler Platz in diesem Stadtteil und dient als Treffpunkt mit Geschäften, Cafés und Veranstaltungen."

Grundsätzliche Probleme bleiben

Der Chatbot ist also offensichtlich nicht besserwisserisch und - das zeigt ein längerer Test - stets höflich. Doch viel mehr als einen freundlichen KI-Chat dürften sich die meisten Menschen in Stuttgart eine zügige Verwaltung wünschen. Auf die Frage, wann der nächste freie Termin für die Beantragung eines Personalausweises sei, heißt es: "Leider kann ich Ihnen keinen spezifischen Termin nennen, da die Verfügbarkeit schwanken kann." Geht man auf den angegebenen Link, heißt es: "Es sind keine freien Termine vorhanden."

"Es sind keine freien Termine vorhanden" steht auf der Online-Termin-Vergabe der Stadt Stuttgart. (Screenshot)
Will man einen Personalausweis beantragen, muss man einen Termin vereinbaren. Der Chatbot verweist auf einen Link. Bei dem Versuch in mehreren Bürgerbüros einen Termin auszumachen, heißt es: "Es sind keine freien Termine vorhanden." (Screenshot)

Insbesondere die Ausländerbehörde hatte für Schlagzeilen gesorgt. Es gebe keine Termine. Auf wichtige Anfragen reagiere die Behörde nicht. Darauf angesprochen, kommt vom Chatbot lediglich der Link auf die Internetseite der Ausländerbehörde und die dort angegebenen Öffnungszeiten.

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Chatbots in anderen Städten haben Namen

Nicht nur die Stuttgarter Stadtverwaltung setzt einen Chatbot ein. Auch in anderen Städten gibt es das Angebot. In Leonberg (Kreis Böblingen) zum Beispiel den KI-Chatbot "Leo". Dieser ist seit dem 5. März am Start. Oder auch in Ludwigsburg. Dort wird der Chatbot "L2B2" genannt - in Anlehnung an R2D2", den Roboter aus den "Star Wars"-Filmen.

Der Stuttgarter Chatbot hat keinen Namen. Auf die Frage, wie er angesprochen werden möchte, antwortet er: "Ich bin ein virtueller Assistent und benötige keine persönliche Ansprache." Fragt man nach, macht er dann doch Vorschläge, wie ein Chatbot der Stadt Stuttgart genannt werden könnte. Hier eine Auswahl: StuttBot, BürgerGuide oder Stuggi Helper.

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