Feuerwerk beim Seenachtfest (Foto: SWR)

Debatte über Feuerwerke in BW

Raketen und Funkenflug bei "Flammende Sterne" in Ostfildern - Augenweide oder Brandgefahr?

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Feuerwerke sind faszinierend und fesseln mit bunten Lichtern am Himmel Zuschauerinnen und Zuschauer. Kritiker haben mit Blick auf Hitze und Trockenheit kein Verständnis dafür.

In Ostfildern (Kreis Esslingen) hat am Freitagabend das internationale Feuerwerksfestival "Flammende Sterne" begonnen. Rund 40.000 Besucherinnen und Besucher aus ganz Baden-Württemberg werden bis Sonntag auf den Fildern südöstlich von Stuttgart erwartet. Pyrotechniker aus aller Welt nehmen teil und treten gegeneinander an. Am Sonntagabend wird von einer Fachjury ein Siegerteam gekürt.

"Feuerwerke machen glücklich"

"Feuerwerke sind Momente des Erstaunens. Sie erzeugen starke Emotionen ob ihrer Strahlkraft sowie des infernalischen Lärms. Sie vermitteln den Eindruck: Wir feiern gemeinsam, weil die Welt in Ordnung ist." Darüber denkt Hans-Peter Kleemann nach, Vorsitzender der Stuttgarter Gruppe des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) und Vizevorsitzender des Nabu Baden-Württemberg.

"Feuerwerke erzeugen Glücksgefühle."

Feuerwerke haben zwei Seiten

Hans-Peter Kleemann betont aber auch, dass Feuerwerke Quelle flächendeckender Bodenvergiftung und umfangreicher Luftverschmutzung seien. Sie führten - wie beispielsweise Kfz-Abgase - zu Krankheiten und der statistischen Verkürzung der Lebensdauer von Menschen. Sie schadeten insgesamt der Natur und verstörten die Tierwelt ebenso wie akustisch oder mental sensible Menschen, zum Beispiel aus Kriegsgebieten.

Kritik auch vom Landeswaldverband

"Pyrotechnik ist dazu geeignet, Landschaftsbrände auszulösen. Und diese Landschaftsbrände können sich bis in den Wald ausbreiten," erklärt Ulrich Potell, stellvertretender Geschäftsführer des Landeswaldverbands Baden-Württemberg. Wenn Feuerwerkskörper unmittelbar in den Wald niedergingen, könnten sie dort direkt ein Feuer entfachen. Durch die Dürresituation dieses Jahr genüge ein kleiner Funke im Wald, und das Feuer breite sich aus, so Potell gegenüber dem SWR.

"Tiefere Bodenschichten sind nach wie vor sehr trocken. Und das bedeutet auch, dass diese Böden sehr gefährdet sind gegenüber Feuer."

Feuerwerk entzündete Reifenlager

Dass ein Feuerwerk schnell einen Großbrand auslösen kann, hat sich erst vor wenigen Wochen bei einer Hochzeitsfeier in Gammertingen bei Sigmaringen gezeigt. Durch das Feuerwerk geriet ein angrenzendes Reifenlager in Flammen, zwei Tage war die Feuerwehr mit Löscharbeiten beschäftigt. Vier Menschen erlitten Rauchgasverletzungen, ein Mensch verletzte sich leicht bei einem Sturz. Der Schaden wird auf Millionenhöhe geschätzt.

Auch Umweltschützer schlagen Alarm

"Feuerwerke stellen mit ihrer enormen Feinstaubbelastung auch ein enormes Risiko für die Umwelt dar - aber wir Menschen als Teil der Umwelt leiden dann auch." Davon ist Marius Schweizer von der Stuttgarter Sektion der Fridays for Future überzeugt. Und zu allererst litten Risikogruppen darunter, wie zum Beispiel Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen.

"Wir brauchen eine saubere Luft zum Atmen, wir brauchen saubere Gewässer zum Trinken. Das heißt, wenn es der Umwelt schlecht geht, geht es uns auch schlecht."

Dennoch bringe es nichts, einzelnen Menschen Vorwürfe zu machen. Nötig seien politische Maßnahmen, die tatsächlich vor der Klimakatastrophe, vor Trockenheit, vor Hitzewellen schützten, ergänzt Marius Schweizer.

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Feuerwerk im Zweifelsfall absagen

Für Ulrich Potell vom Landeswaldverband bleibt in diesem Jahr aber vor allem die anhaltende Trockenheit das größte Risiko. Die Gefahr, die für den Wald und die Landschaft von Feuerwerken ausgehen könne, sei um ein Vielfaches erhöht. Deswegen appelliere er an alle Veranstalter von Feuerwerken, die Risikolage neu zu bewerten, nachzudenken und verantwortungsvoll zu handeln. "Im Zweifesfall ist es besser, so ein Feuerwerk abzusagen," betont der Vertreter des Landeswaldverbands.

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