In einem Bericht, der dem SWR vorliegt, bezeichnen die Rechnungsprüfer das Projekt als "unwirtschaftlich". Dieses Schreiben zu den weiteren S21-Risiken gibt es schon seit rund einem Jahr - jedoch blockieren das Bundesverkehrsministerium und die Deutsche Bahn diesen. Doch die Rechnungsprüfer wollen jetzt trotzdem damit an die Öffentlichkeit.
Demnach sei Stuttgart 21 mit einem Kostenvolumen von mittlerweile 8,2 Milliarden Euro nicht nur wesentlich zu teuer für den Nutzen, den die Allgemeinheit davon habe, sondern auch nicht "kostenehrlich". "Wir wissen ja bis heute nicht, ob das denn ausreichen wird", sagte Rechnungshofpräsident Kay Scheller im SWR.
Laut Scheller sind die Reserven aufgebraucht. Man habe es mit technischen und statischen Herausforderungen zu tun. Außerdem seien strenge Brandschutzanforderungen zu erfüllen - und das unter komplexen Bedingungen "Die Geologie, die Gesteine sind nicht einfach", so Scheller.
"Der Bund muss sich kümmern. Er muss einschreiten. Er kann nicht einfach nur zuschauen. Und angesichts dieser Entwicklung ist es eben fatal gewesen, dass der Bund die Bahn hat machen lassen und sich nicht gekümmert hat."
Besonders hart geht Scheller mit der Bundesregierung ins Gericht. Stuttgart 21 müsse als Teil der Infrastruktur einer genauen Kontrolle durch den Bund unterliegen. Der allerdings habe hier versagt.
Streitfragen: Was genau wird gebaut - und wer zahlt es?
Der SWR Bahnexperte Harald Kirchner beschreibt die Situation als "schwierige Gemengelage":
Zum einen habe man den Bundesrechnungshof, der den S21-Verantwortlichen Geldverschwendung vorwirft, zum anderen das Bundes- sowie das Landesverkehrsministerium, die Vorschläge für weitere Investitionen gemacht haben - beispielsweise einen zusätzlichen Tunnel oder einen unterirdischen Ergänzungsbahnhof. "Das heißt, man müsste noch einige Milliarden investieren, um das Zukunftsprojekt überhaupt zukunftsfähig zu machen", so Kirchner. Und darüber, wer auflaufende Kosten übernehmen soll, werde weiterhin gestritten.
"Im Moment wissen wir weder was genau gebaut werden wird, noch wer es bezahlen soll."
Einige der Gegner wollen laut Kirchner jetzt konstruktiv an die Streitpunkte herangehen. So fordern der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Fahrgastverband Pro Bahn einen neuen Runden Tisch. VCD und Pro Bahn hätten Vorschläge, wie man kostengünstigere Verbesserungen vornehmen kann. Aber: "Die Frage ist, ob diese Vorschläge überhaupt diskutiert werden", so Kirchner.